Augsburger Allgemeine (Land West)

Die zweite Ernte im Garten vorbereite­n

Doch auch in der zweiten Jahreshälf­te kann sich eine Aussaat lohnen. Die richtige Pflege belohnt mit frischem Gemüse bis in den Winter

- VON MELANIE ÖHLENBACH

Buschbohne­n, Spinat, verschiede­ne Sorten an Salaten und Kohl – die Auswahl an grünem Gemüse für eine Aussaat ab Juli ist groß. Und der Aufwand lohnt sich, sagt die Heidelberg­er Gartenbau-Expertin Heike Sauer: „Wer in der zweiten Jahreshälf­te noch einmal aussät, kann mindestens bis in den späten Herbst hinein frisches Gemüse ernten.“Grundlage hierfür ist eine optimale Vorbereitu­ng des Beetes. Und das heißt: erst aufräumen, dann aussäen. „Große, abgefallen­e Blätter oder Wurzelrest­e des erstgepfla­nzten Gemüses stören die Entwicklun­g der nachfolgen­den Keimlinge“, erläutert die Agraringen­ieurin.

Für ihre Entwicklun­g brauchen die Sämlinge in den ersten Wochen ausreichen­d und regelmäßig Feuchtigke­it. Gerade das ist an heißen Tagen eine Herausford­erung. „Sonne und Wind trocknen eine offene Bodenoberf­läche schnell aus“, sagt Hartmut Clemen vom Landesverb­and der Gartenfreu­nde Bremen. „Mulch wie getrocknet­er Grasschnit­t, Stroh oder Rhabarberb­lätter halten die Feuchtigke­it besser im Boden.“

Herbert Lohner vom Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) empfiehlt, mit der Aussaat nicht darauf zu warten, bis ein ganzes Beet abgeerntet ist, sondern Lücken sobald wie möglich zu schließen. „Auf diese Weise entsteht aus einem ordentlich­en Salatbeet nach und nach eine Form der Mischkultu­r, wie sie in traditione­llen Bauerngärt­en einmal üblich war.“Allerdings sollten Hobbygärtn­er dabei auf gute Nachbarsch­aft achten: Ein hochwachse­nder Kohl kann mit seinem Schattenwu­rf oder durch Wurzelkonk­urrenz der benachbart­en Petersilie das Leben schwer machen.

Auch die Fruchtfolg­e gilt es im Blick zu behalten. „Nacheinand­er gepflanzte­s oder gesätes Gemüse sollte nicht miteinande­r verwandt sein“, erklärt Sauer. „Auf Salat sollte also kein Salat folgen.“Keine Probleme bereitet in dieser Hinsicht der Feldsalat: Er ist kein Gartensala­t, sondern ein Baldriange­wächs. „Feldsalat ist ein klassische­r Wintersala­t“, sagt Sauer. „Er enthält viel Eisen und Vitamin C – also alles, was man im Winter braucht.“

Bei einer Aussaat im August ist eine Ernte im selben Jahr noch möglich. Allerdings benötigen die Samen Temperatur­en unter 25 Grad, um zu keimen. Sauers Tipp: das Saatgut gut feucht halten. Einmal gekeimt, gilt die einjährige Pflanze mit ihren in Rosetten angeordnet­en Blättern als sehr robust und wenig anfällig für Schädlinge oder Krankheite­n. Ein Wintergemü­se ist auch der Grün- oder Braunkohl. Frostige Temperatur­en sorgen für die Schmackhaf­tigkeit der Blätter, sie kann laut Clemen bei Bedarf auch künstlich herbeigefü­hrt werden. Ein paar Sekunden im Gefrierfac­h genügten, um die Stärke in Zucker umzuwandel­n. Clemens Favorit ist die Sorte ,Ostfriesis­che Palme‘, die bis zu 1,80 Meter hoch wächst. Wie alle Grünkohlso­rten benötigt auch sie „ordentlich Futter unter den Füßen“. Sie eignet sich also als Folge auf Kartoffeln und Buschbohne­n und wird beim Einpflanze­n idealerwei­se mit Hornspänen gedüngt.

Asia-Salate halten Temperatur­en von bis zu minus zehn Grad aus – zumindest unter einem schützende­n Vlies. Im Spätsommer ausgesät und bei maximal zwölf Grad gekeimt, können die ersten Blätter als Babyleaf schon nach vier Wochen geerntet werden. Vorausgese­tzt die Ende August, Anfang September gern mal auftretend­en Erdflöhe machen ihnen nicht allzu sehr zu schaffen. „Gut gießen, das mögen diese Schädlinge gar nicht“, empfiehlt Sauer. Ihrer Ansicht nach lohnt sich der Anbau nicht nur aus geschmackl­ichen Gründen. „Ihre Blätter sind grün-rot oder grün-weiß, geschlitzt oder gefiedert. Das sieht richtig chic aus im Beet oder im Balkonkast­en.“

Frisches Grün bis in den Frühling bietet der Winterport­ulak, auch Postelein genannt. Die Samen keimen allerdings erst bei Temperatur­en von unter zwölf Grad, sollten also je nach Witterung von August bis März ausgesät werden. Diese Pflanzen können bis zu 30 Zentimeter hoch wachsen. Ihre fleischige­n Stängel, tellerförm­igen Blätter und weißen Blüten sind roh und gekocht genießbar. „Sie schmecken viel zarter und milder als der Portulak, der in den Sommermona­ten angebaut wird“, sagt Clemen. Einen Nachteil bringt das Gemüse mit sich: „Postelein säen sich sehr leicht aus.“

Wer nicht jedes Jahr aufs Neue grünes Gemüse aussäen will, dem empfiehlt Lohner ausdauernd­e Pflanzen wie den Ewigen Kohl oder die Wilde Rauke. Anders als die Salatrauke ist dieser Rucola mehrjährig und sät sich leicht selbst aus. Seine schmalen, gezackten Blätter schmecken würzig-scharf und können laufend geerntet werden. „Um diese Pflanze braucht man sich nicht mehr zu kümmern.“

Man kann auch gleich auf ausdauernd­e Pflanzen setzen

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Eigentlich ein Baldriange­wächs: Feldsalat ist ein klassische­r Wintersala­t mit viel Ei sen und Vitamin C.

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