Augsburger Allgemeine (Land West)
Er ist nicht nur ein Meister des Wortes
Wolfgang Neff wurde das Talent bereits in die Wiege gelegt. Doch ist er privat ebenfalls so humorig?
Wolfgang Neff begeistert mit Witz und Ironie immer wieder sein Publikum. Seine Auftritte sind in der Regel ausverkauft. Aber nimmt er auch privat andere Menschen auf die Schippe?
Zusmarshausen Wolfgang Neff begeistert immer wieder als Barnabas sein Publikum. Seine Auftritte sind in der Regel ausverkauft. Mit Witz und Ironie beschreibt er seine Gemeinde und außerdem schreibt er für die Faschingsgesellschaft Zusamtaler Bettschoner launige Texte. Aber nimmt er auch privat andere Menschen auf die Schippe?
Erste Erfahrungen auf der Bühne sammelte er im Schultheater, erzählt der 57-Jährige, der in Fischach geboren wurde. Er habe sich „nie etwas geschissen“. Mit sechs Jahren sei er einmal die Woche beim Friseur aufgetaucht, weil dort immer die neuesten Witzhefte auslagen. Das Talent für Entertainment hätte er aber bereits in die Wiege gelegt bekommen.
Sein Großvater Karl Vogel hatte von Moritaten gesungen, eine Art der Nachrichtenübermittlung, die sich auch an wahren Begebenheiten orientierten und machte Tanzbodenmusik. „Und auch meine Eltern waren sehr humorvolle Menschen.“So habe seine Mutter an Geburtstagen oder beim Kaffeekränzchen immer lustige Einlagen aufgeführt. „Die Texte dazu durfte ich damals schon schreiben.“Als Bub hatte der kleine Wolfgang stundenlang Herbert Hisel gehört. Seine Komik und sein Witz in Nürnberger Mundart waren Vorbild für ihn. Monika Gruber, Herr und Frau Braun und natürlich Silvano Tuiach als Herr Ranzmayr, ein humoriger Augsburger mit Ecken und Kanten, sind für den Zusmarshauser „das Beste, was Kabarett zu bieten hat“. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er bei den Zusamtaler Bettschonern begonnen hatte, für die Kindergarde Texte zu schreiben, als sein Sohn noch Kinderhofmarschall war.
Offiziell sei er bei den Betteschonern als Textschreiber eigentlich ausgeschieden, natürlich nicht ohne einen Nachfolger in Mario Aumann gefunden zu haben. Doch schon dieses Jahr musste Neff für ihn einspringen, und hat den Text „Gallier“geschrieben. „Ich komme davon nicht los“, sagt er.
Als Schauspieler sei er einfach so hineingerutscht. Irgendwann einmal habe ihn Regisseur Hans-Peter Englbrecht von der Zusambühne angesprochen. Seit 2003 ist er dabei und hat bereits achtmal mitgespielt. Seine erste Rolle beim Starkbierfest war „Engel Pauli“. Er war es, der mit einer Honda Dachs in den Straßer-Saal gefahren ist, weil er für das Fliegen zu schwer war. Als Textschreiber war damals noch Helmut Deger zuständig, den Herrmann Weldishofer abgelöst hatte.
Seit zwei Jahren schreibt Neff alle Texte für das Starkbierfest. In Höchstform läuft er auf, wenn er selbst als Bruder Barnabas auf der Bühne steht und mit scharfer Zunge das kommunalpolitische Geschehen kommentiert. Und das gelingt ihm ziemlich gut, selbst wenn er manchmal über das Ziel hinausschießt. „Allerdings darf man nie beleidigend werden, denn das Publikum ist nicht nur Zielscheibe oder Verbündeter, sondern in erster Linie Freund“, sagt er und nimmt einen Schluck Tee. „Das ist eine spezielle Kräutermischung. Hauptsächlich für den Magen.“Und auch sonst versucht der fröhliche Mensch Neff, der auch über sich selbst herzhaft lachen kann, ein bisschen gesund zu leben. Im Wohnzimmer steht ein Heimtrainer, auf dem er sich zur Tagesschau abstrampelt. „Seit 30 Jahren wiege ich konstant zwischen 80 und 140 Kilo.“In seiner Freizeit fährt er gemeinsam mit seiner Freundin gerne Rad. „Aber nur da, wo es ebenerdig ist“, fügt er lachend hinzu. Nebenbei hatte er sieben Jahre lang die Fußballjugendmannschaften betreut und war von 2002 bis 2010 als Trainer beim Kinderfußballcamp dabei. Seit 2014 ist er Mitglied im Marktgemeinderat. „Da geht viel Zeit drauf.“Beruflich ist er in der Forschung und Entwicklung bei einer großen Firma für Milchprodukte tätig. Dass er sich für andere Menschen einsetzt und beliebt ist, beweisen dort die 31 Jahre als Betriebsratsvorsitzender.
„Ist das nicht ein herrlicher Ausblick?“, fragt Wolfgang Neff beim Hinausgehen. Im Garten blühen die ersten Bäume. Der Rasen ist gepflegt. Er selbst knattert allerdings nicht mehr mit einem stinkenden Benzin-Rasenmäher über die Wiese. „Das macht jetzt alles der Mähroboter.“Und zum Schluss, wie kann es anders sein, erzählt er noch schnell einen Witz.