Immer mehr Alte im Knast
WALDHEIM - Sachsens Gefängnisse werden immer mehr zum Altersheim! Im vergangenen Jahr waren 223 Insassen über 55 Jahre alt - ein Drittel mehr als 2010, so das Justizministerium. Für sie gibt’s die Seniorenstation in Waldheim.
Einer ist Martin (72): „Bankräuber, das ist mein Beruf.“Der Alltag im Knast ist für ihn Normalität, er hat fast die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht. Die meisten in der Seniorenstation sind aber Ersttäter. Aktuell verbüßen 369 Männer zwischen 22 und 90 Jahren dort Haftstrafen von zwei Jahren bis lebenslang. Die erste Etage im ältesten Hafthaus ist für Männer ab 55 Jahren reserviert. Es gibt 54 Plätze - alle voll.
Hier stehen die Zellentüren fast den ganzen Tag offen. Ein Altenpfleger hilft beim Rasieren oder Baden, eine Ergotherapeutin mit Gedächtnistraining oder Basteln - das sorgt dafür, dass die Männer nicht versauern. Ein Rollator auf dem Flur, schlurfende Schritte - vieles erinnert an ein Altenheim.
Kriminalität gibt
es dort kaum, so Personalchefin Ines Föhre. „Die Senioren wollen lieber ihre Ruhe haben.“Wie Wolfgang (64) - wegen Totschlags an einer reichen Witwe in Haft. „62 Jahre bin ich geradlinig durchs Leben gekommen“, erzählt der Physiotherapeut. Statt des eigenen Hauses bewohnt er jetzt eine Zelle von neun Quadratmetern. Mit einem Job in der Buchbinderei und drei Mal Sport in der Woche lenkt er sich ab - und setzt auf eine vorzeitige Entlassung ...