Kein Tag ohne Lachen Zwischen Karneval und Loriot
Angeblich wird in Deutschland zu wenig gelacht. Mancher glaubt, er hat nichts zu lachen. Dabei sind überall die komischsten Momente zur Erheiterung zu finden.Vieles ist doch nun wirklich lachhaft. Schmunzelnd denke ich darüber nach ob Humor angeboren, Lac
Montag morgens. Ich stehe als Erste auf. Höre im Bad den „Schönen Morgen“auf Radioeins. Kolumnistin Lea Streisand berichtet aus der großen Stadt, mit: „War schön jewesen...“„ April, April, sagte das Wetter und wurde arschkalt.“Ich grinse hoffnungsfroh, denn es ist ja fast schon Mai. Also füttere ich flott die Katzen, denn bei verspäteter Essensanlieferung verstehen sie keinen Spaß! Wenn es gerade mal aktuell nichts zu lachen gibt, fallen mir gerne heitere Geschichten aus meiner Kindheit ein. Beispielsweise über meinen
Opa. Wie er im Sommer mit vollen Gießkannen hinter uns Kindern herjagte. Ums Haus, durch den Garten, in die Garage. Ich musste häufig derartig lachen, dass ich kaum mehr laufen konnte. Opa sah während seiner Verfolgungsjagd aus wie eine Mischung aus Quasimodo und Catweazle. Erschreckend komisch. Es freute ihn diebisch, wenn er mich endlich klatschnass fing und meine Oma mit ihm schimpfte, weil ich mich ja erkälten könnte. Das tat ich übrigens nie. Es machte einfach zu viel Spaß und vermutlich setzte das viele Lachen regulierende Prozesse im Körper in Gang.
Lachmuskelkater
Das allein ist ja schon ein Knüller: Im Körper werden beim Lachen 80! Muskeln betätigt. Davon allein 17 im Gesicht! „Kein Wunder, dass Du so viele Falten um die Augen hast“, sagt meine Tochter kichernd. „Genau, die Krähenfüße hatte ich schon als Kind“, antworte ich lächelnd. Die Spuren der Freude trage ich gerne. Außerdem graben sich Kummerfurchen noch intensiver ins Gesicht und erzeugen einen desolaten Eindruck. Das Lachen ist übrigens ein angeborenes Verhalten des Menschen, ein Reflex, ausschließlich dem Mensch zu eigen. Wer lacht, atmet in mehreren Stößen und unterschiedlich intensiv aus. Dabei schießt die Luft mit bis zu 100 km/h durch die Atemwege und versetzt die Stimmbänder in
Schwingungen. Durch die schnelle Folge gleichartiger Laute wie »hahaha«, »hihihi« oder »hohoho« bewegt sich das Zwerchfell rhythmisch auf und ab und „massiert“die inneren Organe. Lachanfälle können daher sogar einen Muskelkater auslösen. Die lustigen Gefühlsausbrüche stärken die Herz- und Lungenfunktion sowie den ganzen Kreislauf und beugen so einem Herzinfarkt vor. Nur 20 Sekunden eines heftigen Lachanfalls entsprechen der körperlichen Leistung von drei Minuten schnellem Rudern. Fitness(un)willige können also erst einmal mit fröhlichem Gelächter anfangen. Durch die schnelle Atmung transportiert die Lunge viermal so viel Sauerstoff wie im „Ruhezustand“. Das regt die Durchblutung an und fördert Stoffwechselprozesse. Nach einer Lachattacke nimmt die Herzfrequenz wieder ab, und der Blutdruck sinkt. Das wissenschaftliche Fachgebiet zum Thema heißt Gelotologie (griechisch gelos = Gelächter). Die Erkenntnisse: Menschen mit Humor sind seltener auf medizinische Hilfe angewiesen. Denn, während Frohsinn die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortisol im Gehirn reduziert, steigert er parallel die Ausschüttung der Glückshormone wie Endorphine und Dopamin. Ein guter Witz oder eine komische Situation heben die Laune, befreien den Geist von trüben Gedanken.
Die fünfte Jahreszeit
Das ist vermutlich ein Grund für das alljährliche deutsche Karnevalsgetöse. Denn die ansonsten eher aufgeräumten Deutschen lassen es im Februar zu Karneval und Fasching mal so richtig krachen. Ausnahmezustand. Es geht über Tische und Stühle. Mehrtägig mit Volksfestcharakter und stundenlang im Fernsehen übertragen. Viele verkleiden sich bis zur Unkenntlichkeit, versammeln sich in Massen und in großen Sälen, um sich die Reden der Obernarren, der „Tollitäten“, anzuhören. Dazu werden simple Gassenhauer wie „Viva Colonia“gegrölt. Es fliegen Kamelle, Blumensträußchen und Konfetti. „Alaaf“und „Helau“wird gerufen, gefeiert, geschunkelt und ja, wohl auch gelacht.
Früher war mehr Lametta
Komisch. Ich kann über die üblichen Karnevalswitze nicht lachen. Wahrscheinlich muss man tatsächlich betrunken sein, um das lustig zu finden. Nonstop-Nonsens ist mir irgendwie zu viel. Trotzdem ist das legendäre „Palim Palim“von Didi Hallervorden immer noch präsent und gehört, wie „Klimbim“, zum festen Sprachschatz. Meinen (kindlichen) Humor prägten „Dick & Doof“, die „Kleinen Strolche“die „Peanuts“und natürlich Otto mit seinen Ottifanten!
Inzwischen habe ich es eher mit dem trockenen, bzw. hintersinnigen Humor. Der Gott des sprachlichen wie cartoonistischen Humors ist für mich Loriot. Unvergessen wie Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Kloebner gemeinsam in der Badewanne philosophisch kommunizieren: „Ich sitze gern mal ohne Wasser in der Wanne.“Nun müssen diese epochalen
Werke unbedingt weiter getragen und erhalten werden. Denn oftmals verstehen die jüngeren Menschen unsere Witze gar nicht mehr. Wenn ich manchmal zu meiner Tochter sage, „also früher war mehr Lametta!“Dann entgegnete sie: Was ist denn Lametta!? Ist auch schon wieder komisch.
Komisch, kritisch, genial
Neulich bin ich an einer alten Folge von „Kir Royal“hängen geblieben. Das fand ich schon damals in den 1980er Jahren klasse! Eine Helmut Dietl-Serie um den Klatschreporter Baby Schimmerlos und die Münchner Schickeria. Gefolgt von einzigartigen Kinofilmen wie: „Schtonk!“und „Rossini – oder die mörderische Frage wer mit wem schlief“. Stets grandios gespielt mit tiefgründigem Witz nebst bissig aber liebevoll gespiegelter Gesell-
schaftskritik. Manche Sequenz aus diesen Filmen kommt mir urplötzlich in den Sinn. Denn die endlosen Pointen sind tief komisch und so zeitlos nachhaltig, dass sie mir immer noch ein wohlwollend wehmütiges Lächeln entlocken. Viele der fantastischen Schauspieler, wie auch Dietl leben nicht mehr. Dieter Hildebrand und sein bissiges politisches Kabarett fehlen an jeder Ecke. Immerhin prägen die neuen-jungen-Wilden aus der ZDF-Anstalt einen frisch-kritisch- komischen Beitrag zur politischen Bildung...! Auch wenn einem da manches Mal ob der Nähe zur Realität das Lachen im Halse steckenbleibt.
Hallo Chef!
Heiterkeit bereitet den Boden für ein gesundes und glückliches Leben. Warum wählen dann nicht mehr Firmen ihr Personal auch nach Humor aus!? Unserer Berufsalltag ist wesentlich schöner und erfolgreicher, wenn überall mehr geschmunzelt, gekichert und gelacht wird. Denn Lachen reißt Barrieren ein, löst Spannungen und bringt die Menschen einander näher. Wer sich entschließt, über Fehler und Marotten des Kollegen in-sich-rein-zu lächeln, entkrampft die Situation. Probieren Sie es Ihrem Chef gegenüber gleich heute mal aus! Ganz vorsichtig ... <
Solange man lacht, befindet man sich in Gesellschaft der Götter. Japanisches Sprichwort