Augsburger Allgemeine (Land West)

Zweimal werktags rollt die Karawane

Hunderte München-Pendler aus Königsbrun­n und dem Augsburger Süden fahren täglich nach Mering, um dort in den Zug zu steigen. Die Parkplätze dort sind übervoll. Doch auch an den Busverbind­ungen gibt es Kritik

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n/Mering Die Autokarawa­ne zieht über den Lech: jeden Werktagmor­gen ab etwa 5.30 Uhr von Königsbrun­n im Westen nach Mering im Osten. Ab dem frühen Nachmittag wandert die Blechschla­nge dann in die andere Richtung, heim nach Königsbrun­n, in den Augsburger Süden oder nach Bobingen. Viele Menschen ärgert das – die Pendler, die in Mering kaum Parkplätze finden; die Meringer, deren Wohngebiet­e zugeparkt werden; und die Menschen, die gerne häufiger den Bus nehmen würden, aber kein passendes Angebot finden. Durch die Ansiedlung von Honold bei St. Afra droht der Verkehr noch mehr zu werden. Von einem drohenden Nadelöhr ist die Rede. Doch was tun?

Der Markt Mering hat schon reagiert und sowohl am Haltepunkt St. Afra und am Bahnhof im Ort mehr Stellplätz­e für die Pendler-Autos geschaffen. Denn die Anwohner beklagten zugeparkte Wohnstraße­n in Bahnhofsnä­he, bei St. Afra stellten Pendler ihre Autos auf Feldwegen ab. Entlastung gebracht haben die neuen Parkplätze aber nur für kurze Zeit, sagt Merings Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler: „Wir haben an die 700 Pendlerpar­kplätze gebaut und es reicht immer noch nicht“.

Und auch das ÖPNV-Angebot befriedigt nicht alle Bedürfniss­e. Einer derjenigen, die sich über den Busverkehr ärgern, ist Milan Held. Der Königsbrun­ner fährt jeden Tag zur Arbeit nach München und wieder nach Hause. Seine Kritik: Die Busse der Linie 100 bedienen nicht alle Züge aus München, was Wartezeite­n bedeutet. Auch stößt ihm auf, dass an Freitagnac­hmittagen das Busangebot ausgedünnt wird und die Wartezeite­n damit noch länger ausfallen, sagt Held: „Und wenn ein Zug aus München mehr als acht bis zehn Minuten Verspätung hat, warten die Busfahrer am Meringer Bahnhof nicht, sondern fahren leer nach Königsbrun­n“. Für dieses Angebot seien die 75 Euro im Monat sehr teuer, zumal am Wochenende gar kein Bus nach Mering fährt.

Doch wie lässt sich die Situation verbessern? An Hans-Dieter Kandler wurden schon Forderunge­n herangetra­gen, noch mehr Parkplätze zu bauen. Doch der Bürgermeis­ter winkt ab: „Ein Stellplatz kostet etwa 5000 Euro. Bei allem Respekt sehe ich nicht, dass wir noch einmal so viel Geld aus unserer Gemeindeka­sse für Ortsfremde ausgeben.“Mering habe genug eigene Projekte, um die man sich kümmern müsse.

In Königsbrun­n besteht durchaus Interesse, eine bessere Verbindung mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu schaffen. Bürgermeis­ter Franz Feigl hat schon einmal mit den Verantwort­lichen des AVV über eine Schnellbus­linie zwischen Bobingen, Königsbrun­n und Mering gesprochen. Die Königsbrun­ner wollten aber einen Halt im Zentrum, der AVV vertrat die Haltung, dass der Weg durch die Stadt zu lange dauert und der Schnellbus Königsbrun­n nur im Süden streifen kann, damit es sich lohnt, sagt Feigl.

Momentan gibt es keine Gespräche, doch der Bürgermeis­ter möchte den Faden bald wieder aufnehmen und rief zuletzt beim Neujahrsem­pfang Landrat Martin Sailer auf, gemeinsam alle Optionen auszuloten. Auch Investitio­nen der Stadt in neue Haltestell­en oder einen Pendlerpar­kplatz sind für den Bürgermeis­ter grundsätzl­ich durchaus vorstellba­r, wenn das Gesamtpake­t passt. Eine zusätzlich­e Mittagsver­bindung der Linie 100 sei gut angenommen worden. Die Grünen in Königsbrun­n und Mering setzen sich zudem für eine Fahrradsch­nellstraße zwischen beiden Orten ein.

Wie viele Menschen derzeit schon den Bus nutzen, dazu kann der AVV nur begrenzt Daten liefern. Morgens und am Nachmittag verzeichne man 100 bis 150 Abokunden, Zahlen über Einzelfahr­scheine oder Monatskart­en liegen nicht vor, teilt die Pressestel­le mit. Damit sich eine Linie lohnt, sind für den Landkreis Augsburg fünf bis zehn regelmäßig­e Nutzer Voraussetz­ung. Einen zusätzlich­en Haltepunkt in St. Afra sieht man beim AVV als wenig sinnvoll an. Denn in Mering selbst halten alle Regionalzü­ge zwischen München und Augsburg, zudem können die Fahrgäste dort auch auf andere Buslinien umsteigen.

Umfragen, wie die Kunden mit dem Angebot zufrieden sind, gibt es bislang nicht. Erhebungen unter den Autofahrer­n, wie man sie zum Umsteigen auf den Bus bewegen könnte, gab es bislang aus Budgetgrün­den auch nicht. Es sieht so aus, als würde die Karawane noch einige Zeit weiter über den Lech ziehen.

 ?? Archivfoto: Hermann Schmid ?? Morgens und am Nachmittag wird es auf der Straße zwischen Königsbrun­n und Me ring richtig voll.
Archivfoto: Hermann Schmid Morgens und am Nachmittag wird es auf der Straße zwischen Königsbrun­n und Me ring richtig voll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany