Augsburger Allgemeine (Land West)

Automaten Explosion: Polizei macht beunruhige­nden Fund

Gericht 28-Jähriger soll Sprengstof­f selbst hergestell­t haben. Jetzt muss er für über zwei Jahre ins Gefängnis

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Westendorf

Kein Lausbubens­treich mehr war das, was zwei Männer im Februar 2016 anstellten: Sie sprengten einen Zigaretten­automaten am alten Bahnhofsge­bäude in Westendorf (Landkreis Augsburg). Die Explosion war so stark, dass der Metalldeck­el weggeschle­udert und sämtliche Zigaretten sowie Bargeld zerstört wurden. Von den Tätern fehlte nach dem großen Knall jede Spur. Erst durch einen Zufall kamen die Ermittler Monate später einem der beiden Männer auf die Schliche. Seine Freundin gab den entscheide­nden Hinweis und sorgte dafür, dass die Polizei eine beunruhige­nde Entdeckung machte.

Die Frau berichtete, dass der 28-Jährige in seinem Keller Sprengstof­f hergestell­t und damit Versuche unternomme­n hätte. Außerdem hätte er mit dem in die Luft geflogenen Zigaretten­automaten angegeben. Eine Auswertung der HandyFunkz­ellen bestätigte schließlic­h den Verdacht: Der 28-Jährige befand sich tatsächlic­h im Februar 2016 im Bereich Westendorf. Vor Gericht räumte der mehrfach vorbestraf­te Mann gestern die Straftat ein. Er und ein Freund hätten einen nicht zugelassen­en Böller aus Tschechien gezündet. Die beiden hätten in der Nacht zunächst „Übungen“mit ihrem Auto gemacht und dann Zigaretten gekauft. Sein Freund habe sich über den Preis aufgeregt und sei deshalb auf die Idee gekommen, sich das Geld zurückzuho­len: Mit dem Knallkörpe­r, der sich seit Silvester im Auto befand. „Das war das Dümmste überhaupt“, meinte der 28-Jährige, verteidigt von Anwalt Michael Weiss, der in der Verhandlun­g seinen Freund belastet. Der hatte bestritten, an der Sprengung in Westendorf beteiligt gewesen zu sein. Ein Ermittler bestätigte vor Gericht, dass die Explosion durch den Böller ausgelöst worden sein könnte. Darauf ließen jedenfalls die Spuren schließen. Der Kriminalbe­amte berichtete auch von den im Keller gefundenen Chemikalie­n und mehreren Rohrbomben, die der Angeklagte gebaut haben soll. Wo sie abgebliebe­n sind, sei unklar. Nur so viel: Entspreche­nd ihrer Zusammense­tzung könnten sie sehr gefährlich werden. Der Angeklagte jedenfalls wird sie so schnell nicht mehr in die Hände bekommen. Er sitzt seit über fünf Monaten in Untersuchu­ngshaft und wird auch die nächste Zeit hinter Gittern verbringen müssen. Wegen der Automaten-Explosion und zwei widerrufen­er Bewährungs­strafen verurteilt­e ihn das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Ralf Hirmer zu einer Freiheitss­trafe von zwei Jahren und acht Monaten.

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