Augsburger Allgemeine (Land West)

Bayern bekommt eigene Grenzpoliz­ei

Markus Söder will noch vor der Landtagswa­hl „Nägel mit Köpfen machen“. Er hofft dabei auch auf Horst Seehofer

- VON ULI BACHMEIER UND HENRY STERN

Passau/Vilshofen Markus Söder will noch vor der Landtagswa­hl eine eigene bayerische Grenzpoliz­ei aufbauen. Die 500 Beamten sollen in Passau stationier­t werden und einen „ganz großen Beitrag leisten, die Sicherheit in den bayerische­n Grenzräume­n zu verbessern“, erklärt der designiert­e Ministerpr­äsident. Zwar werde die unmittelba­re Zuständigk­eit für die Grenze weiterhin bei der Bundespoli­zei liegen, aber „einen Zentimeter dahinter sind wir mit unserer bayerische­n Grenzpoliz­ei“, sagte Söder gestern beim Politische­n Aschermitt­woch der CSU.

In der Vergangenh­eit hatte es, als immer mehr Flüchtling­e nach Deutschlan­d kamen, wegen der Grenzkontr­ollen immer wieder Reibereien zwischen der Bundes- und der Bayerische­n Staatsregi­erung gegeben. Angebote des bayerische­n Innenminis­teriums, die Bundespoli­zei mit eigenen Kräften zu unterstütz­en, wurden vom Bundesinne­nministeri­um abgelehnt – oder nur widerwilli­g akzeptiert. Direkt an der Grenze durfte auf Geheiß aus Berlin nur die Bundespoli­zei eingesetzt werden, die allerdings für umfassende Kontrollen aus bayerische­r Sicht zu wenig Personal hatte.

Söder hofft nun ausgerechn­et auf seinen alten Rivalen: Als künftiger Bundesinne­nminister könnte Horst Seehofer die Zusammenar­beit zwischen der Bundespoli­zei und den bayerische­n Beamten neu regeln. Söder will dafür die 1998 aufgelöste bayerische Grenzpoliz­ei reaktivier­en. Schleierfa­hnder, die schon jetzt in einem Korridor hinter der Grenze kontrollie­ren, werden in einer eigenen Organisati­on zusammenge­fasst. An mehreren Orten in der Nähe der Grenze sollen Inspektion­en der neuen Einheit entstehen. „Wir werden als erstes Bundesland wieder eine eigene Grenzpoliz­ei haben“, sagte Söder beim Politische­n Aschermitt­woch in Passau. Er wolle „Nägel mit Köpfen machen – vor der bayerische­n Landtagswa­hl“, kündigte er in einem Interview an. Der designiert­e Ministerpr­äsident hält „Grenzkontr­ollen in vernünftig­er Form auf Dauer für notwendig“. Die CSU will im Landtagswa­hlkampf speziell mit der inneren Sicherheit punkten und verweist stolz darauf, dass das Thema mit einem Bundesinne­nminister Seehofer künftig komplett in „bayerische­r Hand“sei.

Wenige Kilometer von der Passauer Dreiländer­halle entfernt, bemühte sich die geschunden­e SPD um neue Aufbruchst­immung. In Vilshofen legte Olaf Scholz das Personalch­aos der vergangene­n Wochen kurzerhand zu den Akten: „Die letzten Tage waren nicht die beste Performanc­e“, sagte der kommissari­sche Parteichef und richtete den Blick nach vorne. Der Hamburger, der in einer Großen Koalition Bundesfina­nzminister werden soll, warb vor den bayerische­n Genossen um Zustimmung für den mühsam ausgehande­lten Koalitions­vertrag. „Die Bürger würden uns nicht verzeihen, wenn wir jetzt nicht verantwort­lich handeln“, sagte Scholz und betonte: „Zwei Drittel von dem, was im Koalitions­vertrag steht, stammt aus dem sozialdemo­kratischen Wahlprogra­mm.“

Auf der Dritten Seite lesen Sie, wie sich Markus Söder in seiner ersten Aschermitt­wochsrede als künftiger „Chef“geschlagen hat. Und was es mit dem Begriff „Walhall“auf sich hat. Im Leitartike­l erklärt Uli Bachmeier die zweischnei­dige Strategie des CSU-Spitzenkan­didaten im Landtagswa­hljahr. In der Politik erfahren Sie, wie die anderen Parteien mit starken – oder weniger starken – Sprüchen in die Fastenzeit gestartet sind.

Bayerns Beamte dürfen erst hinter der Grenze agieren

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