Captain Underpants
Der Rächer der Feinripp-Unterwäsche feiert seinen ersten Auftritt
George (Kevin Hart) und Harold (Thomas Middleditch) sind beste Freunde seit dem Kindergarten. Auf dem Gymnasium haben die beiden fantasievollen Jungs viel Spaß dabei, dem bösartigen Direktor Krupp (Ed Helms) Streiche zu spielen. Aber die unbeschwerte Zeit der beiden scheint vorbei, als Krupp mit einer versteckten Videokamera tatsächlich nachweisen kann, dass George und Harold die Urheber eines Streiches waren. Zur Strafe sollen die beiden getrennt und in verschiedene Klassen versetzt werden. Es gibt nur einen Ausweg: Sie müssen die Videokamera und damit den Beweis stehlen. Natürlich werden die Jungs erwischt, als sie sich in Krupps Büro schleichen – und hypnotisieren ihn versehentlich mit einem Plastikring aus einer Packung Cornflakes. Immer wenn Harold und George mit dem Finger schnippen, glaubt Krupp nun, Captain Underpants zu sein, ein dümmlicher Superheld, den Harold und George erfunden und in einigen Comics verarbeitet haben. Das trifft sich sehr gut, denn der neue Sachkundelehrer Professor Pipipups (Nick Kroll) ist ein ausgemachter Bösewicht, der den Schülern den Humor stehlen will. Nur Captain Underpants kann das Lachen noch retten – aber natürlich
müssen George und Harold dem trotteligen Helden dabei helfend unter die Arme greifen.
Infantilität und clevere Anspielungen
„Captain Underpants“war ein nur mäßiger Erfolg an den Kinokassen. Es war der am wenigsten erfolgreiche Film von Dreamworks Animation seit 15 Jahren. Das könnte daran liegen, dass er mit gleich zwei animierten Konkurrenten um die Publikumsgunst buhlen musste: „Cars 3“und „Ich – Einfach unverbesserlich 3“liefen zeitgleich in den Kinos. Am Film selbst liegt das geringe Einspielergebnis jedenfalls nicht. „Captain Underpants“ist spannend, voller Eigenironie und sehr witzig. Bei Letzterem werden allerdings wohl manche widersprechen: Obwohl sich „Captain Underpants“durchaus auch an Erwachsene und ohnehin an Fans von Comics und Superhelden richtet, ist der Humor mitunter arg infantil. Das muss man mögen, sonst gefällt einem der Film in weiten Teilen vermutlich nicht. Infantil ist gelegentlich nicht nur der Humor, sondern auch der Film selbst. Die beiden Antagonisten des Films werden als nicht tatsächlich böse geoutet, sondern bekommen sehr nachvollziehbare menschliche Makel zugeschrieben, die sie nicht zu Bösewichten machen, sondern zu falsch verstandenen Opfern der Gesellschaft und auch die Auflösung des zentralen Konflikts ist auffällig simpel gestrickt, damit auch sehr junge Zuschauer sie problemlos verstehen können. Das gilt auch für einige der Pointen und Wortwitze, über die man jedoch hinwegsehen kann, denn als Ausgleich werden auch für erwachsene Zuschauer sehr viele humorvolle Momente geboten. Seien es die Anspielungen auf andere Filme oder die immer wieder hervorgekehrte Eigenironie – kaum ein Film hat sich in letzter Zeit so wenig ernst genommen, wie „Captain Underpants“.
Feingerippter Held mit Ecken und Kanten
„Captain Underpants“sieht aus, als hätte man einen schlecht gezeichneten Comic animiert, was inhaltlich Sinn ergibt, aber sicherlich nicht jeder toll findet. Und auch einen selbstironischen Superheldenfilm muss nicht jeder mögen: „KickAss“und „Super“, die beide 2010 erschienen waren und das Genre ebenfalls liebevoll auf die Schippe nahmen, blieben wie auch „Captain Underpants“hinter den finanziellen Erwartungen zurück. Das häufige Durchbrechen der Vierten Wand hebt die Geschichte zudem immer wieder auf die Metaebene, was man anstrengend oder unterhaltsam finden kann. Allerdings hat genau dasselbe bei „Deadpool“im vergangenen Jahr hervorragend funktioniert.
Ein Superheld wie
Captain Underpants, der in der Realität des Films gar keine Superkräfte hat, ziemlich dämlich ist und erklärtermaßen für „Wahrheit, Gerechtigkeit und alles, was vorgewaschen und aus Baumwolle ist“kämpft, eckt schon mal an – im Film, wie auch beim Publikum. Auf den Helden in Feinripp muss man sich einlassen können, mitsamt Furzkissenwitzen und Kloschüsselpointen. Wer das schafft, wird viel Spaß haben mit zwei unschuldigen Helden, die sich selbst und das Genre immer wieder herrlich schamlos dekonstruieren.
Konkurrenz im eigenen Haus
„Captain Underpants“basiert auf mehreren Romanen von Dav Pilkey, bezieht seinen Hauptteil jedoch aus dem 2001 ins Deutsche übersetzte „Käpt’n Superslip und der perverse Plan von Professor Powerpuuups“. Das englische Original erschien 1997 und machte Pilkey zu einem bekannten Kinderbuchautor und -illustrator. Eine Realverfilmung sollte ein Jahr später mit Chris Farley als Captain Underpants umgesetzt werden. Nachdem Farley jedoch Ende 1997 unverhofft gestorben war, stampfte man das Projekt ein.
Es war extrem ungewöhnlich, dass Dreamworks Animation nur acht Wochen nach dem Kinostart von „The Boss Baby“mit „Captain Underpants“gleich den zweiten Film ins Rennen schickte. Mit solch ungeschickten Terminplanungen hat sich die Animationsschmiede im Sommer vergangenen Jahres unnötig Konkurrenz im eigenen Haus gemacht und unterbricht obendrein die seit dem Jahr 2000 bestehende Tradition, in jedem Jahr mindestens einen neuen Film herauszubringen. Die Lücke entstand jedoch auch durch Verzögerungen bei anderen Projekten: Eigentlich sollten 2018 gleich drei Filme von Dreamworks Animation herauskommen, aber „Larrikins“, eine Komödie über das australische Outback, wurde verworfen, „Drachenzähmen leicht gemacht 3“wurde auf 2019 verschoben und die Fortsetzung von „Die Croods“, die eigentlich schon 2017 erscheinen sollte, dann jedoch vorläufig auf Eis gelegt wurde, erscheint nicht vor 2020. Somit wird 2018 das erste Jahr seit langem sein, in dem kein Film von Dreamworks in den Kinos läuft. Während „The Boss Baby“, der Ende März 2017 startete, recht gemischte Kritiken erhielt, aber rund 500 Mio. Dollar einspielte, erhielt „Captain Underpants“Anfang Juni gute Kritiken, brachte aber vergleichsweise mittelmäßige 125 Mio. Dollar ein. Dreamworks bestätigte bereits „The Boss Baby 2“für das Jahr 2021, wollte sich über eine mögliche Fortsetzung zu „Captain Underpants“jedoch bisher nicht äußern, obwohl dessen Budget weniger als ein Drittel von „The Boss Baby“betragen hatte und der Beiname „der supertolle erste Film“faktisch mindestens einen weiteren Teil fordert.
Als Bonusmaterial gibt es einen kurzen animierten Comic, Musikvideos zu einigen älteren Dreamworks-Filmen, entfallene Szenen mit kurzem Kommentar, und einen „Leitfaden für Helden“sowie dessen logisches Gegenstück, den „Leitfaden für Schurken“, die beide keinen offensichtlichen Zweck erfüllen, sehr junge Zuschauer aber womöglich für jeweils drei Minuten unterhalten. Die Blu-ray bietet Audio-Spuren für nicht weniger als zwölf verschiedene Sprachen. Leider liegt nur Englisch in sieben Kanälen mit Master Audio vor, alle anderen Sprachen haben lediglich fünf Kanäle; die deutsche Tonspur gibt es in DTS 5.1.