Die Tänzerin
Schichten über Schichten von Seide fliegen durch die Luft, wie ein anmutig flatternder Vogel oder eine sich öffnende Blume. Beleuchtet von rotem und blauem Licht wirbelt das Stoffgebilde über eine Bühne, und darin eine keuchende Frau. Loïe Fuller (SoKo), geborene Marie Louise Fuller, hat eine klare Vision. In ihr Seidenkleid eingenäht sind Bambusstäbe, die es ihr ermöglichen weit in den Raum hinein zu reichen. Angestrahlt in allen Farben wird das Kleid eine Leinwand und die Bewegung zur Magie. Ihr Serpentinentanz-Kostüm ließ sich Fuller sogar in Paris, wo sie ihren Durchbruch feierte, und London patentieren. Aber diese Art zu tanzen verursacht ihr starke Schmerzen, die sie geduldig für ihre Kunst erträgt. Der Film folgt der 1862 in Illinois geborenen Tänzerin ab ihrem 25. Lebensjahr und zeigt ihr kompliziertes Verhältnis zu ihrem Schützling Isadora Duncan (Lily-Rose Depp), die selbst eine legendäre Tänzerin wird. Während die Auftritte von Loïe farbenintensiv sind, ist der Rest des Filmes eher in blassen Farben gehalten. Die Darsteller agieren durchgehend eher subtil, aber sehr überzeugend. Trotzdem gibt es natürlich emotionale Ausbrüche. SoKo spielt ihre Loïe als eigenwillige, nahezu besessene und extrem selbstdisziplinierte Frau. Während die Handlung wirklich faszinierend ist, ist der Star vor allem der ästhetische visuelle Stil, in dem „Die Tänzerin“gefilmt ist. Der Film ist nicht durchgehend Deutsch synchronisiert, sondern stellenweise auch auf Englisch. Insgesamt ein gelungener Spagat von Regisseurin Stéphanie Di Giusto zwischen Kunst und der Darstellung einer zerrissenen Frau, deren Namen irgendwie unverdient verklungen zu sein scheint.