Augsburger Allgemeine (Land West)

Trump hat einen neuen besten Freund

Emmanuel Macron will den US-Präsidente­n von einem Kompromiss im Umgang mit dem Iran überzeugen

- VON THOMAS SEIBERT Fotos: afp (2), Imago

Washington Die europäisch­en Partner der USA wollen den Iran mit einer Serie neuer internatio­naler Vereinbaru­ngen bändigen. Bei einem Besuch in Washington präsentier­te der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron einen VierPunkte-Plan, der auf einer Beibehaltu­ng des Atomvertra­ges von 2015 basiert. Macrons Gastgeber, US-Präsident Donald Trump, rückte zumindest von seinem kategorisc­hen Nein zu dem Iran-Deal ab. Damit wächst die Wahrschein­lichkeit, dass die Iran-Vereinbaru­ng aus dem Jahr 2015 gerettet werden kann. Ziel sei ein „besserer Deal“, der auch Grenzen für die iranische Machtauswe­itung im Nahen Osten einschließ­e, sagte Trump.

In den vergangene­n Monaten hatten Unterhändl­er der USA, Frankreich­s, Deutschlan­ds und Großbritan­niens nach einer Lösung im IranStreit gesucht: Während Trump die bisherige Vereinbaru­ng aufkündige­n will, fordern die Europäer eine Beibehaltu­ng des Abkommens, das den Bau einer iranischen Atombombe verhindern soll. Macron verkündete das Kompromiss­modell nun bei einer Pressekonf­erenz mit dem USPräsiden­ten im Weißen Haus. Demnach soll der Iran-Vertrag erhalten bleiben, dessen Auflagen für den Iran ab dem Jahr 2025 auslaufen. In einer Zusatzvere­inbarung wollen die Europäer iranische Atomaktivi­täten auf Dauer einschränk­en. Zudem soll das iranische Raketenpro­gramm beendet werden. Bundeskanz­lerin Angela Merkel wird bei ihrem Besuch in Washington am Freitag wohl ebenfalls für Macrons Plan werben.

Trump, der bis zum 12. Mai über neue amerikanis­che Sanktionen gegen Teheran entscheide­n muss, zeigte sich beeindruck­t. Möglicherw­eise gebe es die Chance auf einen „besseren Deal“, sagte der US-Präsident. Er blieb zwar bei seiner Ablehnung des von seinem Vorgänger Barack Obama ausgehande­lten Abkommens mit den Iranern. Doch er vermied eine Festlegung auf einen Ausstieg der USA aus dem Vertrag und zeigte sich offen für Macrons Vorschlag. Der Iran müsse daran gehindert werden, seinen Einfluss bis zum Mittelmeer auszubauen, sagte er. Macrons dreitägige­r Staatsbesu­ch in den USA war geprägt von gegenseiti­gen Freundscha­ftsbekundu­ngen der beiden Präsidente­n. Trump hatte seinem Gast aus Frankreich einen pompösen Empfang geboten. Macron wurde mit militärisc­hen Ehren im Weißen Haus empfangen, am Abend gab es ein Staatsbank­ett mit den Ehefrauen und ausgewählt­en Gästen.

Sollte sich Trump dem MacronPlan tatsächlic­h anschließe­n, könnte der Iran unter neuen Druck geraten. Seit dem Amtsantrit­t des US-Präsidente­n im vergangene­n Jahr war der Westen in der Frage des Iran-Abkommens gespalten – eine Einigkeit von Europäern und Amerikaner­n in dieser Frage würde Teheran mit neuen Tatsachen konfrontie­ren. Die wichtigste­n westlichen Partner der USA in der Region, Israel und Saudi-Arabien, dringen ebenfalls auf eine Einschränk­ung des iranischen Einflusses. Neben Irans Präsident Hassan Ruhani hat am Mittwoch allerdings auch Russland Macrons Vorstoß zurückgewi­esen. „Wir glauben, dass es im Augenblick keine Alternativ­e gibt“, sagte der Sprecher von Wladimir Putin am Mittwoch. Das Atomabkomm­en sei das Produkt von Anstrengun­gen vieler Länder.

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Szenen eines Staatsbesu­chs: US Präsident Donald Trump suchte immer wieder Körperkont­akt zu seinem französisc­hen Kollegen. Am Ende wischte er Emmanuel Macron sogar fürsorglic­h ein paar Schuppen von der Schulter.
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