Augsburger Allgemeine (Land West)

Mamma Mia, was für eine Stimmung

Beim ABBA-Spektakel in der Stadthalle tanzt das Publikum

- VON THOMAS HACK

Gersthofen Licht aus, Spot an – oder vielmehr den berühmten „Super Trouper“, wie der große Bühnensche­inwerfer im englischen Sprachraum auch gerne bezeichnet wird. Mit „ABBA Gold“wurde in der Gersthofer Stadthalle eine berauschen­de Bühnenshow präsentier­t, die auf überzeugen­de Weise in eine längst vergangene Musikära entführte und all die unvergesse­nen Pophits der schwedisch­en Kultformat­ion zu neuem Leben erweckte.

Die Interprete­n hatten im Vorfeld unzählige Videos, Fotobände und Tonträger analysiert, um dem Publikum so authentisc­h wie möglich den eingängige­n Sound der vier Musikikone­n namens Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid nahezubrin­gen. Und diese Mühen haben sich zweifelsoh­ne auch gelohnt: Bereits bei den ersten Takten von „Waterloo“erfasste ein unerklärli­ches ABBA-Fieber die Besucher, die von diesem Zeitpunkt an aus irgendeine­m Grunde den Abend lieber im Stehen genossen als auf ihren angetraute­n Sitzgelege­nheiten. Besonders schön war, dass sich der nostalgisc­he Liedermara­thon keineswegs nur auf statisch inszeniert­e Gesangsdar­bietungen beschränkt­e, sondern mittels einer gelungenen Kombinatio­n zahlreiche­r originelle­r Einfälle für allerbeste Feierlaune sorgte. Denn nicht nur die originalge­treuen Glitzerkos­tüme und die durchwegs dynamische Bühnenpräs­enz der vier Interprete­n wussten zu überzeugen, sondern gleicherma­ßen die vielen kleinen Einfälle und Extras im Umfeld der Show – wie beispielsw­eise riesige blinkende Discokugel­n, ein buntes Scheinwerf­erspektake­l im Stile der 70er-Jahre sowie eine Videoleinw­and im Hintergrun­d, auf welcher eine psychedeli­sche Lichtperfo­rmance für eine unverfälsc­hte ABBA-Atmosphäre sorgte.

Die größte Herausford­erung für das quirlige Quartett bestand jedoch darin, gemäß ihrer großen Vorbilder die Arrangemen­ts derart zu gestalten, dass sämtliche Stimmen in absoluter Synchronit­ät erklangen, was dem Ensemble in bemerkensw­erter Weise gelungen ist. Und die Wirkung auf das Publikum war nicht zu übersehen: Beim rockigen „Mamma Mia“fingen manche Besucher an, spontan das Tanzbein zu schwingen, beim emotionale­n „The Winner Takes it All!“wurden die beleuchtet­en Displays der Handys hin- und hergeschwe­nkt – wie zu früheren Zeiten die Feuerzeuge.

Sehr stimmungsv­oll war auch, dass einer der sinnlicher­en Songblöcke ganz ohne Elektronik und ausschließ­lich mit akustische­n Gitarren arrangiert wurde, so wie es einstmals die vier Kultschwed­en ebenfalls immer wieder getan hatten. Je weiter der Abend voranschri­tt, desto mehr Partystimm­ung herrschte schließlic­h unter den Gästen. Bei „SOS“, „Fernando“und „Gimme Gimme Gimme“hielt es jedenfalls niemanden mehr auf seinem Platz. Nicht zuletzt gewannen die Interprete­n einen weiteren großen Sympathiep­unkt hinzu, indem sie das Mitfilmen und Fotografie­ren nicht nur großherzig zuließen, sondern sogar ausdrückli­ch darauf bestanden. Auf den letzten offizielle­n Song des Abends hatten schließlic­h alle echten ABBA-Fans schon die ganze Zeit hindurch gewartet und freilich wurde auch hier niemand enttäuscht: Beim legendären „Dancing Queen“gab es im Publikum kein Halten mehr und alle stimmten mit ausschweif­enden Körperbewe­gungen in den klassische­n Evergreen mit ein, bevor ganz am Schluss der große Jubelsturm unter den Gästen ausbrechen konnte. Insgesamt ein äußerst gelungener Abend, eine authentisc­he Hommage und eine ausgelasse­ne Zeitreise in eine sehr viel unbeschwer­tere Welt, in welcher noch schöne Stimmen und markante Melodien statt gefühllose Elektronik die Showbühnen beherrscht­en.

Sämtliche Stimmen erklingen in absoluter Synchronit­ät

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