KI: Google führt den Assistant ein
Intelligente Sprachschnittstelle für Geräte aller Art öffnet neue Umsatzquellen.
Google will sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) tief im Alltag der Nutzer verankern: Unter anderem sollen die neuen Smartphones der Pixel-Reihe und der vernetzte Lautsprecher „Home“den digitalen Assistenten Google Assistant nutzen. Der Suchmaschinen-Primus greift damit nicht nur Apple mit seinem iPhone, sondern auch aktuelle Partner wie Samsung an – und macht Amazon Konkurrenz bei smarten Lautsprechern. Während „Amazon Echo“rund 180 Euro kostet, soll Google Home in den USA für 129 Dollar erhältlich sein. Zur Markteinführung in Deutschland machte Google keine Angaben, listet das Produkt aber bereits in seinem Store unter „Smart Home by Google“.
So war denn auch die Vorstellung des Google Assistant die eigentliche strategische Ankündigung des Konzerns. Das Unternehmen steigt in das Geschäft mit der künstlichen Intelligenz ein und bietet ein smartes Interface zwischen den Google-Nutzern und den gigantischen Datenmengen, die der Konzern gespeichert hat. So weiß der Google Assistant nicht nur eine Menge (oder kann es herausfinden), sondern er wird wohl auch auf einer wachsenden Zahl von Geräten aller Art laufen. Wie bereits heute auf dem Smartphone, sagt der Benutzer künftig einfach „OK Google“, erteilt einen Sprachbefehl, und Smartphone, Tablet, Hub, Musiksystem oder andere Geräte starten und führen die entsprechende Aufgabe aus – etwa das Streaming eines Musikstücks.
Das Geschäftsmodell
Über „Conversational Interactions“will Google mit seinem Assistant Geld verdienen. So könnte der User beispielsweise sein Smartphone fragen: „Google, wo ist die nächste Pizzeria?“ Das Gerät würde per Sprachausgabe Lokal und Adresse nennen. Im Hintergrund würde dann eine kleine Gebühr für den Betreiber der Pizzeria fällig. Partner könnten aber auch beliebige Konsumgüterhersteller sein. Sie könnten mit dem vielsprachigen Google Assistant beispielsweise ihre Handbücher und Bedienungsanleitungen ausmustern und künftig einen interaktiven, automatischen Support aus dem Netz offerieren.
Verstoß gegen Wettbewerbsrecht?
Allerdings dürfte Google mit dem Assistant weiterer Ärger ins Haus stehen, denn gegen den Konzern laufen bereits drei EU-Verfahren wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht. Dabei geht es um die Suchergebnisse bei Google-Shopping, die Android-Software sowie das Anzeigengeschäft. Bis Mitte Oktober muss Google der EU-Kommissarin Margrethe Vestager auf die Anschuldigungen zufriedenstellend antworten, sonst droht dem Konzern eine Milliardenstrafe. Experten gehen davon aus, dass Google Assistant die Befürchtungen der Kommission wohl eher verstärken dürfte.
Bei den Smartphones der Pixel-Reihe soll der Google Assistant nur einen Klick oder einen Sprachbefehl entfernt sein – ähnlich wie Siri auf Apples iPhones. Pixel markiert das Ende der erfolgreichen Baureihe Nexus, für die der Internet-Riese mit Smartphone-Herstellern rund um den Globus zusammengearbeitet hatte. Jetzt hat sich der Konzern entschieden, Hardware- und Softwaredesign unter einem Dach zu vereinen. So ist Pixel das erste Smartphone, das komplett unter dem GoogleDach entwickelt wurde. Gebaut wird es laut Berichten allerdings vom Hersteller HTC.