Augsburger Allgemeine (Land West)

Zentralrat der Muslime gegen Antisemiti­smus

Bekenntnis bei Treffen im ehemaligen Vernichtun­gslager Auschwitz

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Köln Beim Besuch einer Gruppe junger Muslime und Juden im ehemaligen Konzentrat­ions- und Vernichtun­gslager Auschwitz-Birkenau hat der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Muslime in Deutschlan­d (ZMD) antisemiti­sche Positionen und Holocaustl­eugnung scharf zurückgewi­esen. Die deutschen Muslime „verspreche­n, dass wir uns mit unserer Kraft, der Kraft unseres Glaubens, gemeinsam für das ,Nie wieder Auschwitz‘ einsetzen werden“, sagte Aiman Mazyek.

Das von den deutschen Muslimen gelebte Bekenntnis zu Rechtsstaa­t, Demokratie und pluralisti­scher Gesellscha­ft bedeute auch, „alles zu unternehme­n“, damit sich eine Katastroph­e wie der Holocaust nirgendwo auf der Welt wiederhole­n könne, sagte der ZMD-Chef. Die Rhetorik derjenigen „Populisten und Extremiste­n“, die bereits „etwas von ,Schlussstr­ich‘ faseln“, sei „nichts anderes als ein Vorbote des Bösen, des Hasses in den Herzen“. Die Reise der 25 jungen Erwachsene­n war gemeinsam vom ZMD und der Union progressiv­er Juden in Deutschlan­d organisier­t worden. Sie dauerte insgesamt mehrere Tage und bestand aus Besichtigu­ngen, Diskussion­srunden und Gesprächen mit Zeitzeugen.

Am Donnerstag gab es eine interrelig­iöse Gedenkfeie­r in dem früheren deutschen Lager in Polen, in dem die Nazis während des Zweiten Weltkriegs rund 1,1 Millionen Menschen ermordeten. Die meisten davon waren Juden. An der Gedenkfeie­r in Auschwitz-Birkenau nahmen auch die beiden Ministerpr­äsidenten von Schleswig-Holstein und Thüringen, Daniel Günther (CDU) und Bodo Ramelow (Linke), teil. Die Reise erfolgte vor dem Hintergrun­d zunehmende­r antisemiti­scher Übergriffe in Deutschlan­d.

Schon vor Beginn hatten Mazyek und der Vorsitzend­e der Union progressiv­er Juden, Walter Homolka, zur Versöhnung aufgerufen. „Das Miteinande­r von Juden und Muslimen in Deutschlan­d muss gelingen.“Die islamische Religion betone die Würde des Menschen, sagte ZMD-Chef Mazyek laut Redetext am Donnerstag. Nach islamische­m Verständni­s sei jeder Mensch vom Schöpfer unabhängig von seinem Glauben damit ausgestatt­et, „gruppenspe­zifische Menschenfe­indlichkei­t und Rassismus“seien demnach „eine Sünde“.

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Foto: dpa Austausch – junge Muslime und Juden besuchten Auschwitz.

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