Heise macht bei Dynamo nicht den Dembélé „Könnte niemals streiken“
DRESDEN - Im Profifußballdeutsch gibt es seit ein paar Wochen ein neues Wort: den „Dembélé machen“. Bedeutet: Wenn ein Verein einen vertraglich gebundenen Spieler trotz eines Mega-Angebots eines anderen Clubs nicht wechseln lassen will, tritt der Angestellte kurzerhand in den Streik.
Schlechtestes Beispiel für dieses moralisch fragwürdige Verhalten (falls es im Profisport so etwas wie Moral gibt) war zuletzt Ousmane Dembélé. Der erzwang seinen Weggang zum FC Barcelona dadurch, dass er bei seinem Arbeitgeber Borussia Dortmund einfach nicht mehr zum Training erschien. Letztendlich durfte der Franzose gehen, verdient jetzt geschätzte 20 Millionen Euro bei den Katalanen. Und der BVB kassiert alles in allem ein Schmerzensgeld von fast 150 Millionen Euro.
Was das alles mit Dynamo zu tun hat? Beim Zweitligisten hätte es einen ähnlichen Fall geben können, in kleineren Dimensionen versteht sich. Im Sommer lag Linksverteidiger Philip Heise (Vertrag in Dresden bis 2019) ein Superangebot aus England vor. Zweitligist Wolverhampton Wanderers war am Ende sogar bereit, bis zu 3,5 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, lockte den 26-Jährigen zudem mit einem vergleichsweise fürstlichen Salär. Doch Dynamo schob dem Wechsel aus rein sportlichen Gründen einen Riegel vor. Heise wäre einfach nicht adäquat zu ersetzen gewesen.
Im Stadionmagazin „Kreisel“hat der Ex-Stuttgarter erstmals offen darüber gesprochen. „Das war eine lange GeschichIm te. März oder April fingen die ersten Gespräche an. Es ging dann bei der Ablösesumme ziemlich schnell immer weiter nach oben. Auch für mich stand natürlich etwas Gutes auf dem Papier. Wenn man ein Anaus gebot England bekommt, möchte man unbedingt dort hin. Diese Chance bekommt man nicht so oft. Ich wollte unbedingt, aber Dynamo hat gesagt, dass sie mich nicht abgeben können, weil der sportliche Verlust zu groß sei. Ich habe das dann akzeptiert.“
Ein Streik kam für ihn nie in Frage: „Das ist eine Frage der Persönlichkeit. Ich könnte niemals streiken. Fußball ist ein Teamsport. Das alles hat immer auch etwas mit Respekt gegenüber den Mitspielern, den Fans und dem Verein zu tun. Ich bin Dynamo sehr dankbar, dass sie mir das Vertrauen gedavon geben haben. Deswegen war es mir wichtig, dass ich nur wechsele, wenn der Verein auch profitiert.“
Mit Ausnahme der Partie gegen Sandhausen setzt der Linksbeiner seine Entwicklung auch in dieser Saison fort, erzielte zuletzt beim 1:1 gegen Fürth bereits seinen dritten Saisontreffer in Liga und Pokal. Sollte „Pippo“weiter so auffällig agieren, dürfte im Winter das nächste Millionen-Angebot bei Dynamo auf den Tisch flattern. Geld scheint in dieser verrückten Fußballwelt aktuell ja „kaum“eine Rolle zu spielen ...
Dirk Löpelt