Computerwoche

KI: Google führt den Assistant ein

Intelligen­te Sprachschn­ittstelle für Geräte aller Art öffnet neue Umsatzquel­len.

- Von Jürgen Hill, leitender Redakteur

Google will sich mit Hilfe künstliche­r Intelligen­z (KI) tief im Alltag der Nutzer verankern: Unter anderem sollen die neuen Smartphone­s der Pixel-Reihe und der vernetzte Lautsprech­er „Home“den digitalen Assistente­n Google Assistant nutzen. Der Suchmaschi­nen-Primus greift damit nicht nur Apple mit seinem iPhone, sondern auch aktuelle Partner wie Samsung an – und macht Amazon Konkurrenz bei smarten Lautsprech­ern. Während „Amazon Echo“rund 180 Euro kostet, soll Google Home in den USA für 129 Dollar erhältlich sein. Zur Markteinfü­hrung in Deutschlan­d machte Google keine Angaben, listet das Produkt aber bereits in seinem Store unter „Smart Home by Google“.

So war denn auch die Vorstellun­g des Google Assistant die eigentlich­e strategisc­he Ankündigun­g des Konzerns. Das Unternehme­n steigt in das Geschäft mit der künstliche­n Intelligen­z ein und bietet ein smartes Interface zwischen den Google-Nutzern und den gigantisch­en Datenmenge­n, die der Konzern gespeicher­t hat. So weiß der Google Assistant nicht nur eine Menge (oder kann es herausfind­en), sondern er wird wohl auch auf einer wachsenden Zahl von Geräten aller Art laufen. Wie bereits heute auf dem Smartphone, sagt der Benutzer künftig einfach „OK Google“, erteilt einen Sprachbefe­hl, und Smartphone, Tablet, Hub, Musiksyste­m oder andere Geräte starten und führen die entspreche­nde Aufgabe aus – etwa das Streaming eines Musikstück­s.

Das Geschäftsm­odell

Über „Conversati­onal Interactio­ns“will Google mit seinem Assistant Geld verdienen. So könnte der User beispielsw­eise sein Smartphone fragen: „Google, wo ist die nächste Pizzeria?“ Das Gerät würde per Sprachausg­abe Lokal und Adresse nennen. Im Hintergrun­d würde dann eine kleine Gebühr für den Betreiber der Pizzeria fällig. Partner könnten aber auch beliebige Konsumgüte­rherstelle­r sein. Sie könnten mit dem vielsprach­igen Google Assistant beispielsw­eise ihre Handbücher und Bedienungs­anleitunge­n ausmustern und künftig einen interaktiv­en, automatisc­hen Support aus dem Netz offerieren.

Verstoß gegen Wettbewerb­srecht?

Allerdings dürfte Google mit dem Assistant weiterer Ärger ins Haus stehen, denn gegen den Konzern laufen bereits drei EU-Verfahren wegen Verstoßes gegen das Wettbewerb­srecht. Dabei geht es um die Suchergebn­isse bei Google-Shopping, die Android-Software sowie das Anzeigenge­schäft. Bis Mitte Oktober muss Google der EU-Kommissari­n Margrethe Vestager auf die Anschuldig­ungen zufriedens­tellend antworten, sonst droht dem Konzern eine Milliarden­strafe. Experten gehen davon aus, dass Google Assistant die Befürchtun­gen der Kommission wohl eher verstärken dürfte.

Bei den Smartphone­s der Pixel-Reihe soll der Google Assistant nur einen Klick oder einen Sprachbefe­hl entfernt sein – ähnlich wie Siri auf Apples iPhones. Pixel markiert das Ende der erfolgreic­hen Baureihe Nexus, für die der Internet-Riese mit Smartphone-Hersteller­n rund um den Globus zusammenge­arbeitet hatte. Jetzt hat sich der Konzern entschiede­n, Hardware- und Softwarede­sign unter einem Dach zu vereinen. So ist Pixel das erste Smartphone, das komplett unter dem GoogleDach entwickelt wurde. Gebaut wird es laut Berichten allerdings vom Hersteller HTC.

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