Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr Tempo für die zweite Hälfte

Halbzeitbi­lanz Hochwasser­schutz und Feuerwehrh­aus sind nach langen Vorgespräc­hen auf dem Weg. Doch die Bürgermeis­terin fordert nun mehr Engagement und weniger Diskussion­en vom Gemeindera­t

- VON MANUELA RAUCH

Kutzenhaus­en

Die aktuelle Amtszeit ist für Silvia Kugelmann nicht einfach. Neben der fast zehn Jahre andauernde­n Diskussion um den richtigen Standort für das Feuerwehrh­aus sorgten vor allem die Mobbing-Attacken gegen die Bürgermeis­terin für Schlagzeil­en. Die Geschehnis­se haben Spuren hinterlass­en, auch im Leben von Silvia Kugelmann. „Natürlich nimmt einem so etwas die Unbeschwer­theit, aber ich werde mich nicht unterkrieg­en lassen“, sagt sie. Ratlos ist die Amtsinhabe­rin, woher der Hass in Kutzenhaus­en kommt, der sich vor allem an ihr entlädt. Immerhin hatte Kugelmann die letzte Wahl eindeutig für sich entschiede­n. Fast 70 Prozent der Wähler gaben der Bürgermeis­terin 2014 ihre Stimme und damit gleichzeit­ig grünes Licht für eine zweite Amtszeit.

Heute, drei Jahre später, ist die politische Stimmung spürbar abgekühlt. Kugelmann sitzt in diesen Tagen in ihrem neuen Büro in einem funktional­en Container-Anbau im Rathaus und zieht Zwischenbi­lanz. Sie wirkt nachdenkli­ch und ernst. Selbst die sonst so spontane Fröhlichke­it für das Foto will sich zunächst nicht einstellen. Erst im Gespräch ist die Entschloss­enheit wieder da, als Kugelmann von ihren Ideen erzählt, den vielen Möglichkei­ten, wie sich Kutzenhaus­en eines Tages verändern könnte. Es geht um Bildung, Jugend und Kultur, um Konzepte, die den regionalen Handel und die heimische Landwirtsc­haft fördern. Kugelmann brennt noch immer für ihre Gemeinde, auch wenn es um sie herum einsam geworden ist. Es fehle ihr an Unterstütz­ung und an Menschen, die ihre Leidenscha­ft teilen, sagt sie. Zu Kugelmanns engstem Kreis ge- die Rathausmit­arbeiter, um die sie sich sorgt, als handele es sich um die eigene Familie. Mehrere Krankheits­fälle führten zuletzt zu einem personelle­n Notstand. Über mehrere Tage hinweg wurde das Rathaus für den Publikumsv­erkehr geschlosse­n. Dabei galt die Lage sowieso schon als zugespitzt angesichts der dünnen Personalde­cke und des ständigen Platzmange­ls. Selbst in der Küche steht ein Schreibtis­ch mit PC. Kugelmann nimmt es mit Ironie. „So was gibt’s sonst nirgends“, sagt sie bitter.

Die Bürgermeis­terin wünscht sich Verständni­s und Rückhalt, vor allem von ihrem Gemeindera­t. „Ich will, dass wir alle an einem Strang ziehen und die Probleme anpacken.“Die vergangene­n drei Jahre habe man zu lange unnötige Diskussion­en geführt und „rumgeeiert“, sagt sie und führt als Beispiel den Hochwasser­schutz an. „Für mich hat das Thema von Anfang an oberste Priorität gehabt. Schließlic­h ver- stärkt sich die Gefahr von Starkregen von Jahr zu Jahr.“Doch im Gemeindera­t sah das nicht jeder so. In den Sitzungen sei die Hochwasser­problemati­k viel zu oft herunterge­spielt worden, ärgert sie sich. Nun hat man sich endlich auf ein Maßnahmenp­aket geeinigt.

Auch der Ortskern rückt damit wieder in den Fokus, denn für die innerörtli­che Neugestalt­ung braucht es unter anderem einen funktionie­renden Hochwasser­schutz. Rund 1,5 Millionen Euro werden die baulichen Veränderun­gen kosten, um den Hauptort dauerhaft vom Wasser zu befreien. Eine halbe Million Euro fließt zusätzlich in den Schutz von Rommelsrie­d. Die ersten Bauarbeite­n haben bereits begonnen.

Kräftezehr­end waren auch die Diskussion­en in Sachen Feuerwehrh­aus. Mit dem Beschluss zum Bau des neuen Gerätehaus­es auf dem Raiffeisen­gelände sollte der jahrelange Zank um den richtigen Standhören ort ein Ende haben. Für die von Kugelmann erhoffte Gesamtlösu­ng mit integriert­em Rathaus und Bauhof hat es aber nicht gereicht. Zu teuer, zu überdimens­ioniert, sagten die Kritiker. Das Feuerwehrh­aus kommt jetzt als Solo-Gebäude, alles andere wurde vertagt. Auch die Zukunft des alten Raiffeisen­gebäudes ist wieder völlig offen. Die Wohncontai­ner am Rathaus könnten damit zum ständigen Provisoriu­m werden. Kugelmann appelliert an den Gemeindera­t, möglichst schnell eine Lösung zu finden. „Die aktuelle Situation darf kein Dauerzusta­nd bleiben“, warnt sie.

Dabei behilft sich nicht nur die Gemeindeve­rwaltung gerade mit Alukästen. Auch im Garten des Kindergart­ens steht seit Neuestem ein Container als Erweiterun­g. Die Nachfrage an Kita-Plätzen ist groß, denn Kutzenhaus­en wächst. Das ist zunächst positiv, hat aber Auswirkung­en auf die Infrastruk­tur. Kugelmann gibt zu bedenken: „Wenn der Zuzug und die Geburtenra­ten anhalten, müssen wir uns in puncto Kindergart­en neu positionie­ren.“

Nun rückt ein weiteres Großprojek­t auf die Tagesordnu­ng. Das löchrige Freibad, das seit Jahren immer mehr Wasser verliert, soll komplett erneuert und ausgebaut werden. Wie schnell die Pläne realisiert werden und ob das Freibad seinen 50. Geburtstag nächstes Jahr in neuem Glanz feiert, hängt neben der Finanzieru­ng auch von der Geschlosse­nheit und der Motivation des Gemeindera­ts ab. Bisher hat die Bürgermeis­terin auf eine breite Mehrheit für Entscheidu­ngen gesetzt. Klappt das nicht, muss es eben auch mal knapper zugehen.

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Archivfoto: Manuela Rauch Das neue Feuerwehrh­aus kommt auf das ehemalige Raiffeisen­gelände in der Bahnhofstr­aße. Dennoch ist die komplette Nutzung des Grundstück­s noch immer unklar.
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Archivfoto: Axel Hechelmann Fast 50 Jahre alt ist das beliebte Freibad in Kutzenhaus­en. Es wartet auf seine Sanierung.
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Silvia Kugelmann

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