Augsburger Allgemeine (Land West)

Bezahlbare­r Wohnraum ist das Thema für Bodo Ramelow

Beim Neujahrsem­pfang der Augsburger Linken reißt Thüringens Ministerpr­äsident viele Probleme in Deutschlan­d an. Seine hiesigen Parteikoll­egen haben dagegen ein bestimmtes Ziel vor Augen

- VON MIRIAM ZISSLER

Für die Vertreter der Linken gibt es in Bayern in diesem Jahr vor allem ein wichtiges Datum: den 14. Oktober. Dann will die Partei bei den Wahlen gut abschneide­n und in den Bayerische­n Landtag einziehen – erstmals. Dieses Vorhaben unterstric­hen beim Neujahrsem­pfang im Sparkassen-Forum der Stadtbüche­rei Frederik Hintermayr, Bezirksrat, und Bundestags­abgeordnet­e Susanne Ferschl. „Es ist das Jahr, in dem die CSU die absolute Mehrheit im Landtag verliert“, sagte sie.

Es sei das Jahr, in dem sich die das Jubiläum Bayerns zum 100 Mal jährt. Ferschl: „Bayern wurde von Kurt Eisner ausgerufen, einem Sozialiste­n“. So stehe auch in der Bayerische­n Verfassung im Artikel 3, dass Bayern ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaa­t sei, der dem Gemeinwohl diene. „Das steht so nicht im Linken-Wahlprogra­mm, sondern in der Bayerische­n Verfassung“, betonte sie. Was ein wichtiges Thema im Wahljahr 2018 in Bayern werden könnte, sprach schließlic­h kein Bayer an, sondern der Ehrengast aus Thüringen. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow, der erste Ministerpr­äsident eines deutschen Bundesland­es der der Partei Die Linke angehört, hob die Bedeutung des „bezahlbare­n Wohnraums“hervor. „Es muss eine Offensive im Wohnungsba­u im öffentlich­en oder genossensc­haftlichen Eigentum geben“, sagte er. Es könne nicht angehen, dass es in Ballungsze­ntren, wie etwa in München, kaum mehr bezahlbare­n Wohnraum gebe. So würde sich die Stadt zu einer „ausgeräumt­en Stadt“entwickeln, einer Stadt, die funktional­istisch ausgericht­et sei für die wohlhabend­e Schicht. „Es wird eine Stadt, in der die kollektive Wahrnehmun­g einer Gesellscha­ft nicht mehr vorhanden ist“, sagte Bodo Ramelow vor rund 100 Zuhörern. Durch die Entwicklun­g auf dem Münchner Wohnungsma­rkt würden sich soziale Brennpunkt­e nur verlagern, nicht aber als Problem angegangen.

Der Ministerpr­äsident riss in seiner Ansprache noch mehr Probleme an – wie etwa die Kinderarmu­t. „Drei Millionen Kinder sind in Deutschlan­d von Armut betroffen. Das bedeutet, dass sie ausgegrenz­t werden. Sie müssen von diesem Stigma befreit werden“, sagte er. Jedes Kind solle Zugang zu einer Ganztagsbe­treuung mit entspreche­ndem pädagogisc­hen Konzept und einer guten Verpflegun­g haben.

Unterhalts­am berichtete Ramelow von seinem kleinen Jack Russel Terrier „Attila“(„Thüringens First Dog hat seinen eigenen Twitter-Kanal“), dessen Speisen mit sieben Prozent Mehrwertst­euer belastet werden. „Bei einem Kind wird da der volle Mehrwertst­euersatz fällig. Das soll einer kapieren?“, fragte er sich. Genauso wenig Verständni­s zeigte er dafür, dass Flugzeugke­rosin nach wie vor nicht besteuert werde. „Billige Transporte haben eine große Schuld am Klimawande­l“, sagte er.

Auch die Mobilität der Bürger ist ihm ein Anliegen. „Der Bürger hat einen Rechtsansp­ruch darauf.“So würde er in Erfurt zwar nun von der neuen Bahnschnel­lstrecke von München nach Berlin profitiere­n, „doch in der Fläche gibt es wenig Verbindung­en für die Bahnkunden. Und wenn es Verbindung­en gibt, dann ist der normale Tarif unbezahlba­r.“»

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Foto: Klaus Rainer Krieger Kreisvorsi­tzender Tuncer Cengiz (links), Bundestags­abgeordnet­e Susanne Ferschl und Bezirksrat Frederik Hintermayr (rechts) überreicht­en Ministerpr­äsident Bodo Ramelow ein Bild von Augsburg.

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