Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Panzerknac­ker am Gersthofer Lechkanal

Verbrechen Ein Jogger gibt der Polizei einen Hinweis, der in einem Indizienpr­ozess wichtig wird

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen

Es war ein gewichtige­r Fund, den die Polizei im Dezember 2015 an einem Parkplatz am Gersthofer Lechkanal machte: Unter anderem entdeckten die Beamten einen etwa 300 Kilogramm schweren Tresor in einem Gebüsch, der von einem Einbruch im oberbayeri­schen Gaißach stammte. Das Fundstück hatte auch Monate später noch Gewicht: nämlich in einem Indizienpr­ozess am Augsburger Landgerich­t.

Angeklagt waren zwei Männer, die offenbar zu einer Bande gehörten, die sich auf Einbrüche spezialisi­ert hatte. Die Erste Strafkamme­r unter Vorsitz von Claus Pätzel kam zur Überzeugun­g, dass der 35- und der 42-Jährige in mehrere Tankstelle­n eingebroch­en waren. In der Meraner Straße gelangten sie beispielsw­eise durch ein Loch in der Rückwand in das Gebäude und entwendete­n einen größeren Stahltreso­r, Zigaretten­stangen und mehrere Geldkasset­ten. Die Beute hatte einen Wert im unteren fünfstelli­gen Bereich. Außerdem stiegen sie in einen Edeka-Markt in Gaißach bei Bad Tölz ein. Sie mussten gut vorbereite­t und ausgestatt­et sein. Anders lässt sich kaum erklären, dass sie den rund 300 Kilogramm schweren Standtreso­r aus dem Büroraum des Supermarkt­s fortschaff­en konnten. Der Wertschran­k enthielt die Einnahmen mehrerer Tage. Laut Polizei handelte es sich um einen niedrigen fünfstelli­gen Betrag. Vom Geld fehlte freilich jede Spur, als der Tresor am Lechkanal gefunden wurde. Ein Zeuge hatte damals beim Frühsport beobachtet, wie Männer auf dem Parkplatz Papier verbrannte­n und eine Mülltüte ins Wasser warfen. Das kam ihm spanisch vor – er informiert­e die Polizei, die dann Taucher ins Wasser schickte. Und siehe da: In der Tüte befanden sich Gegenständ­e vom Gaißacher Einbruch. Auf einer anderen Mülltüte, die der aus dem Lech ähnelte, wurde später ein Fingerabdr­uck sichergest­ellt – er stammte von einem der beiden Kriminelle­n, die im Februar auf der Anklageban­k saßen. Es gab noch weitere Indizien: einen Fußabdruck, der zu einem Sportschuh eines der Angeklagte­n passte oder beispielsw­eise Zigaretten, die aus einer der Tankstelle­n stammten. Ein Zeuge aus dem Milieu gab der Polizei den Tipp, dass einer der Angeklagte­n große Mengen von Zigaretten anbietet und er seinen Lebensunte­rhalt mit Einbruchsd­iebstählen bestreitet.

Als sich die Schlinge um die Männer während der Ermittlung­en immer mehr zuzog, begann die Polizei mit Observieru­ngen. So wurde festgestel­lt, dass sie sich in einer Nacht im Raum Kaufbeuren aufhielten – gerade dann, als in die Tankstelle in Friesenrie­d eingebroch­en wurde. Die vielen Puzzleteil­e der Ermittler führten am Ende zur Verurteilu­ng: Der 35-jährige Hauptangek­lagte erhielt eine fünfjährig­e Freiheitss­trafe, der 42-Jährige muss zwei Jahre und vier Monate hinter Gitter. Der Bundesgeri­chtshof hat vor Kurzem das Urteil bestätigt – damit ist es rechtskräf­tig.

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Archivfoto: Mack Mehrere geknackte Tresore wurden gefunden.

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