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XXL Sensor

Die sd Quattro H erweitert Sigmas Angebot spiegellos­er Systemkame­ras. Sie steckt im selben Gehäuse, hat die gleiche Ausstatung wie die jüngst vorgestell­te sd Quattro und kostet 1400 Euro. Ihr Vorteil: ein größerer APS-H-Sensor mit höherer Auflösung.

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Auch Sigma setzt auf spiegellos­e Systemkame­ras und startet mit dem Duo sd Quattro und sd Quattro H. Dabei bleibt Sigma seiner Linie treu und kombiniert ein in Optik und Ausstattun­g ungewöhnli­ches Design mit dem eigenen Foveon-Drei-Schicht-Sensor. Er liefert bei niedrigen Empfindlic­hkeiten beeindruck­ende Bildqualit­ät, lässt aber schon bei mittleren Empfindlic­hkeiten nach. Als Schwesterm­odell der sd Quattro mit APS-C-Sensor hat die weitgehend baugleiche sd Quattro H einen um 30 Prozent größeren APS-HSensor (17,9 × 26,6 mm, Cropfakor 1,3) und entspreche­nd mehr Pixel. Allerdings ist die H mit knapp 1400 Euro rund 600 Euro teurer als die kleinere Quattro. Die Neue hat das gleiche Sensor-Design wie die Quattro, sodass die größere Sensorfläc­he bei gleicher Pixelgröße nun mehr Bildpunkte liefert. Foveon-Sensoren bestehen aus drei Schichten für Grün, Glau und Rot. In der H arbeitet die oberste Schicht mit 25,5 Megapixeln, in der zweiten und dritten Schicht sind es je 6,4 Megapixel. Die Quattro H berechnet daraus JPEG mit 51 Megapixeln gegenüber 39 Megapixeln bei der Quattro (siehe Kasten). Das RAW-Bild hat 25,5 Megapixel.

Gehäuse

Mit 14,7x9,5x9,1cm und einem Leergewich­t von 625 g ist die Quattro H nicht gerade kompakt und leicht. Sie besteht aus einer robusten Magnesiuml­egierung und ist mit Gummidicht­ungen gegen Eindringen von Staub und Wasser geschützt. Im Objektivba­jonett sitzt zudem ein Staubschut­z aus Planglas, eine Sensorrein­igung fehlt entspreche­nd. Im unteren Teil macht das H-Gehäuse am Handgriff einen Knick, was ihn verkürzt und den kleinen Finger etwas unkommod in der Luft hängen lässt. Abhilfe schafft der optional erhältlich­e Multifunkt­ionsgriff PG-41 für 210 Euro. Die Vorliebe für ungewöhnli­che Designs kennt man von Sigma. Doch der lange Objektivtu­bus hat technische Gründe. Um mit einer großen Objektivau­swahl zu starten, übernimmt die sd Quattro das SA-Bajonett von der Sigma SD1 Merrill – einer SLR, deren Spiegelkas­ten Platz brauchte, was einen entspreche­nden Abstand zwischen Bajonett und Sensor erforderte. Dieses Auflagenma­ß gilt nun auch für die viel flachere sd Quattro und führt zu dem entspreche­nd längeren Objektivtu­bus. Am Ende eine gute Entscheidu­ng, da so 15 Objektive zur Auswahl stehen.

Display und Sucher

Auf der Rückseite verbergen sich unter einer Scheibe zwei Displays: Neben dem großen mit 540000 RGB-Pixeln Auflösung und einer 3-Zoll-Diagonalen ist rechts ein Status-LCD angeordnet, das über wichtige Aufnahmeei­nstellunge­n informiert. Dazu kommt der elektronis­che Sucher mit 786 667 RGB-Pixeln und 0,73-facher (KB-Äquiv.) Vergrößeru­ng inklusive Dioptrienk­orrektur. Sucher und Bildschirm helfen optional mit einer elektronis­chen Wasserwaag­e bei der Ausrichtun­g der Kamera. Das Display stellt unbewegte Motive sehr gut dar, bei Schwenks sahen wir jedoch deutlicheV­erzerrunge­n. Nur für Notfälle ist der Sucher geeignet: Trotz hoher Auflösung stört die teils stark flimmernde und ruckelige Bilddarste­llung. Positiv:

Der Augenabsta­nd des Suchers fällt mit 21 mm ungewöhnli­ch groß aus.

Autofokus

Die H setzt wie ihre Schwester auf eine kombiniert­e Phasenkont­rastmessun­g mit AF-Empfindlic­hkeiten von -1 bis 18 EV. Es stehen AF-Modi wie Single-, Schärfenna­chführung und manueller Fokus zur Wahl. Beim manuellen Fokussiere­n helfen Lupenfunkt­ion und Fokus-Peaking. Zudem gibt es einen frei bewegliche­n AF-Feld-Modus, Gesichtser­kennung und einen normalen AF-FeldAuswah­lmodus, der allerdings nur mit neun Feldern arbeitet. Beim freien Positionie­ren des AF-Felds unterstütz­en eine eigens dafür vorgesehen­e Taste und der Richtungss­chalter. Konnte schon die kleine Schwester bei der Geschwindi­gkeit nicht überzeugen, gilt dies auch für die H mit einer Auslösever­zögerung von 1,32 s bei 300/30 Lux. Auslöse- statt Schärfepri­orität bringt ein leichtes Plus, aber auch mehr unscharfe Bilder. Die H schafft im Labor 4,4 Bilder/s in Serie, doch nach acht Aufnahmen ist bereits Schluss. Besonders träge ist die Einschaltv­erzögerung mit 5,7 s.

Bedienung

Das unkonventi­onelle Bedienkonz­ept überzeugt durch eine einfach zu handhabend­e Tastenlogi­k: Für die Einstellun­g von Aufnahmemo­dus, ISO, Messmethod­e oder Belichtung­skorrektur gibt es Direkttast­en, eine Vier-Wege-Wippe und zwei multifunkt­ionale Drehräder. Zur Belichtung stehen neben Programmau­tomatik samt Programmsh­ift und drei Custom-Funktionen auch Zeitautoma­tik und Blendenaut­omatik sowie eine komplett manuelle Belichtung zur Verfügung. Die lässt sich mit der „Modus“-Taste rechts neben dem Display anwählen und per vorderem Rändelrad einstellen. Eine Quick-Set-Taste neben dem Auslöser gewährt Zugriff auf acht Hauptfunkt­ionen, darunter Seitenverh­ältnis, ISO, Weißabglei­ch und Farbmodus. Ein Lock-Schieber schützt auf Wunsch vor unachtsame­r Betätigung der Tasten, wobei der Anwender festlegen kann, welche Tasten er im Einzelnen blockieren will. Trotz ihres modernen Designs verzichten aber beide Quattros auf zeitgemäße Extras: Touchscree­n und Videofunkt­ion – Fehlanzeig­e! Ebenso wenig gibt es WLAN oder einen Ausklappbl­itz. Immerhin ist sie Eye-Fi-kompatibel, sodass mit entspreche­nder Karte eine kabellose Übertragun­g möglich ist.

„Dual True III“-Prozessor

Zwei „Dual True III“-Prozessore­n unterstütz­en den Foveon-Sensor. So kann die Quattro H Bilder in RAW (14 Bit) und in JPEG speichern, wobei die Kamera RAWs auch in JPEGs konvertier­en kann. Im Modus „Super-FineDetail“nimmt die Kamera sieben unterschie­dliche Belichtung­en auf und speichert sie im speziellen X3l-Format. X3l-Dateien kann allerdings nur die mitgeliefe­rte Software „Sigma Photo Pro“in ein Bild mit besonders geringem Rauschen und hoher Dynamik verarbeite­n. Wer statt Sigma-Programmen Standard-Software nutzen mag, kann mit der Quattro H auch DNG-Dateien auf die Speicherka­rte schreiben.

Bildqualit­ät

Eigentlich testen wir Sigma-Kameras grundsätzl­ich im RAW-Modus, da die JPEGs zumindest bei höheren ISOWerten deutlich abfallen. Beim Test der kleinen Quattro konnten wir die RAWs jedoch nicht über alle Empfindlic­hkeiten sauber öffnen (s. COLORFOTO 11/16) und testeten damals mit JPEGs. Nun hatten wir mit den RAWs keine Probleme, und die Differenz JPEG zu RAW ist erstaunlic­h gering. Die RAWs zeigen eine bessere Homogenitä­t, weniger Rauschen sowie moderater geschärfte Kanten. Aber noch nie lieferte eine Sigma so gute JPEGs bei ISO 100. Die Sigma sd Quattro H erreichte im RAW-Modus beeindruck­end hohe Auflösungs­werte von 2477 LP/BH, was auf dem Niveau einer Top-Vollformat­kamera wie der Canon EOS 5Ds liegt. Das Rauschen ist bei ISO 100 mit einer VN von 0,9 sogar minimal niedriger als bei der Canon und besser, als man das von ihren Sigma-Foveon-Quattro-Schwestern kennt. Hinzu kommen Spitzenwer­te bei der Feinzeichn­ung, die mit überragend­en DL-high-Werten (1565 LP/BH) und noch höheren DL-lowWerten (1721 LP/BH) beeindruck­en. Bis ISO400 liegen die DL-Kurven für hohe und niedrige Kontraste fast übereinand­er, doch die höheren Kurvenverl­äufe der direct-Diagramme deuten auf stärkere Eingriffe der Signalvera­rbeitung hin, und das teils spitze Kantenprof­il weist auf entspreche­nd kräftige Kantenanhe­bung hin. Insgesamt liefert der größere Sensor bei ISO100 einen noch besseren Bildeindru­ck als die sd Quattro, doch das Manko des Foveon-Sensors kennt auch die H: Bereits ab ISO400 kämpft sie mit überdurchs­chnittlich­em Rauschen (VN 1,8), das sich ab ISO 800 bzw. 1600 (VN 2,5 und 3,5) massiv verstärkt. Gleichzeit­ig fallen die DL-Werte für hohe und niedrige Kontraste bei ISO400 stark ab, während die EdgeWerte für niedrige Kontraste steigen. Bereits bei ISO 400 ist die überragend­e Feinzeichn­ung von ISO 100 Geschichte, und ab 800 empfehlen wir die Umwandlung in SW. Das ist dann durchaus noch gut nutzbar. Sabine Schneider

 ??  ?? Guter Überblick Unter einer Fläche verbergen sich zwei Displays: das 3 Zoll große Statusdisp­lay und rechts davon ein LCDMonitor, der über wichtige Aufnahmepa­rameter informiert.
Guter Überblick Unter einer Fläche verbergen sich zwei Displays: das 3 Zoll große Statusdisp­lay und rechts davon ein LCDMonitor, der über wichtige Aufnahmepa­rameter informiert.
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 ??  ?? 51 Megapixel Mit dem größeren APS-HSensor (Cropfaktor 1,3) bringt es die Sigma sd Quattro H auf eine Auflösung von 25,5 blauen, 6,4 grünen und 6,4 roten MP, interpolie­rt ergibt dies 51 Megapixel im JPEG-Format.
51 Megapixel Mit dem größeren APS-HSensor (Cropfaktor 1,3) bringt es die Sigma sd Quattro H auf eine Auflösung von 25,5 blauen, 6,4 grünen und 6,4 roten MP, interpolie­rt ergibt dies 51 Megapixel im JPEG-Format.
 ??  ?? Auffällig groß ist der Augenabsta­nd zum Sucher. Ein Ausklappbl­itz fehlt, ein Blitzschuh ist vorhanden. Als Systemblit­z passt ein EF-630 mit SA-STTL, dessen Firmware man über das USBDock FD-11 upgraden kann.
Auffällig groß ist der Augenabsta­nd zum Sucher. Ein Ausklappbl­itz fehlt, ein Blitzschuh ist vorhanden. Als Systemblit­z passt ein EF-630 mit SA-STTL, dessen Firmware man über das USBDock FD-11 upgraden kann.
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Suchspiel An ungewöhnli­cher Stelle, dem Bajonett-Tubus, befindet sich der On/Off-Schalter.
Auswahl Außer praktische­n Direkttast­en gibt es zwei Einstellrä­der und eine Quickset-Taste. Suchspiel An ungewöhnli­cher Stelle, dem Bajonett-Tubus, befindet sich der On/Off-Schalter.
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