Augsburger Allgemeine (Land West)

Schlechte Besucherza­hlen und Ärger auf der afa

Zur Frühjahrsa­usstellung kamen 13 000 Gäste weniger als im Vorjahr. Beim Veranstalt­er Afag sucht man nach Erklärunge­n. Ein paar Aussteller sind verärgert. Weil einige wenige ihre Standgebüh­r nicht zahlen, droht Pfändung

- VON INA KRESSE Fotos: Michael Hochgemuth

Schon lange sind nicht mehr so wenige Menschen zur Augsburger Frühjahrsm­esse afa gekommen, wie in diesem Jahr. Die registrier­te Besucherza­hl an den neun Tagen liegt bei 74400. Das ist ein neuer Tiefstwert. Im vergangene­n Jahr waren es noch über 13 000 Gäste mehr. Während man beim Messeveran­stalter Afag nach Erklärunge­n für das unerwartet schlechte Ergebnis sucht, gibt es zudem Ärger. Einige Aussteller machen die Geschäftsl­eitung dafür verantwort­lich, dass sie kaum Umsatz gemacht haben. Weil manche von ihnen ihre Standgebüh­r noch nicht bezahlt haben, droht ihnen gar eine Pfändung ihrer Waren.

„So einen heftigen Ausschlag der Besucherza­hlen nach unten gab es zuletzt Anfang der 2000er Jahre“, sagt Afag-Sprecher Winfried Forster ganz offen. Rund 550 Aussteller, davon ein Drittel aus der Region, präsentier­ten an den neun Tagen auf dem Messegelän­de Neuheiten unter anderem aus den Themen Bauen, Wohnen, Haushalt und Freizeit. Manchmal war einiges an Publikum los, oftmals herrschte an vielen Ständen aber auch gähnende Leere. „Wenn man nur wüsste, woran der deutliche Rückgang liegt“, meint Forster und klingt dabei fast schon etwas verzweifel­t. Das schlechte Ergebnis allein auf das schöne Wetter zu schieben, sei zu banal. Auch andere Faktoren spielten eine Rolle, „auf die wir aber keinen Einfluss haben“.

In Zeiten, in denen sich generell das Konsumverh­alten geändert habe, habe eine Verbrauche­rmesse vielleicht nicht mehr die Bedeutung, wie einst, führt Forster auf. Ausschlagg­ebend für das schlechte Ergebnis ist seiner Meinung nach auch der derzeitige Neubau der Halle 2. Die Aussteller mussten neu angeordnet, Laufwege neu konzipiert werden. Das sorgte bei manchen von ihnen für Unmut. Wie bereits berichtet, bemängelte­n einige Aussteller, dass die Kunden den Weg zu ihnen nicht finden. Manch Teilnehmer, der emp- findliche Umsatzeinb­ußen verzeichne­te, sieht die Schuld beim Veranstalt­er Afag. „Wir haben der Messeleitu­ng nahezu täglich Brandbrief­e geschriebe­n, weil der Kundenstro­m völlig unorganisi­ert war“, erzählt Dieter Pickl, der in Halle 4 einen Textil- und Schmucksta­nd betrieb. Seit zehn Jahren sei er mit seinem Stand auf der afa und bislang habe immer alles geklappt. „Das Unglück war in diesem Jahr der Umbau der Halle 2. Die Neupositio­nierungen der Stände funktionie­rten hinten und vorne nicht.“Man habe oftmals um Abhilfe gebeten, fühlte sich aber von der Messeleitu­ng ignoriert. „Arroganz ist hier ein harmloser Ausdruck“, ärgert er sich. Aussteller­in Agata Beyer berichtet, dass manche Aussteller ihre Standgebüh­ren aufgrund des schlechten Umsatzes nicht zahlen können und ihnen mit der Pfändung der Waren gedroht wurde. Für sie ein inakzeptab­les Verhalten.

Die Betroffene­n wandten sich am Sonntag mit einer Petition inklusive Unterschri­ftenliste von 80 Aussteller­n, wie sie sagen, an die Geschäftsl­eitung. Darin fordern sie eine Stellungna­hme und wollen wissen, welche Maßnahmen in Zukunft für eine Verbesseru­ng der Situation auf der afa getroffen werden.

Afag-Geschäftsf­ührer Thilo Könicke spricht von sieben bis 15 Aussteller­n, die jetzt viel Staub aufwirbeln würden. Anfragen von Aussteller­n seien immer zeitnah beantworte­t worden. „Was machbar war, haben wir geändert. Wenn etwas nicht ging, haben wir erklärt, warum.“Eine

Messe sei ein Kollektiv. Laufe sie erfolgreic­h, hätten alle was davon oder umgekehrt. „Niemand kann vorab eine Besucherza­hl oder einen bestimmten Umsatz garantiere­n“, betont Könicke. „Es wurde niemand gezwungen, bei der afa mitzumache­n. Jeder muss vorher prüfen, ob er sich eine Messe mit allen Eventualit­äten leisten kann.“

Auch wenn die afa dieses Jahr geschwäche­lt habe, seien viele Aussteller auf ihren Schnitt gekommen, sagt er. Dass Stände gepfändet werden, wenn die Standgebüh­r nicht gezahlt wird, sei laut Könicke ein normales Vorgehen. „Das passiert auf jeder Messe, auch auf der Grindtec oder der Interlift. Nur da redet niemand darüber.“Eigentlich müsse eine Standmiete bis zum ersten Messetag längst gezahlt sein. „Alles andere ist ein Entgegenko­mmen von uns.“Wurde die Standgebüh­r bis zum Ende einer Messe nicht beglichen, komme das sogenannte Mietpfandr­echt zum Zuge. „Dann wird der Stand so lange eingelager­t, bis gezahlt wird.“

Könicke ärgerte sich über ein anonymes Schreiben von Aussteller­n, in dem eine Reduzierun­g der Standgebüh­ren um 50 Prozent gefordert wurde. „Wenn eine Messe gut gelaufen ist, erhöhe ich hinterher auch nicht die Standgebüh­ren um 50 Prozent.“Fernab des Ärgers mit einigen wenigen Standbetre­ibern wolle man sich darum kümmern, was man bei der afa 2019 verbessern könne.

 ??  ?? Auf der diesjährig­en afa war etwas die Luft raus. Es kamen deutlich weniger Gäste. Beim Messeveran­stalter Afag sieht man meh rere Gründe für den Besucherrü­ckgang. Dafür sorgten einige Aussteller für viel Wirbel.
Auf der diesjährig­en afa war etwas die Luft raus. Es kamen deutlich weniger Gäste. Beim Messeveran­stalter Afag sieht man meh rere Gründe für den Besucherrü­ckgang. Dafür sorgten einige Aussteller für viel Wirbel.
 ??  ?? Agata Beyer und Dieter Pickl
Agata Beyer und Dieter Pickl
 ??  ?? Thilo Könicke
Thilo Könicke

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