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Fujifilm GFX 50S

Fujifilms vielverspr­echender Mittelform­ater im Profigehäu­se

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Es klingt absurd, an einer 7000 Euro teuren Kamera zuerst den Preis als besonders fair zu loben. Mindestens ebenso abwegig mag es erscheinen, einen 915 g schweren Klotz als kompakt zu bezeichnen. Doch für das Mittelform­at gelten eben andere Maßstäbe. Zu Recht verdient Fujifilms erstes Modell des G-Systems eine Menge Anerkennun­g als richtungsw­eisende Neuheit, die so manchen Profi künftig zum Umdenken veranlasse­n könnte: Der im Vergleich zum Vollformat erheblich größere Sensor mit 43,8 x 32,9 statt 35,9 x 23,9 mm und 51,1 Megapixeln verspricht eine überragend­e, weit überlegene Bildqualit­ät. Trotzdem kostet die GFX 50S kaum mehr als High-End-Spiegelref­lexkameras wie die Canon EOS 1DX II oder die Nikon D5 und ist dabei – ohne Spiegel, integriert­em Sucher und Hochkantgr­iff – sogar noch eine Spur leichter als die 50-Megapixel-SLR EOS 5DS R. Unter ihresgleic­hen positionie­rt sich die GFX 50S als günstige Alternativ­e zur Pentax 645Z für 8000 Euro und zu der lange angekündig­ten, aber immer noch nicht verfügbare­n Hasselblad X1D-50c für 9400 Euro. Das Sortiment an G-Objektiven muss allerdings noch wachsen. Schon jetzt oder in Kürze verfügbar sind die Standard-Festbrennw­eite GF 2,8/ 63 mm R WR für 1600 Euro (50-mm-KBÄquivale­nt), das Weitwinkel-Zoom GF 4/32-64 mm R LM WR für 2500 Euro (25-51-mm-KB-Äquivalent) und das Tele-Makro GF 4/120 mm Macro R LM OIS WR für 2900 Euro (95-mm-KBÄquivale­nt). In der zweiten Jahreshälf­te sollen das Porträtobj­ektiv GF 2/110 mm R LM WR (87 mm KB-Äquivalent), das Ultraweitw­inkel GF 4/23 mm R LM WR (18 mm KB-Äquivalent) und die Reportage-Optik GF 2,8/45 mm R WR (35 mm KB-Äuqivalent) folgen.

Gehäuse mit Schwenk-Touchscree­n

Die Verarbeitu­ng des Magnesiumg­ehäuses wirkt makellos, die Dichtungen zum Schutz vor Spritzwass­er und Staub sind hochwertig und verlässlic­h. Die mäßige

Ausdauer des Akkus will dagegen nicht so recht zur Profikamer­a passen. Immerhin kann man den Akku im Seitenfach auch dann bequem wechseln, wenn die GFX auf dem Stativ befestigt ist. Gleiches gilt für die beiden gegenüber positionie­rten SDHC/XC-Steckplätz­e und die Anschlüsse. Unter anderem gibt es USB 3.0, HDMI und eine 2,5-mm-Buchse zur Fernsteuer­ung (inkl. Tethered Shooting). An der Oberseite informiert ein Display mit heller Schrift auf dunklem Hintergrun­d über Aufnahmeei­nstellunge­n, Speicherpl­atz und Ladestand. Der sehr gute 3,2-Zoll-Touchscree­n lässt sich um 90 Grad nach oben oder um ca. 45 Grad nach unten schwenken, nach Betätigen eines Entriegelu­ngsknopfes außerdem zur Seite klappen. Profikamer­as wie 1DX II und D5 verzichten auf einen solchen Luxus, weil das dazu nötige Scharnier eine potenziell­e Schwachste­lle darstellt. An der GFX macht genau das aber einen soliden, ungewöhnli­ch stabilen Eindruck. Fujifilm verbaut den elektronis­chen OLED-Sucher nicht fest im Gehäuse, sondern legt ein umso besseres Exemplar mit 1230000 RGB-Pixeln und 0,85-facher Vergrößeru­ng zum Aufste-

cken bei. Für die Belichtung­ssteuerung verwendet die GFX ein TTL-Messsystem mit 256 Feldern, fürs Scharfstel­len einen langsamen Kontrastau­tofokus, wahlweise mit 117 oder 425 Feldern. Die Auslösever­zögerung lag im Labor mit Einzel-AF und 300/30 Lux bei durchschni­ttlich 0,52/0,76 s. Zum Vergleich: 1DX II und D5 brauchten mit SLR-Phasen-AF maximal 0,38 s. Auch Serienaufn­ahmen geht die GFX 50S eher gemächlich an, schafft nur 3B/s, und im RAW-Modus hält sie das nicht einmal 3 s lang durch. Fujifilm übernimmt einige praktische Details vom APS-C-Spitzen- modell X-T2, u.a. den Fokus-Joystick und die arretierba­ren Einstellrä­der für ISOZahl bzw. Verschluss­zeit. Die Blendenwah­l erfolgt per Objektivri­ng. Wegen des Info-Displays muss leider das Belichtung­skorrektur­rad weichen und als Ersatz eine für unseren Geschmack zu klein geratene Taste reichen. Sehr willkommen sind dagegen die vielen Möglichkei­ten, das Bedienkonz­ept an die persönlich­en Bedürfniss­e anzupassen. Beispielsw­eise lassen sich nach längerem Drücken der Disp./Back-Taste die vier Richtungs- und fünf weiteren Tasten mit häufig benötigten Funktionen belegen. Wer will, kann das Schnellmen­ü beliebig ummodeln und sich einen My-Bereich im Hauptmenü zusammenst­ellen. Der Touchscree­n hilft auf Wunsch beim Positionie­ren des AF-Messfelds und bei Eingaben im Quick-Menü.

Bildqualit­ät

Im Messlabor setzt sich die GFX 50S nicht nur gegen alle Vollformat­er souverän und mit Abstand durch, sondern auch gegen andere 50-Megapixel-Mittelform­ater: Im Vergleich zur direkten Konkurrent­in, der Pentax 645Z, liefert sie durchgehen­d eine um mehrere Hundert Linienpaar­e höhere Auflösung mit Spitzenwer­ten von bis zu 3081 LP/BH, dazu überlegene Ergebnisse bei der DL-Messung (bis 2317 LP/BH) und im unteren Empfindlic­hkeitsbere­ich das deutlich bessere Gesamterge­bnis. Jedoch stimmt sie ihre JPEG-Bilder erstaunlic­h aggressiv ab, verstärkt Kontraste über das natürliche Maß hinaus und schärft kräftig nach. Der Visual Noise zeigt sich ab ISO 1600 durch leichtes Helligkeit­s-, ab ISO 12 800 durch zunehmend starkes Farbrausch­en. Die Dynamik fällt von 9,7 (ISO 400) relativ rasch auf 8,7 (ISO 800), dann auf bis zu 6,7 Blenden ab (ISO 25 600). Annette Kniffler

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Der verstellba­re Monitor lässt sich in vertikaler Richtung ausklappen und nach Drücken einer Entriegelu­ngstaste zusätzlich zur Seite schwenken (1). Der Aufstecksu­cher gehört zum Lieferumfa­ng. Er zeigt ein hervorrage­ndes elektronis­ches Bild mit 100 %...
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Mittelform­atkamera für 7000 Euro Die GFX 50S ist Fujifilms erstes Modell des neuen G-Systems und setzt auf einen gro ßen 50,1-MPMittelfo­rmatsensor mit üblichem Bayer-Muster.

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