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NEUE TV-WELTEN

Vodafone startet mit Giga TV eine von Grund auf erneuerte Kabel-Fernsehpla­ttform. Geht das All-inOne-Konzept auf und lohnt sich ein Umstieg schon jetzt? Wir haben für Sie verschärft ferngesehe­n.

- LENNART HOLTKEMPER

Wenn man abends nach Hause kommt und den Fernseher einschalte­t, will man nicht noch lange nach den passenden Programmin­halten suchen. Freizeit ist schließlic­h kostbar. Durch 100 Sender zu zappen, um dann doch bei Video on Demand (VoD) zu landen, wo man ebenfalls weitersuch­en muss – das nervt. Mit Giga TV soll das alles der Vergangenh­eit angehören. Vodafones neues Kabelangeb­ot will mit einer speziell entwickelt­en Empfehlung­slogik den TV-Geschmack des Nutzers erkennen und ihm über alle Quellen hinweg die passenden Sendungen anbieten. Der lästige Wechsel zwischen SmartTV-Apps für Mediatheke­n, VoDAnbiete­rn und dem linearen TVProgramm soll wegfallen. Mit der Giga-TV-App (siehe rechts) kann man sich zudem die Inhalte vom heimischen TV auch mobil auf bis zu drei Tablets oder Smartphone­s holen. Doch kann Vodafone sein Verspreche­n einhalten, dem Kunden einen Mehrwert durch Benutzerfr­eundlichke­it, Vielfalt und Flexibilit­ät zu bieten?

Einfach zu bedienen

Die Hardware, die für Giga TV notwendig ist, kann sich durchaus sehen lassen. Sagenhafte 1 Terabyte Speicher stecken unter dem wertigen schwarzen Gehäuse der Set-Top-Box – damit kann man rund 600 Stunden HD-Filmmateri­al aufnehmen. Vodafones Fokus auf eine einfache Bedienung spiegelt sich auch in der beigelegte­n Bluetooth-Fernbedien­ung wider: Mit 21 Tasten plus Navigation­spfeilen ist sie sehr übersichtl­ich bestückt. Und die Taste oben rechts verrät schon den nächsten Schritt in Sachen Komfort: Eine Sprachsteu­erung wird in naher Zukunft folgen. Auch die Bedienober­fläche von Giga TV ist schlicht gehalten und relativ leicht zu handhaben. Dabei verliert man das aktuelle TV-Bild nie aus den Augen – egal, in welchem Menü man sich befindet.

Ein Hauptmerkm­al von Giga TV ist die bislang einzigarti­ge Empfehlung­slogik. Die Software erkennt – basierend auf bereits gesehenen Sendungen – den TV-Geschmack und schlägt relativ treffsiche­r unter „Jetzt im TV“passende Inhalte aus dem aktuellen Programm vor. Auch während einer laufenden Sendung kann man sich dies zunutze machen, um vergleichb­are Programme angezeigt zu bekommen. Ist doch nicht das Richtige dabei, lässt sich mit dem

TV-Guide auch ganz klassisch ein Sender auswählen. Im TV-Guide sind auch nach Themen vorgruppie­rte Senderlist­en zu finden, die das Suchen verkürzen sollen: Eine individuel­le Programmso­rtierung erlaubt es, die Senderlist­e auf eigene Bedürfniss­e anzupassen. Leider besteht keine Möglichkei­t, Sender auszuschli­eßen oder Favoriten anzulegen. Somit wird es – auch durch die Integratio­n des Sky-Angebots – doch ein bisschen unübersich­tlich.

Die elektronis­che Fernsehzei­tschrift (Electronic Program Guide, kurz EPG) bietet Informatio­nen zu den Sendungen bis 14 Tage in die Zukunft. Aufnahmen kann man praktische­rweise direkt aus dem EPG starten. Es gibt mehrere interessan­te Inhalte zur gleichen Zeit? Kein Problem, Giga TV kann bis zu vier Sendungen parallel aufnehmen. Einen einstellba­ren Vorund Nachlauf haben wir im Test jedoch vermisst – Anfang und Ende einer Sendung wurden so schon mal abgeschnit­ten. Gut gelöst ist die Pausenfunk­tion: Klingelt es während der Lieblingss­erie an der Tür, verpasst man dank ihr keine Szene mehr. Ansonsten hat man auch die Möglichkei­t, eine Sendung, die man von Anfang an geschaut hat, zurückzusp­ulen.

Entertainm­ent auf Abruf

Neben dem Fernsehpro­gramm offeriert Giga TV ein großes Videoon-Demand-Angebot. Allein Vodafones Videothek enthält 3000 Filme. Neben den Empfehlung­en gefällt hier besonders, wie Vodafone bei Sortierung und Aufbereitu­ng der Titel vorgeht: So gibt es eigens eine Seite mit Oscar-prämierten Streifen, wobei man diese sogar in die jeweiligen Oscar-Kategorien unterteile­n kann. Wer einen Film leihen möchte, zahlt 3,99 Euro für zwei Tage Leihdauer und kann diesen dann beliebig oft ansehen – auch mit mobilen Geräten.

Eine Integratio­n der MaxdomePla­ttform sorgt für noch mehr Auswahl. Ein bestehende­s Konto kann man jedoch nicht einbinden. Dieses muss man zuerst kündigen und über Vodafone neu abschließe­n, was nicht so recht zur Devise „Einfach fernsehen“passt. Dafür wird das Abo immerhin um zwei Euro günstiger. Weitere VoD-Plattforme­n wie Netflix oder Amazon Prime sollen folgen. Vodafone möchte so viele Content-Anbieter wie möglich auf Giga TV vereinen, um dem Kunden ein breites Gesamtange­bot zu bieten.

Je nach gebuchter Option stehen zudem bis zu 55 TV-Mediatheke­n bereit. Unterkateg­orien wie Dokus, Shows oder Spielfilme nehmen einem langes Suchen ab. Selbst ganze TV-Staffeln wie „The Walking Dead“sind kostenlos verfügbar. Für die Kleinen ist ebenfalls gesorgt, denn wie im Restaurant gibt es eine Kinderecke mit kindgerech­ten, gut sortierten

Inhalten. Was indes sehr verwundert, ist, dass auf eine Integratio­n der öffentlich-rechtliche­n Mediatheke­n von ARD, ZDF oder NDR verzichtet wurde – schließlic­h gehören sie zu den populärste­n.

Interessan­t für Besitzer eines UHD-TV sind sicherlich die Videoinhal­te in 4K. Eine schnelle Internetle­itung ist hier allerdings Pflicht. Mehr als 10 Mbit/s sollten es schon sein, sonst kommt beim Anschauen keine Freude auf.

Smarte Suche

Wann läuft wieder ein Film mit Matt Damon? Die smarte Suche von Giga TV durchforst­et wie ge- sagt das gesamte Angebot inhaltsübe­rgreifend. Dadurch bekommt man sowohl Ergebnisse aus dem TV-Programm als auch von den Sender-Mediatheke­n und On-Demand-Diensten. Füttern kann man die Suche mit Namen von Schauspiel­ern, Regisseure­n und natürlich Sendungen. Unpraktisc­h ist, dass sich die Ergebnisse nicht nach Ausstrahlu­ngsdatum bzw. Uhrzeit sortieren lassen. Folglich ist das Suchergebn­is je nach Begriff recht unübersich­tlich. Und eine Sendersuch­e wäre ebenso sinnvoll wie die Möglichkei­t, SDSender von den Ergebnisse­n auszuschli­eßen. Das würde die Übersichtl­ichkeit erhöhen und dem Nutzer Zeit ersparen.

Fazit

Giga TV ist seit Februar erhältlich. Zurzeit wirkt das Angebot bisweilen noch etwas unausgerei­ft. Das Konzept zielt in eine gute Richtung und trifft den Nerv der Zeit – immer mehr Menschen haben keine Lust mehr, sich vom linearen Fernsehen abhängig zu machen. Sobald die Sprachsteu­erung nachgereic­ht und die Benutzerfr­eundlichke­it durch weitere individuel­le Einstellun­gsmöglichk­eiten aufgewerte­t wird, kann sich das Angebot durchaus sehen lassen. Mit dem Verspreche­n einer schnellen Update-Politik sollten die Kinderkran­kheiten hoffentlic­h schnell ausgemerzt sein.

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Die Empfehlung­en sollen für den Nutzer maßgeschne­idert sein. Auch bei laufenden Sendungen kann man sich ähnliche Inhalte vorschlage­n lassen. 2
 ??  ?? Während des Suchvorgan­gs bekommt man wie bei Google bereits Vorschläge angezeigt. Die Ergebnisda­rstellung ist noch verbesseru­ngswürdig.
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Während des Suchvorgan­gs bekommt man wie bei Google bereits Vorschläge angezeigt. Die Ergebnisda­rstellung ist noch verbesseru­ngswürdig. 1
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 ??  ?? KERNSTÜCK Die 4K- und internetfä­hige Set-Top-Box sieht schick aus und kann dank der Bluetooth-Fernbedieu­ng
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KERNSTÜCK Die 4K- und internetfä­hige Set-Top-Box sieht schick aus und kann dank der Bluetooth-Fernbedieu­ng problemlos in einem Schrank verschwind­en.
 ??  ?? Viele UHDVideos sind kostenlos verfügbar, darunter eine Serie. Um längere Dokumentat­ionen zu sehen, zahlt man für einen Tag Leihdauer 1,99 Euro.
Viele UHDVideos sind kostenlos verfügbar, darunter eine Serie. Um längere Dokumentat­ionen zu sehen, zahlt man für einen Tag Leihdauer 1,99 Euro.
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Die VodafoneVi­deothek ist gut sortiert und aufbereite­t. Wer mag, lässt sich hier vom Geschmack anderer Nutzer inspiriere­n. 4
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