Test: VSL Smart Spheres
VSL der Inbegriff hochwertiger Orchesterbibliotheken. Das junge wie zeitlose Werk „Vienna Smart Spheres“überrascht kreative Produzenten. Akustische Klangfarben verwandeln sich in magische Soundkulissen. Entdeckenswert!
Sphärische Orchesterklänge
Nach dem erschwinglichen Produkt „Vienna Smart Orchestra“mit einer Basis-Ausstattung für angehende Klassik-Arrangeure kommt aus Wien noch eine zweite Bibliothek, die exklusive Orchesterklänge erschwinglich für alle Musiker bereitstellt. Während sich mit Smart Orchestra traditionelle Arrangements erstellen lassen, liegt der Fokus der neuen Auskoppelung auf ungewöhnliche, elektronische Klangfarben für Projekte in den Bereichen Ambient, Sounddesign, Games oder Filmmusik. Die Grundlage bilden zwar Aufnahmen akustischer Instrumente, doch werden diese organischen Klänge massiv durch geschickte Bearbeitung verfremdet. Es entsteht eine erlesene Klangsphären-Synfonie aus akustischen und elektronischen Elementen.
Die Library basiert auf dem Synchron-Player, der sich mühelos als Plugin in allen bekannten DAWs verwenden lässt. Idealerweise nutzen Sie eine 88er-Tastatur, weil die Presets oftmals das Umschalten von Klängen per Keyswitches in der (Sub)Kontra-Oktave einfordern. Überhaupt ist das Kontrollieren von Klängen und Effekten bei Vienna Smart Spheres wichtig und im GUI anschaulich umgesetzt. Per Mischpult und Effekte, allesamt kontrollierbar, liefert die smarte VSL-Library dynamische Klangschichten.
Spielkonzept
Vienna Smart Spheres beginnt mit fünf Multi Presets, die sich einzig durch verschiedene Effektierung (Filter, Stutter, Space, etc.) unterscheiden. Sie verdeutlichen, dass Sie mit dieser Library als Live-Performer arbeiten können und auch sollen. Mit den unteren drei Tasten des 88er-Keyboards lassen sich die Soundkategorien (Pads, Percussive, Bass) anwählen. Mehrere Einzelklänge und Variationen sind mit den Tasten der Kontra-Oktave spontan aufrufbar. Gute Spielbarkeit und Spontanität beim Klangwechsel sind also bei dieser Bibliothek absolut gegeben. Streich- und andere Saiteninstrumente oder auch Mallet-Klänge haben eine prominentere Rolle, während Blechbläser und Schlagwerk überhaupt nicht auf dem Spielplan erscheinen. Dies mag konzeptionelle Gründe haben. Wer benötigt schon heftige Paukenschläge für Sphärenklänge?
Nach den fünf Multis wollen weitere 80 einzelne Presets erforscht werden. Insgesamt besticht das Angebot von Vienna Smart Spheres eher durch klangliche Individualität als durch eine schiere Masse an fertigen Vorlagen. Wie bei einem Flügelklang sollten Sie sich selber bei jedem einzelnen Preset viel Zeit lassen und in den jeweiligen Soundkosmos eindringen. Ansonsten erkennen Sie nicht die Details. Während des Anspielens von Akkorden und melodischen Phrasen probieren Sie gleichzeitig Modulationsrad und andere Controller aus.
Klangsphären
Die eigentliche Attraktion dieser Bibliothek sind die Presets der Sparten „Pads“und „Pulses“. Fein, apart und milchig schimmernd – diese Charakterisierung trifft auf die meisten der 20 Flächenklänge zu. Neben einem Chor sind auch Harmonium und Orgel schön getroffen. Der Nachhall ist wohltuend, die Grundstimmung positiv. Ich fühle mich ertappt, einmal mehr Dur-Akkorde zu spielen. Die pulsierenden Klänge sind deutlich weicher und natürlicher als vergleichbare Arpeggiator-Presets vieler Synthesizer. Unter den 15 Vorlagen gefällt mir insbesondere das warm und organisch klingende Preset „Pluquencer“, bei dem sich über Keyswitches etliche rhythmische Variationen abrufen lassen. Die Tiefton-Rubrik präsentiert sich vor allem mit mystischen Drones. Etwas unterbelichtet ist die Abteilung „Leads“mit nur acht Presets, die für prägnante Melodien nicht die erste Wahl darstellen - da geht mehr! In die Sparte „Plucks“fallen diverse Mallet-Instrumente wie auch Dulcimer und Toy Piano. Die Sounddesigner beweisen wieder einmal Geschmack. Dass sie auch mit Spaß und Humor bei der Sache waren, verrät das Preset „Space Pub Harpsichord“. Hier können sie den Klang von null bis drei Prozent Alkohol abstufen. Witzig und gut realisiert.
Fazit
VSL Vienna Smart Spheres ist tatsächlich für Komponisten von Film- und Gamemusik, aber auch für Produzenten von Ambient, New Age und verwandten Stile sehr empfehlenswert. Diese Kollektion bietet definitiv Sounds, die ihre eigenen Charme haben und von erster Güte sind. Selbst wer bereits mit Spectrasonics Omnisphere oder anderen hochwertigen Sample-basierten Synthesizern ausgestattet ist, erfährt neue filigrane Ausdrucksmöglichkeiten, wenn Sie sich beim Spiel auf die vielen Feinheiten einlassen und nicht einfach hastig Presets durchsteppen. Nicht zuletzt motivieren der erfreulich günstige Preis und die Option eines Crossgrades von Smart Orchestra zum sorgenfreien Kauf dieses smarten Produkts. Daumen hoch!