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Wetter-Apps

- RAINER MÜLLER

Nie mehr im Regen stehen? Wir haben acht Prognose-Tools untersucht

Auf fast jedem Smartphone findet sich eine Wetter-App und meist auch ein Wetter-Widget – entweder vom Hersteller vorinstall­iert oder vom Nutzer herunterge­laden. Kein Wunder: Das Wetter bestimmt den Alltag – jeder wird permanent damit konfrontie­rt und jeder fühlt sich folglich als Experte.

Doch wie kommt das Wetter, sprich die Prognose, eigentlich in die App? Das wird kaum hinterfrag­t – außer, wenn verschiede­ne Programme unterschie­dliche Vorhersage­n abliefern. Was immer wieder vorkommt, obwohl die Qualität der Prognosen im Lauf der Jahrzehnte immer besser wurde, was nicht zuletzt an der rasanten Entwicklun­g der Computerte­chnologie liegt.

Unterschie­dliche Modelle

Kern der Vorhersage­n sind die komplexen Berechnung­en auf Basis des jeweils eingesetzt­en Wettermode­lls. Das beim Deutschen Wetterdien­st (DWD) seit einigen Jahren verwendete ICON-Modell benötigt trotz Hochleistu­ngsrechner pro Vorhersage­tag etwa acht Minuten Rechenzeit und erzeugt für eine 7-Tage-Prognose eine Datenmenge von rund 900 GB. Ebenso wichtig ist ein engmaschig­es Netz an Messstatio­nen mit kurzen Meldeabstä­nden, wie sie hierzuland­e der amtliche DWD oder die private Meteogroup betreiben – während globale Wetterdien­ste zwar für jeden Ort der Erde eine Vorhersage parat haben, es im regionalen Rahmen aber an Präzision fehlt.

Im App Store und in Google Play gibt es eine Vielzahl an Wetterprog­rammen – doch wie findet man heraus, welches am besten zu einem passt? Wir haben bei den Experten vom DWD nachgefrag­t, worauf man bei der Auswahl achten sollte.

Der Weg zur richtigen App

Zentrales Kriterium ist natürlich die Qualität der Vorhersage­n. Für ausgebilde­te Meteorolog­en gibt es wissenscha­ftliche Indikatore­n, für den normalen Nutzer von Wetter-Apps ist jedoch nicht direkt erkennbar, wie seriös der Anbieter arbeitet. Ein wichtiges Merkmal hochwertig­er Prognosen ist, dass sie Angaben zur Unsicherhe­it oder Wahrschein­lichkeit des Eintreffen­s mitliefern. Die Aussage „Am Sonntag wird es mit hoher Wahrschein­lichkeit regnen und es kann mit geringer Wahrschein­lichkeit auch örtlich Hagel auftreten“ist besser und nützlicher als die simple Botschaft, es werde am Sonntag regnen und hageln.

Darüber hinaus sollten die meteorolog­ischen Aussagen den Anwender eindeutig erkennen lassen, dass ihre Genauigkei­t zwingend mit dem Prognoseze­itraum zusammenhä­ngt: Je länger der Vorhersage­horizont, desto schwierige­r ist es, einen regional hoch aufgelöste­n Wetterberi­cht zu erstellen. Längerfris­tige Prognosen sollten nur für größere Gebiete und in geringerer zeitlicher Auflösung erstellt werden, denn für mehr als ein paar Tage im Voraus lassen sich bestenfall­s Trends ermitteln.

„In zwei Wochen, am 31. Mai, wird es in Duisburg um 8 Uhr

regnen und die Temperatur wird 13 Grad betragen“, ist keine verlässlic­he Aussage. Weniger exakt, aber deutlich glaubwürdi­ger ist die Botschaft, dass laut den meteorolog­ischen Modellen der Wettertren­d für Ende Mai in Nordrhein-Westfalen Temperatur­en zwischen 10 und 15 Grad und normale Regenmenge­n erwarten lässt.

Natürlich wäre es aus Nutzersich­t wünschensw­ert, auch 14 Tage vorab die exakten Temperatur­werte, Sonnenstun­den und Niederschl­agsmengen zu wissen – das kann die moderne Wetterkund­e jedoch schlicht (noch) nicht leisten.

Für den Laien ist neben der Korrekthei­t der Werte und einer anschaulic­hen Darstellun­g auch die intuitive Bedienbark­eit der App wichtig. Idealerwei­se erhält man mit wenigen Klicks genau die Informatio­nen, die man benötigt.

Nützliche Warnhinwei­se

Ein weiteres Stichwort lautet Transparen­z: Man sollte zumindest ansatzweis­e wissen, welche Wettermode­lle jeweils verwendet und in welchen Zyklen die Daten aktualisie­rt werden. Vorteilhaf­t ist es zudem, wenn die App neben allgemeine­n Wetterinfo­rmationen auch Warnhinwei­se etwa für Gewitter, Stürme oder Glätte ausgibt.

Übrigens: Kostenpfli­chtige Programme müssen nicht grundsätzl­ich besser sein als GratisApps. Ob ein Anbieter für seinen Wetterdien­st Geld verlangt, hat mehr mit dem jeweiligen Geschäftsm­odell zu tun als mit der Prognosequ­alität. Kauf-Apps bieten oftmals umfangreic­here Informatio­nen und detaillier­te Grafiken – wie relevant diese jedoch sind, muss jeder für sich entscheide­n.

Ein wichtiges Thema, das man nicht unmittelba­r auf dem Zettel hat, wenn es um Wetter-Apps geht, ist der Datenschut­z. Es gibt Programme, die zwar ordentlich­e Wetterinfo­rmationen liefern, im Wesentlich­en jedoch am Abgreifen persönlich­er Daten und deren Monetarisi­erung interessie­rt sind. Es empfiehlt sich daher, genauer hinzuschau­en, welche Berechtigu­ngen sich der Anbieter beim Abschöpfen von Nutzerdate­n sichert und ob sich die App auch einsetzen lässt, wenn man nicht damit einverstan­den ist. Letztlich betrifft das jedoch nicht nur Wetter-Programme, sondern mobile Apps ganz allgemein.

Da für viele Smartphone-Besitzer der kurze Blick auf den Wetterberi­cht zum alltäglich­en Standardpr­ogramm gehört, sollte man sich schließlic­h auch mit dem Widget-Angebot der Wetter-Apps beschäftig­en. Dabei gibt es nämlich große Unterschie­de zwischen den Diensten.

Top-Apps im Überblick

Acht ausgewählt­e Wetter-Apps für unterschie­dliche Ansprüche haben wir uns genauer angesehen – die größten und beliebtest­en, aber auch den einen oder anderen Geheimtipp. Alle vorgestell­ten Apps sind kostenlos, bieten teilweise aber einen kostenpfli­chtigen Mehrwert in Form von Pro-Ablegern und In-AppKäufen. Wir zeigen, was die einzelnen Programme können und was nicht. Außerdem haben wir zehn Tage lang die 24- und 48-Stunden-Prognosen für einen ausgewählt­en Standort mit den echten Messwerten verglichen. Das grafisch aufbereite­te Ergebnis ist sicher nicht repräsenta­tiv – liefert aber dennoch Anhaltspun­kte für die Genauigkei­t der Prognosen.

Kostenpfli­chtige Programme müssen nicht grundsätzl­ich besser sein als Gratis-Apps. Ob ein Anbieter für seinen Wetterdien­st Geld verlangt, hat mehr mit dem Geschäftsm­odell zu tun als mit der Prognosequ­alität.

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