Von Bahnen und Satelliten
Was deutsche Drehkreuze tun, um den Anschluss nicht zu verlieren
anDeutschlands größtem Flughafen Frankfurt gab es im August 2014 einen Meilenstein: Die Baugenehmigung für das geplante Satellitengebäude, das künftige Terminal 3, wurde erteilt. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass auch wirklich schon mit den Bauarbeiten begonnen worden wäre auf dem Gelände der ehemaligen US-Airbase im Süden des Flughafengeländes. „Baugenehmigung heißt nicht Baupflicht“, erklärten die Gegner des Projekts. Und Fraport-Chef Stefan Schulte versprach nochmals, die bestehende und benötigte Terminalkapazität zu analysieren. Fraport erwartet für 2020 80 Millionen Passagiere, andere Gutachter gehen eher von 71 oder gar nur 66 Millionen aus. Tatsache ist, dass die heu- tigen Terminals 1 und 2 zusammen etwa 64 Millionen Fluggäste pro Jahr bewältigen können. Im vergangenen Jahr wurde
die 60-Millionen-Grenze mit 59,57 Millionen abgefertigter Fluggäste haarscharf verfehlt. In Frankfurt geht man davon aus, dass die derzeitige Kapazität maximal bis 2010 reichen wird und ab 2021 das neue Gebäude bereitstehen muss.
Das aber hieße, dass in diesem Jahr die Bauarbeiten beginnen müssten, denn sechs Jahre sind für die Errichtung und nötige Infrastruktur des Terminals 3 vorgesehen. Genehmigt ist die erste Phase mit einem zentralen Terminalgebäude und zwei Flugsteigen, die zusätzlich entstehende Kapazität von 14 Millionen Passagieren würde den Flughafen insgesamt ertüchtigen, bis zu 78 Millionen Fluggäste im Jahr zu bewältigen. In den erwarteten Kosten von 2,5 Milliarden Euro ist auch die Erschließung enthalten, denn bisher gab es in diesem Teil des Flughafens keine für die Öffentlichkeit zugänglichen Anlagen. Daher muss die Trasse der überirdischen SkyLine-Züge für den InterTerminalverkehr der Passagiere um das halbe Vorfeld herum erweitert werden, ebenso die Gepäckanlage, außerdem ist ein eigener Autobahnanschluss nötig. In Sachen Start- und Landebahn-Kapazität hat man in Rhein/Main seit der Eröffnung der Landebahn Nordwest im Oktober 2011 für die nächsten Jahre und Jahrzehnte vorgesorgt.
Eine Hürde ist genommen
Das sieht in München beinahe umgekehrt aus. Hier steht das Satellitengebäude für Terminal 2 vor der Fertigstellung zum Jahresende. Dafür ist bisher nicht klar, ob und wann die ebenfalls bereits genehmigte dritte Start- und Landebahn gebaut werden wird. Das 609 Meter lange Satellitengebäude auf dem Vorfeld, gegenüber dem bisherigen Terminal 2, bietet 125.000 Quadratmeter zusätzliche Fläche, Abstellplätze für 27 kleinere oder elf Großraumflugzeuge und zusammen eine Kapazität von elf Millionen Passagieren. Damit erhält das Terminal 2 fast ein Drittel mehr Fassungsvermögen im Jahr, bisher konnte Lufthansa mit ihren Partnern hier 25 Millionen Kunden im Jahr durch- schleusen. Insgesamt verfügte der Flughafen München, der 2014 über 39,7 Millionen Fluggäste verzeichnete, bisher über eine Kapazität von rund 45 Millionen Passagieren. Die Architekten des Münchner Satellitengebäudes rühmen die „hohe Aufenthaltsqualität“vor allem in der lichtdurchfluteten, weil gläsernen Mitte des neuen Gebäudes. Das wurde an dieser Stelle rund um den bestehenden Vorfeldtower errichtet, der jetzt wie ein großer Faustkeil aus ihm herausragt. Alle Gates warten mit Tageslichteinfall und Vorfeldblick auf sowie eigenen Einsteigekanälen für Premiumkunden, die wiederum auch drei verschiedene Lounges nutzen können. Durch eine Art Mini-U-Bahn, ein vollautomatisches Zugsystem, das mit 30 km/h durch einen 400 Meter langen Tunnel unter dem Vorfeld verkehrt, wird der Satellit ans Terminal 2 angebunden. Drei fahrerlose Züge, von denen die ersten derzeit schon im Tunnel stehen, sollen 9.000 Passagiere je Stunde und Richtung befördern können.