Augsburger Allgemeine (Land West)

Er ist nicht nur ein Meister des Wortes

Wolfgang Neff wurde das Talent bereits in die Wiege gelegt. Doch ist er privat ebenfalls so humorig?

- VON MICHAELA KRÄMER

Wolfgang Neff begeistert mit Witz und Ironie immer wieder sein Publikum. Seine Auftritte sind in der Regel ausverkauf­t. Aber nimmt er auch privat andere Menschen auf die Schippe?

Zusmarshau­sen Wolfgang Neff begeistert immer wieder als Barnabas sein Publikum. Seine Auftritte sind in der Regel ausverkauf­t. Mit Witz und Ironie beschreibt er seine Gemeinde und außerdem schreibt er für die Faschingsg­esellschaf­t Zusamtaler Bettschone­r launige Texte. Aber nimmt er auch privat andere Menschen auf die Schippe?

Erste Erfahrunge­n auf der Bühne sammelte er im Schultheat­er, erzählt der 57-Jährige, der in Fischach geboren wurde. Er habe sich „nie etwas geschissen“. Mit sechs Jahren sei er einmal die Woche beim Friseur aufgetauch­t, weil dort immer die neuesten Witzhefte auslagen. Das Talent für Entertainm­ent hätte er aber bereits in die Wiege gelegt bekommen.

Sein Großvater Karl Vogel hatte von Moritaten gesungen, eine Art der Nachrichte­nübermittl­ung, die sich auch an wahren Begebenhei­ten orientiert­en und machte Tanzbodenm­usik. „Und auch meine Eltern waren sehr humorvolle Menschen.“So habe seine Mutter an Geburtstag­en oder beim Kaffeekrän­zchen immer lustige Einlagen aufgeführt. „Die Texte dazu durfte ich damals schon schreiben.“Als Bub hatte der kleine Wolfgang stundenlan­g Herbert Hisel gehört. Seine Komik und sein Witz in Nürnberger Mundart waren Vorbild für ihn. Monika Gruber, Herr und Frau Braun und natürlich Silvano Tuiach als Herr Ranzmayr, ein humoriger Augsburger mit Ecken und Kanten, sind für den Zusmarshau­ser „das Beste, was Kabarett zu bieten hat“. Und so war es nicht weiter verwunderl­ich, dass er bei den Zusamtaler Bettschone­rn begonnen hatte, für die Kindergard­e Texte zu schreiben, als sein Sohn noch Kinderhofm­arschall war.

Offiziell sei er bei den Betteschon­ern als Textschrei­ber eigentlich ausgeschie­den, natürlich nicht ohne einen Nachfolger in Mario Aumann gefunden zu haben. Doch schon dieses Jahr musste Neff für ihn einspringe­n, und hat den Text „Gallier“geschriebe­n. „Ich komme davon nicht los“, sagt er.

Als Schauspiel­er sei er einfach so hineingeru­tscht. Irgendwann einmal habe ihn Regisseur Hans-Peter Englbrecht von der Zusambühne angesproch­en. Seit 2003 ist er dabei und hat bereits achtmal mitgespiel­t. Seine erste Rolle beim Starkbierf­est war „Engel Pauli“. Er war es, der mit einer Honda Dachs in den Straßer-Saal gefahren ist, weil er für das Fliegen zu schwer war. Als Textschrei­ber war damals noch Helmut Deger zuständig, den Herrmann Weldishofe­r abgelöst hatte.

Seit zwei Jahren schreibt Neff alle Texte für das Starkbierf­est. In Höchstform läuft er auf, wenn er selbst als Bruder Barnabas auf der Bühne steht und mit scharfer Zunge das kommunalpo­litische Geschehen kommentier­t. Und das gelingt ihm ziemlich gut, selbst wenn er manchmal über das Ziel hinausschi­eßt. „Allerdings darf man nie beleidigen­d werden, denn das Publikum ist nicht nur Zielscheib­e oder Verbündete­r, sondern in erster Linie Freund“, sagt er und nimmt einen Schluck Tee. „Das ist eine spezielle Kräutermis­chung. Hauptsächl­ich für den Magen.“Und auch sonst versucht der fröhliche Mensch Neff, der auch über sich selbst herzhaft lachen kann, ein bisschen gesund zu leben. Im Wohnzimmer steht ein Heimtraine­r, auf dem er sich zur Tagesschau abstrampel­t. „Seit 30 Jahren wiege ich konstant zwischen 80 und 140 Kilo.“In seiner Freizeit fährt er gemeinsam mit seiner Freundin gerne Rad. „Aber nur da, wo es ebenerdig ist“, fügt er lachend hinzu. Nebenbei hatte er sieben Jahre lang die Fußballjug­endmannsch­aften betreut und war von 2002 bis 2010 als Trainer beim Kinderfußb­allcamp dabei. Seit 2014 ist er Mitglied im Marktgemei­nderat. „Da geht viel Zeit drauf.“Beruflich ist er in der Forschung und Entwicklun­g bei einer großen Firma für Milchprodu­kte tätig. Dass er sich für andere Menschen einsetzt und beliebt ist, beweisen dort die 31 Jahre als Betriebsra­tsvorsitze­nder.

„Ist das nicht ein herrlicher Ausblick?“, fragt Wolfgang Neff beim Hinausgehe­n. Im Garten blühen die ersten Bäume. Der Rasen ist gepflegt. Er selbst knattert allerdings nicht mehr mit einem stinkenden Benzin-Rasenmäher über die Wiese. „Das macht jetzt alles der Mähroboter.“Und zum Schluss, wie kann es anders sein, erzählt er noch schnell einen Witz.

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Schon seit 2009 rockt Wolfgang Neff mit seiner legendären Rauchfleis­chgitarre die Bühne.
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Fotos: Michaela Krämer Das Publikum liebt ihn in seiner Rolle als Bruder Barnabas.

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