ONE PUNCH MAN
Gelegenheit macht Helden! Eigentlich wollte der arbeitslose Saitama nur friedlich seiner Wege gehen, doch als er sieht, wie ein gewaltiges Krabbenmonster drauf und dran ist, einen kleinen Jungen mit Hoden-Kinn zu zerstückeln, nur weil dieser ihm mit nem F
Zunächst muss der unbedarfte Saitama ordentlich was einstecken, doch mit seiner zur Schlinge gewundenen Krawatte gelingt es ihm schließlich, den Augapfel der Kreatur zu packen und mitsamt allem, was noch hinterherkommt, aus der Augenhöhle zu ziehen. Als er das Resultat, einen unappetitlich zuckenden Haufen, sieht, beschließt Saitama, die Jobsuche hinzuwerfen und stattdessen eine Karriere als Superheld einzuschlagen. Nicht unbedingt der Gerechtigkeit wegen, nein, sondern einfach, weil’s Spaß macht.
Haarausfall
Einige Jahre später ist aus dem Vorhaben Wirklichkeit geworden. Saitama ist inzwischen stark, superstark sogar. Mit einem einzigen Schlag, gelegentlich auch Tritt, pustet er auch dem grässlichsten Ungeheuer das Lebenslicht aus, wobei von den Scheusalen im Allgemeinen nur breit in der Gegend verstreute Reste übrigbleiben. Man könnte meinen, ein Traum sei wahr geworden, doch der Erfolg verlangt Saitama einen Preis ab. So hat das rigorose Training den Mittzwanziger auch noch das letzte Haar auf seinem Schädel gekostet. Saitamas Glatze ist selbst ohne Rasur derart blitzblank, dass sich die Umgebung darin spiegelt. Das allein wäre schon dramatisch genug, doch zu allem Überfluss beginnt unser kampfstarker Held, die Freude an seinem martialischen Hobby zu verlieren. Wenn auch die schrecklichste Bedrohung, das größte Monster mit einem Schlag zu besiegen ist, gebricht es irgendwann einfach an der sportlichen Herausforderung, und genau nach dieser sehnt sich der glatzköpfige Vigilant. Bei jeder neuen Monsterattacke – und von diesen gibt es wirklich mehr als genug, zwei bis drei pro Episode sind eher noch vorsichtig kalkuliert – hofft Saitama, endlich wieder einen würdigen Gegner zu finden, doch ist die Hoffnung vergeblich. Stattdessen findet er einen Schüler, den Cyborg Genos, der sich ihm in der Erwartung anschließt, dessen Weisheit und Stärke zu erlangen. Enttäuschungen sind also vorprogrammiert.
Dragon-One-Piece-Naruto-Ball
„One Punch Man“ist eines dieser Animes, bei denen man sich nicht lange über den Sinn des Titels Gedanken machen muss. Und auch der Rest des Animes lädt nicht eben zum ausgiebigen Gedankenmachen ein. „One Punch Man“ist ein grotesker Spaß, der alle gängigen Klischees aus Superheldencomics, Shonen-Mangas und Seinen-Animes durch den Kakao zieht, ohne sie jedoch hinterfragen zu wollen. Kein Wunder, denn seinen Ursprung hat die Serie im gleichnamigen Web-Comic eines Künstlers mit dem Pseudonym „One“, welche sich in skizzenhaften Bildern über Helden und Ungetüme, die Mangas wie „Dragon Ball“, „One Piece“oder „Fist of the North Star“entsprungen sein könnten, lustig machte. Der ungeahnte Erfolg des Webcomics führte zu einem zweiten, diesmal kommerziellen Webcomic. Für die Zeichnungen wurde der Mangakünstler Yusuke Murata angeheuert, dessen Designs auch für die Anime-TV-Serie aus dem Jahre 2015 Pate standen. Diese entwickelte sich zu einem der großen Überraschungs-Erfolge des Jahres, nicht nur in Japan, sondern auch international konnte sich ein breites Publikum für die sympathisch durchgeknallte Superhelden-Parodie begeistern.
Die Superhelden-Zukunft
Und wenn es nach dem Willen des Anime-Publishers Kazé geht, schließt sich das deutsche Publikum alsbald der Welle der Begeisterung an, denn die erste Blu-ray steht bereit, die Zuschauer mit deutscher Synchro oder wahlweise auch Originalton mit Untertiteln zu überzeugen. Volume 1 enthält vier Episoden der zwölfteiligen Serie, wobei im Bonusteil noch zwei Folgen der nachgeschobenen OVA (Original Video Animation) zu finden sind. Jene zeigen in einer 13- und einer 12-Minütigen Episode, wie unangenehm Stalker sein können und was mit Schülern passiert, die schlechte Geschichten erzählen (beide natürlich aus der Perspektive des wissbegierigen Cyborgs Genos).
Wer Lust auf überdreht parodistische Shonen-Kost verspürt, die weder vor den Genre-Größen noch vor dem guten Geschmack Respekt zeigt, sich trotz aller Albernheiten aber Zeit nimmt, um ausgiebige Over-The-Top-Actionszenen auf erstaunlich hohem Animationsund Inszenierungsniveau abzufeiern, der sollte sich auf den „Ein-Schlag-Mann“unbedingt einlassen. Als Bonus gibt es auf der Blu-ray neben den beiden OVAs auch noch ein Interview mit den Serienschöpfern. Zudem befindet sich im Sammel-Schuber, in dem auch noch die anderen drei Volumes ihren Platz finden, eine Autogrammkarte, ein 24-Seitiges Booklet mit reichlich Hintergrundwissen und Charakter-Skizzen, sowie eine Sonderverpackung, die dem Namen „One Punch Man“mehr als gerecht wird.