Augsburger Allgemeine (Land West)

Lästern über die Problemzon­en

Zweimal im Jahr gibt es bei der Feuerwehr in Hennhofen einen speziellen Höhepunkt

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Altenmünst­er Hennhofen Gar mancher der 150 Besucher im ausverkauf­ten Gemeinscha­ftshaus im Altenmünst­erer Ortsteil Hennhofen überlegte sich, noch bevor die vier Protagonis­ten der Kabarettgr­uppe Die Problemzon­en die Bühne betraten, wo die eigenen „Problemzon­en“oder die der anderen Gäste zu finden und zu sehen sind. Kleine Fettpölste­rchen am Bauch, an den Oberschenk­eln oder am Allerwerte­sten – mitunter wurde darüber im kleinen Kreis ganz offen gesprochen. So auch auf der Bühne: Monika Mayr, Christa Wiest, Bernhard Uhl und Wolfgang Haschner nehmen bei ihrem dreistündi­gen Programm auf überhaupt nichts Rücksicht. Schon gar nicht, wenn es um die Ernährung geht. Sie besingen mit dem Titel „Du bist, was du isst“die Essgewohnh­eiten wie „Huhn, Schwein und Kuh – gehör’n dazu“.

Der Vorsitzend­e der gastgebend­en Feuerwehr Hennhofen, Stefan Litzel, ist bei der Begrüßung ehrlich genug, um zu behaupten, „dass wir alle selbst genug Problemzon­en“hätten. Er erhoffte sich deshalb von der Gruppe aus Rain am Lech viele hilfreiche Tipps.

Und die bleiben nicht aus. Vor allem für die Frauen. Unter anderem wird den Männern im Saal erklärt, dass Frauen keinen Speck haben, häufig aber „erotische Nutzfläche­n“. Als sich Monika Mayr und Christa Wiest plötzlich im altmodisch­en Kleidersch­ürzel der 60er-Jahre und mit einem fast schon Angst einjagende­n und halb herausgefa­llenen Gebiss zeigen, bemitleide­n sie sich in einem weiteren Song selbst. Als Melodie muss Nickis „I bin a bayerische­s Cowgirl“herhalten. Die beiden Damen der Problemzon­en haben den einstigen Erfolgssch­lager neu getextet. Sie seufzen musikalisc­h: „I bin a gräusliche­s Weibsbild – oh je, i bin ed scheee!“

Geschickt versteht es die Gruppe, als Grundlage für ihre hintersinn­igen Sticheleie­n bekannte Ohrwürmer von Abba, Andrea Berg („Ich hab mich tausendmal gewogen“) oder Andreas Gabalier mit umgeschrie­benen Texten vorzutrage­n. Natürlich gibt es auch immer wieder verbale Kostproben in Form von zahlreiche­n Witzen.

Dass es im Alltag nicht nur Problemzon­en am eigenen Körper gibt, sondern immer wieder Probleme ganz allgemein auftreten, zeigen Die Problemzon­en deutlich auf. Wie befreiend die Erkenntnis eines „anonymen Tupperers“sein kann, endlich „enttuppert“zu sein, wird so manchem weiblichen Gast klar. Ihm wird der Spiegel vor Augen gehalten. Auch wenn kein Platz im Schrank vorhanden ist, werde die angepriese­ne Neuheit trotzdem gekauft. Beim Umgang mit dem Handy heißt der passende Song „Ich drück dich und wisch dich“.

Schließlic­h bekommen auch Helikopter­eltern und die Politiker ihr Fett ab, und natürlich werfen die Protagonis­ten ganz aktuell einen Blick auf die neue GroKo in Berlin. 160 Tage, 16 Stunden und 44 Minuten habe es gedauert, ehe Klarheit herrschte, was nun kommen wird. Unter anderem widmen Die Problemzon­en Martin Schulz ein Abschiedsl­ied, in dem es heißt: „Von Parteigeno­ssen in den Wind geschossen, kannst du jetzt nach Hause geh’n, freue dich auf Würselen.“Es ist für das Publikum, das zu Beginn von den Kabarettis­ten mit einem Chorgesang die Hymne „Hennhofen“zu hören bekommt, einer von vielen Höhepunkte­n des Abends, bei dem viele Bereiche des täglichen Lebens charmant auf den Arm genommen werden.

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Foto: Günter Herdin Bernhard Uhl, Monika Mayr, Christa Wiest und Wolfgang Haschner (von links) sind Die Problemzon­en.

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