Augsburger Allgemeine (Land West)
Mehr Tempo für die zweite Hälfte
Halbzeitbilanz Hochwasserschutz und Feuerwehrhaus sind nach langen Vorgesprächen auf dem Weg. Doch die Bürgermeisterin fordert nun mehr Engagement und weniger Diskussionen vom Gemeinderat
Kutzenhausen
Die aktuelle Amtszeit ist für Silvia Kugelmann nicht einfach. Neben der fast zehn Jahre andauernden Diskussion um den richtigen Standort für das Feuerwehrhaus sorgten vor allem die Mobbing-Attacken gegen die Bürgermeisterin für Schlagzeilen. Die Geschehnisse haben Spuren hinterlassen, auch im Leben von Silvia Kugelmann. „Natürlich nimmt einem so etwas die Unbeschwertheit, aber ich werde mich nicht unterkriegen lassen“, sagt sie. Ratlos ist die Amtsinhaberin, woher der Hass in Kutzenhausen kommt, der sich vor allem an ihr entlädt. Immerhin hatte Kugelmann die letzte Wahl eindeutig für sich entschieden. Fast 70 Prozent der Wähler gaben der Bürgermeisterin 2014 ihre Stimme und damit gleichzeitig grünes Licht für eine zweite Amtszeit.
Heute, drei Jahre später, ist die politische Stimmung spürbar abgekühlt. Kugelmann sitzt in diesen Tagen in ihrem neuen Büro in einem funktionalen Container-Anbau im Rathaus und zieht Zwischenbilanz. Sie wirkt nachdenklich und ernst. Selbst die sonst so spontane Fröhlichkeit für das Foto will sich zunächst nicht einstellen. Erst im Gespräch ist die Entschlossenheit wieder da, als Kugelmann von ihren Ideen erzählt, den vielen Möglichkeiten, wie sich Kutzenhausen eines Tages verändern könnte. Es geht um Bildung, Jugend und Kultur, um Konzepte, die den regionalen Handel und die heimische Landwirtschaft fördern. Kugelmann brennt noch immer für ihre Gemeinde, auch wenn es um sie herum einsam geworden ist. Es fehle ihr an Unterstützung und an Menschen, die ihre Leidenschaft teilen, sagt sie. Zu Kugelmanns engstem Kreis ge- die Rathausmitarbeiter, um die sie sich sorgt, als handele es sich um die eigene Familie. Mehrere Krankheitsfälle führten zuletzt zu einem personellen Notstand. Über mehrere Tage hinweg wurde das Rathaus für den Publikumsverkehr geschlossen. Dabei galt die Lage sowieso schon als zugespitzt angesichts der dünnen Personaldecke und des ständigen Platzmangels. Selbst in der Küche steht ein Schreibtisch mit PC. Kugelmann nimmt es mit Ironie. „So was gibt’s sonst nirgends“, sagt sie bitter.
Die Bürgermeisterin wünscht sich Verständnis und Rückhalt, vor allem von ihrem Gemeinderat. „Ich will, dass wir alle an einem Strang ziehen und die Probleme anpacken.“Die vergangenen drei Jahre habe man zu lange unnötige Diskussionen geführt und „rumgeeiert“, sagt sie und führt als Beispiel den Hochwasserschutz an. „Für mich hat das Thema von Anfang an oberste Priorität gehabt. Schließlich ver- stärkt sich die Gefahr von Starkregen von Jahr zu Jahr.“Doch im Gemeinderat sah das nicht jeder so. In den Sitzungen sei die Hochwasserproblematik viel zu oft heruntergespielt worden, ärgert sie sich. Nun hat man sich endlich auf ein Maßnahmenpaket geeinigt.
Auch der Ortskern rückt damit wieder in den Fokus, denn für die innerörtliche Neugestaltung braucht es unter anderem einen funktionierenden Hochwasserschutz. Rund 1,5 Millionen Euro werden die baulichen Veränderungen kosten, um den Hauptort dauerhaft vom Wasser zu befreien. Eine halbe Million Euro fließt zusätzlich in den Schutz von Rommelsried. Die ersten Bauarbeiten haben bereits begonnen.
Kräftezehrend waren auch die Diskussionen in Sachen Feuerwehrhaus. Mit dem Beschluss zum Bau des neuen Gerätehauses auf dem Raiffeisengelände sollte der jahrelange Zank um den richtigen Standhören ort ein Ende haben. Für die von Kugelmann erhoffte Gesamtlösung mit integriertem Rathaus und Bauhof hat es aber nicht gereicht. Zu teuer, zu überdimensioniert, sagten die Kritiker. Das Feuerwehrhaus kommt jetzt als Solo-Gebäude, alles andere wurde vertagt. Auch die Zukunft des alten Raiffeisengebäudes ist wieder völlig offen. Die Wohncontainer am Rathaus könnten damit zum ständigen Provisorium werden. Kugelmann appelliert an den Gemeinderat, möglichst schnell eine Lösung zu finden. „Die aktuelle Situation darf kein Dauerzustand bleiben“, warnt sie.
Dabei behilft sich nicht nur die Gemeindeverwaltung gerade mit Alukästen. Auch im Garten des Kindergartens steht seit Neuestem ein Container als Erweiterung. Die Nachfrage an Kita-Plätzen ist groß, denn Kutzenhausen wächst. Das ist zunächst positiv, hat aber Auswirkungen auf die Infrastruktur. Kugelmann gibt zu bedenken: „Wenn der Zuzug und die Geburtenraten anhalten, müssen wir uns in puncto Kindergarten neu positionieren.“
Nun rückt ein weiteres Großprojekt auf die Tagesordnung. Das löchrige Freibad, das seit Jahren immer mehr Wasser verliert, soll komplett erneuert und ausgebaut werden. Wie schnell die Pläne realisiert werden und ob das Freibad seinen 50. Geburtstag nächstes Jahr in neuem Glanz feiert, hängt neben der Finanzierung auch von der Geschlossenheit und der Motivation des Gemeinderats ab. Bisher hat die Bürgermeisterin auf eine breite Mehrheit für Entscheidungen gesetzt. Klappt das nicht, muss es eben auch mal knapper zugehen.