Herbe Kritik an Oracles Lizenzmodellen: Europäische Anwender wollen sich beim Anbieterwechsel helfen
Der Streit zwischen Oracle und seinen Kunden eskaliert. So werfen die französische Anwendervereinigung Cigref sowie die übergeordnete European CIO Association (EuroCIO), in der auch der deutsche Anwenderverein Voice sowie Vertretungen aus Belgien, Bulgarien, Griechenland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, der Türkei und Ungarn vertreten sind, dem amerikanischen Datenbankhersteller vor, die Beziehungen zu seinen Kunden massiv zu beschädigen. Es sei eine deutliche Verschlechterung festzustellen, heißt es in einer offiziellen Verlautbarung der beiden Organisationen. Augenscheinlicher Beleg dafür sei, dass Oracle bis heute nicht auf eine Anfrage von Cigref und EuroCIO vom 25. Februar 2016 geantwortet habe. Darin hatten die Verbände gebeten, über die Lizenzkonditionen in virtualisierten Umgebungen zu verhandeln, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Dieses Vorhaben sei inzwischen aufgegeben worden. Angesichts der fehlenden Dialogbereitschaft von Oracle könnten Cigref und EuroCIO das Geschäftsgebaren des Herstellers nur als inakzeptabel verurteilen.
Die Anwendervertreter machen deutlich, dass das Verhalten des Softwarekonzerns Konsequenzen haben wird, und verweisen in diesem Zusammenhang auf eine Um- frage, die Ende 2016 unter über 100 europäischen CIOs durchgeführt wurde. Laut den Ergebnissen des „Supplier Satisfaction Survey“beklagten mehr als drei Viertel der IT-Verantwortlichen, die OracleVerträge und -Lizenzmodelle böten nicht genügend Flexibilität. Infolgedessen würden 60 Prozent der CIOs lieber auf Softwareprodukte andere Hersteller zurückgreifen, mehr als die Hälfte arbeite bereits an konkreten Exit-Strategien, um Oracle-Produkte abzulösen. Angesichts dieser Situation werde man Unternehmen, die Oracle den Rücken kehren wollten, beraten und unterstützen, ließen die CigrefVerantwortlichen durchblicken.