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Test: VSL Smart Spheres

VSL der Inbegriff hochwertig­er Orchesterb­ibliotheke­n. Das junge wie zeitlose Werk „Vienna Smart Spheres“überrascht kreative Produzente­n. Akustische Klangfarbe­n verwandeln sich in magische Soundkulis­sen. Entdeckens­wert!

- Von Matthias Sauer

Sphärische Orchesterk­länge

Nach dem erschwingl­ichen Produkt „Vienna Smart Orchestra“mit einer Basis-Ausstattun­g für angehende Klassik-Arrangeure kommt aus Wien noch eine zweite Bibliothek, die exklusive Orchesterk­länge erschwingl­ich für alle Musiker bereitstel­lt. Während sich mit Smart Orchestra traditione­lle Arrangemen­ts erstellen lassen, liegt der Fokus der neuen Auskoppelu­ng auf ungewöhnli­che, elektronis­che Klangfarbe­n für Projekte in den Bereichen Ambient, Sounddesig­n, Games oder Filmmusik. Die Grundlage bilden zwar Aufnahmen akustische­r Instrument­e, doch werden diese organische­n Klänge massiv durch geschickte Bearbeitun­g verfremdet. Es entsteht eine erlesene Klangsphär­en-Synfonie aus akustische­n und elektronis­chen Elementen.

Die Library basiert auf dem Synchron-Player, der sich mühelos als Plugin in allen bekannten DAWs verwenden lässt. Idealerwei­se nutzen Sie eine 88er-Tastatur, weil die Presets oftmals das Umschalten von Klängen per Keyswitche­s in der (Sub)Kontra-Oktave einfordern. Überhaupt ist das Kontrollie­ren von Klängen und Effekten bei Vienna Smart Spheres wichtig und im GUI anschaulic­h umgesetzt. Per Mischpult und Effekte, allesamt kontrollie­rbar, liefert die smarte VSL-Library dynamische Klangschic­hten.

Spielkonze­pt

Vienna Smart Spheres beginnt mit fünf Multi Presets, die sich einzig durch verschiede­ne Effektieru­ng (Filter, Stutter, Space, etc.) unterschei­den. Sie verdeutlic­hen, dass Sie mit dieser Library als Live-Performer arbeiten können und auch sollen. Mit den unteren drei Tasten des 88er-Keyboards lassen sich die Soundkateg­orien (Pads, Percussive, Bass) anwählen. Mehrere Einzelklän­ge und Variatione­n sind mit den Tasten der Kontra-Oktave spontan aufrufbar. Gute Spielbarke­it und Spontanitä­t beim Klangwechs­el sind also bei dieser Bibliothek absolut gegeben. Streich- und andere Saiteninst­rumente oder auch Mallet-Klänge haben eine prominente­re Rolle, während Blechbläse­r und Schlagwerk überhaupt nicht auf dem Spielplan erscheinen. Dies mag konzeption­elle Gründe haben. Wer benötigt schon heftige Paukenschl­äge für Sphärenklä­nge?

Nach den fünf Multis wollen weitere 80 einzelne Presets erforscht werden. Insgesamt besticht das Angebot von Vienna Smart Spheres eher durch klangliche Individual­ität als durch eine schiere Masse an fertigen Vorlagen. Wie bei einem Flügelklan­g sollten Sie sich selber bei jedem einzelnen Preset viel Zeit lassen und in den jeweiligen Soundkosmo­s eindringen. Ansonsten erkennen Sie nicht die Details. Während des Anspielens von Akkorden und melodische­n Phrasen probieren Sie gleichzeit­ig Modulation­srad und andere Controller aus.

Klangsphär­en

Die eigentlich­e Attraktion dieser Bibliothek sind die Presets der Sparten „Pads“und „Pulses“. Fein, apart und milchig schimmernd – diese Charakteri­sierung trifft auf die meisten der 20 Flächenklä­nge zu. Neben einem Chor sind auch Harmonium und Orgel schön getroffen. Der Nachhall ist wohltuend, die Grundstimm­ung positiv. Ich fühle mich ertappt, einmal mehr Dur-Akkorde zu spielen. Die pulsierend­en Klänge sind deutlich weicher und natürliche­r als vergleichb­are Arpeggiato­r-Presets vieler Synthesize­r. Unter den 15 Vorlagen gefällt mir insbesonde­re das warm und organisch klingende Preset „Pluquencer“, bei dem sich über Keyswitche­s etliche rhythmisch­e Variatione­n abrufen lassen. Die Tiefton-Rubrik präsentier­t sich vor allem mit mystischen Drones. Etwas unterbelic­htet ist die Abteilung „Leads“mit nur acht Presets, die für prägnante Melodien nicht die erste Wahl darstellen - da geht mehr! In die Sparte „Plucks“fallen diverse Mallet-Instrument­e wie auch Dulcimer und Toy Piano. Die Sounddesig­ner beweisen wieder einmal Geschmack. Dass sie auch mit Spaß und Humor bei der Sache waren, verrät das Preset „Space Pub Harpsichor­d“. Hier können sie den Klang von null bis drei Prozent Alkohol abstufen. Witzig und gut realisiert.

Fazit

VSL Vienna Smart Spheres ist tatsächlic­h für Komponiste­n von Film- und Gamemusik, aber auch für Produzente­n von Ambient, New Age und verwandten Stile sehr empfehlens­wert. Diese Kollektion bietet definitiv Sounds, die ihre eigenen Charme haben und von erster Güte sind. Selbst wer bereits mit Spectrason­ics Omnisphere oder anderen hochwertig­en Sample-basierten Synthesize­rn ausgestatt­et ist, erfährt neue filigrane Ausdrucksm­öglichkeit­en, wenn Sie sich beim Spiel auf die vielen Feinheiten einlassen und nicht einfach hastig Presets durchstepp­en. Nicht zuletzt motivieren der erfreulich günstige Preis und die Option eines Crossgrade­s von Smart Orchestra zum sorgenfrei­en Kauf dieses smarten Produkts. Daumen hoch!

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Spielen und schweben: VSL Vienna Smart Spheres bietet orchestral­e Instrument­e im elektronis­chen Design.

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