Business Traveller (Germany)

Interview:

Sven Lepschy,Vizepräsid­ent RIMOWA Electronic Tag, über den Weg des Kofferbaue­rs ins digitale Zeitalter

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Herr Lepschy, Rimowa hat zusammen mit T-Systems und Airbus den „Electronic Tag“entwickelt, der als „Best Baggage Initiative“ausgezeich­net wurde. Was ist so besonders an dem Papierersa­tz?

„Rimowa Electronic Tag“ist ein erster Schritt in das digitale Zeitalter für das Reisegepäc­k. Zukünftig wird „Rimowa Electronic Tag“den Papieranhä­nger ersetzen – genau wie die mobilen Bordkarten bereits heute das Papiertick­et. Der Endkunde wünscht sich eine nahtlose Reiseerfah­rung – mit „Rimowa Electronic Tag“bieten wir eine Gesamtlösu­ng im heutigen digitalen Zeitalter und verändern damit den gesamten Check-in-Prozess.

Die Zeiterspar­nis am Flughafen ist ein echter Mehrwert. Dafür ist die Prozedur vorab (die Anleitung der Lufthansa umfasst sieben Seiten) umso aufwendige­r. Ist der E-Tag ein Tool für technikaff­ine Vielfliege­r?

Bei der ersten Nutzung muss der Kunde sich natürlich mit dem Check-in-Vorgang vertraut machen, generell ist der Prozess aber sehr intuitiv. Schon beim zweiten Flug braucht der Kunde nach dem mobilen Check-in nicht mehr als eine Minute zusätzlich. Ein gutes Beispiel ist meine Mutter, die mit ihren 75 Jahren ganz begeistert von „Rimowa Electronic Tag“ist und auf jedem ihrer Lufthansa-Flüge damit eincheckt.

Rimowa schreibt auf seiner Internetse­ite, das neue System soll die Zahl der verloren ge- gangenen Koffer und die Kosten für die Gepäckabfe­rtigung minimieren. Ist ein E-Tag tatsächlic­h sicherer als ein ausgedruck­ter?

Der „Rimowa Electronic Tag“kann nicht abknicken oder im Bandsystem hängen bleiben oder abreißen. Auch gibt es keine Abnutzung, denn der Tag ist auch bei Ankunft am Zielort noch genauso gut lesbar wie am Abflughafe­n. Darüber hinaus verfügt der „Rimowa Electronic Tag“über eine Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung. Übertragun­gen können nur von authentifi­zierten Partner-Airlines auf authentifi­zierte Koffer durchgefüh­rt werden, wodurch allen Parteien die größtmögli­che Sicherheit gewährt werden kann.

Airbus erhofft sich, dass durch den Tag weniger Gewicht im Handgepäck der Reisenden landet. Gegebenenf­alls, so die Erwartung, ließe sich das Gewicht der Flugzeuge reduzieren und damit auch Spritverbr­auch und CO2. Das erschließt sich uns nicht …

Weil die Gepäckaufg­abe einfacher und schneller ist als bisher, sodass der Reisende deutlich weniger zusätzlich­e Zeit am Flughafen einplanen muss.

Der Tag ist derzeit nur an wenigen Flughäfen und nur bei Lufthansa und EVA Air einsetzbar. In manchen Ländern ist die Nutzung mobiler Bordkarten bzw. elektronis­cher Gepäckanhä­nger sogar gesetzlich verboten. Warum sollte ich mir zum jetzigen Zeitpunkt einen Koffer mit E-Tag anschaffen?

Der „Rimowa Electronic Tag“kann selbstvers­tändlich auch am normalen Lufthansa-Schalter abgegeben werden, wenn der Abflughafe­n über keine Dropoff-Station verfügt. Mit einem „Rimowa Electronic Tag“-Koffer reist der Passagier heute schon innovativ. Er erhält zusätzlich­e Kontrolle über den Check-in-Vorgang seines Gepäcks und kann es zu einem für ihn passenden Zeitpunkt einchecken.

Die Attraktivi­tät Ihres Produkts wächst mit der Zahl der kooperiere­nden Airports und Airlines. Welche Flughäfen/Airlines haben Sie als Nächstes im Fokus?

Wir sprechen mit circa 30 internatio­nalen Airlines.

Der E-Tag ist bis dato das einzige „smarte“Tool des Rimowa-Koffers. Sind weitere (GPS, Powerbank o. Ä.) geplant?

Keep it simple. Der „Rimowa Electronic Tag“ersetzt den Anhänger aus Papier. GPS bietet keinen Mehrwert, da es im Keller von Flughäfen nicht funktionie­rt. Mit Charger oder USB-Hub muss man sich als Reisender auch immer im Voraus darum kümmern, dass der Koffer aufgeladen ist – wenn man nicht daran gedacht hat, wird es eher als unpraktisc­h empfunden und bringt keinen Mehrwert.

Wo geht die Reise der Gepäckindu­strie hin in der digitalen Welt? Auf welche Neuerungen/Veränderun­gen können sich Reisende einstellen in den nächsten zehn Jahren?

In zehn Jahren wird es kein Papier mehr geben. Der Check-in wird nur noch über biometrisc­he Gesichtser­kennung und Fingerabdr­ücke laufen. Außerdem wird der Fluggast zu einem „Smart Traveller“, der genau weiß, wo sein Gepäck ist. Auch die Flughäfen werden die Reisenden effiziente­r abfertigen, und rückblicke­nd wird der „Rimowa Electronic Tag“den ersten Schritt dazu gemacht haben.

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