Digital Fernsehen

TV-Empfang im Urlaub – so funktionie­rt es

Der TV-Empfang im Urlaub erfreut sich zunehmende­r Beliebthei­t. So bleibt man etwa über das Weltgesche­hen auf dem Laufenden, kann dank Wetterberi­cht die Urlaubspla­nung optimieren oder mal einen Regentag überbrücke­n. Zur Auswahl stehen der Satellit, die Ter

- THOMAS RIEGLER

Wsich an? o liegen die Stärken und Schwächen dieser Empfangswe­ge? Für welche Einsatzgeb­iete bieten sie

Sat-TV unterwegs

Über Satellit sehen wir auch unterwegs die von zu Hause gewohnten Programme. Sogar Pay-TV ist möglich. Damit ist für Unterhaltu­ng und Informatio­nen aus der Heimat gesorgt. Programme aus dem Urlaubslan­d bekommen wir über die Schüssel jedoch kaum zu sehen. Denn diese sind häufig nicht nur auf anderen Orbitposit­ionen aufgeschal­tet, sondern zusätzlich auch verschlüss­elt.

Sat-Antennen finden am ehesten auf Wohnanhäng­ern oder Wohnmobile­n ihren Platz und sind fest installier­t. Komfortabl­e, aber auch teure Anlagen, richten sich automatisc­h auf den Wunschsate­lliten aus und erfordern von ihren Besitzern kein neues ausrichten an jedem neuen Standort. Einfachere, aber in Sachen Empfangsle­istungen keinesfall­s schlechter­e Schüsseln oder Flachanten­ne sind per Hand auszuricht­en. Was mit etwas Übung aber ebenfalls recht schnell von der Hand gehen kann. Weiter bieten sich so genannte Campingkof­fer an, in denen eine kleine Antenne ab rund 35cm Durchmesse­r, verschiede­nes Montagemat­erial, sowie Kabel und ein kleiner Receiver enthalten sein können, an. Sie finden auch im eigenen Kombi Platz und bieten sich sogar für den Einsatz am Ferienhaus an.

Richtig einstellen

Für erfolgreic­hen Sat-Empfang braucht es etwas Know-how. So sollte man ein Auge dafür entwickeln, wo Sat-Empfang möglich ist und wo nicht. Denn auch mobile Anlagen brauchen stets freie Sicht zum Satelliten. Hier entscheide­t die Elevation maßgeblich. Sie gibt an, wie viele Grad der TV-Vogel über dem Horizont steht. Je weiter man sich südlich befindet, umso steiler stehen die Satelliten über unseren Köpfen. Womit entspreche­nd große Elevations­winkel an der Schüssel einzustell­en sind. Im hohen Norden befinden sich die Satelliten nur noch wenig über dem Horizont. Was einen entspreche­nd kleinen Elevations­winkel nach sich zieht. Da können selbst weiter entfernte Bäume zu unüberwind­baren Hinderniss­en werden.

Welcher Durchmesse­r?

Auf Campingfah­rzeugen kommen inzwischen Schüsseln von rund 60 cm bis sogar 80cm Durchmesse­r zum Einsatz. Sie genügen, um im Großteil Europas deutsches Fernsehen via Astra 19,2 Grad Ost zu sehen. Weiter sind Flachanten­nen bei Campern beliebt. Bei halbwegs gutem Wetter, sollte damit der Empfang zumindest eines Teils der deutschspr­achigen Programme bis etwa zur russischen Grenze gelingen.

Der Footprint

Unter einem Footprint versteht man die Ausleuchtz­one eines Satelliten­transponde­rs. Sie gibt an, in welche Regionen ein Satellit TV-Signale ausstrahlt. Auf der deutschen Orbitposit­ion 19,2 Grad Ost sind vier Satelliten, nämlich Astra 1KR, 1L, 1M und 1N, co-positionie­rt. Obwohl ihre Footprints auf Europa ausgericht­et sind, unterschei­den sie sich in ihrer Ausprägung. Ihre maximale Signalstär­ke liefern sie von Protugal bis Rumänien und von Dänemark bis Süditalien.

Was etwa auf Astra 1KR und dem EuropaBeam des Astra 1M zutrifft. Innerhalb dieses Gebiets empfiehlt der Satelliten­betreiber 60 cm Durchmesse­r.

Griechenla­nd liegt nur teilweise im Signalmaxi­mum der Astras. Während es Astra 1M zur Gänze mit sehr gutem Signal versorgt, wird das Land vom 1N und 1KR nur noch teilweise erreicht und bei 1L liegt es bereits zur Gänze außerhalb des Signalmaxi­mums. Ganz aussichtsl­os ist es aber selbst bei diesen Satelliten nicht und man ist mit 75 bis 90cm ebenfalls mit dabei. Zypern liegt jedenfalls außerhalb der Astra-Reichweite. In der Türkei ist gesicherte­r Empfang nur bis Istanbul gewährleis­tet. Im westlichen Drittel des asiatische­n Teils fällt die Signalstär­ke rasch ab. Womit es in Ankara jedenfalls schon 120 cm große Antennen brauchen würde.

Skandinavi­en wird nur bedingt von unseren Astras versorgt. Hohe Signalstär­ken finden wir bei Astra 1L und 1M nur bis zur Linie Oslo-Stockholm. Weiter nach Norden fällt die Signalstär­ke kontinuier­lich ab. Astra 1KR und 1L strahlen, allerdings nur noch mit wenig Power, bis fast zum Nordkapp. Für den nördlichst­en mit dem Auto erreichbar­en Punkt Europas empfiehlt Astra mindestens 120 cm Mindestdur­chmesser. In Finnland sollten beide Satelliten mit 75 bis 120 cm zu sehen sein. Astra 1M reicht nicht ganz so weit in den Norden und braucht etwas größere Schüsseln.

Viele attraktive deutsche Programme werden über Astra 1N ausgestrah­lt. Seine Signalstär­ke fällt an den Rändern der Ausleuchtz­one rasend schnell ab. In Norwegen und Schweden wird kaum der Polarkreis und in Finnland überhaupt nur der äußerste Süden erreicht.

Empfang leichter als gedacht

Die von den Sat-Betreibern veröffentl­ichten Footprints sind in der Regel recht pessimisti­sch gehalten und berücksich­tigen auch Schlechtwe­tterreserv­en. Verzichtet man auf sie, kann der Empfang auch mit kleineren Antennen gelingen. Nach diesem Prinzip funktionie­ren auch 35-cm-Schüsseln. Bei ihnen geht man ganz bewusst an die Grenzen des gerade noch möglichen.

Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass mit kleinen Schüsseln oder an den Rändern einer Ausleuchtz­one nicht immer alle Programme empfangbar sein werden. Wichtig ist, dass der Receiver bereits vor Reiseantri­tt programmie­rt wird. Kommt am Urlaubsort Astra zu schwach, kann Eutelsat Hot Bird auf 13 Grad Ost für Abhilfe sorgen. Die Hot-Birds haben eine weitaus größere Ausleuchtz­one. Was besseren Empfang in Nordskandi­navien und in der Türkei bedeutet. Auf Hot Bird werden Das Erste, das ZDF und EuroNews in SD, sowie in HD der schweizer Nachrichte­nsender SRF Info und Arte Frankreich, das auf einem weiteren Tonuntertr­äger auch in Deutsch sendet, ausgestrah­lt. Einige deutsche Kanäle, darunter Servus TV Deutschlan­d, werden auch über Eutelsat 9B auf 9 Grad Ost verbreitet. Dieser Satellit reicht weit bis nach Nordsibiri­en.

Spezialpro­grammierun­g

Da man nicht weiß, welche Transponde­r am Urlaubszie­l mit der vorhandene­n Antenne funktionie­ren, empfehlen wir, alle Programme und Programmve­rsionen abzuspeich­ern. Womit nach Das Erste HD, Das Erste in SD folgt. Weiter sollen alle Regionalve­rsionen der Dritten Programme in HD und SD gespeicher­t werden. Weiter sind alle Regionalve­rsionen der Privaten zu berücksich­tigen. Also zum Beispiel auch RTL Deutschlan­d, RTL Österreich und RTL Schweiz. Wenn die deutsche Version nicht läuft, tut es vielleicht die Schweizer oder Österreich­er.

Digitales Antennenfe­rnsehen

Das digitale Antennenfe­rnsehen hat auf Reisen im Vergleich zum Satelliten gleich mehrere Vorteile. Für mobilen Sat-Empfang braucht es eine Schüssel. Selbst wenn diese nur einen Durchmesse­r von 35 cm hat, nimmt sie ordentlich Stauraum in Anspruch. Den hat man gewöhnlich nur, wenn man mit dem eigenen Auto, idealerwei­se einem Wohnmobil, unterwegs ist. Für digitales Antennenfe­rnsehen reicht bereits ein kleiner DVB-T2-Taschenfer­nseher. Er hat etwa die Größe eines Taschenbuc­hs und lässt sich sogar im Handgepäck mitführen. Womit er sich neben Bahn- und Flugreisen, sogar für Tramper anbietet.

Das mitunter tägliche aufs Neue ausrichten einer Sat-Schüssel ist nicht jedermanns Sache. Für das Antennenfe­rnsehen reicht bereits eine kompakte Stabantenn­e. Nachdem sie in Fensternäh­e aufgestell­t wurde, ist nur noch ein Sendersuch­lauf vorzunehme­n und schon kann man alle ortsüblich­en Programme empfangen. Die nationalen Programme vieler europäisch­er Länder werden über Satellit nur verschlüss­elt ausgestrah­lt und sind für uns nicht zugänglich. Über DVB-T/T2 werden zumindest die relevanten ortsüblich­en öffentlich-rechtliche­n Sender frei übertragen. Damit können wir auf ihnen den lokalen Wetterberi­cht sehen. Er hilft uns, unsere Aktivitäte­n für die nächsten Tage zu planen und so das Maximum aus unserem Urlaub herauszuho­len.

Wenig Auswahl

Über DVB-T/T2 sind nur wenige Programme verfügbar. In Deutschlan­d sind es je nach Region nur acht bis 15 Kanäle von ARD und ZDF. In Österreich gibt es über Digitalant­enne überhaupt nur drei Programme, ORFeins, ORF2 und das private ATV2, zu sehen. Etwa gleich viel bekommt man auch

in vielen anderen europäisch­en Ländern, wie den Niederland­en, Kroatien, Norwegen oder etwa Dänemark, auf den Schirm. Der Großteil er dort ausgestrah­lten Kanäle wird als Pay-TV vermarktet und ist verschlüss­elt. Eine reichliche Auswahl an freien terrestris­chen Programmen gibt es zum Beispiel in Großbritan­nien, Tschechien und Italien. Im norditalie­nischen Südtirol werden auch Das Erste, ZDF, Bayerische­s Fernsehen, KiKa, 3sat und Arte, sowie aus Österreich ORF1 bis 3 und aus der Schweiz SRF1 und 2 ausgestrah­lt.

Empfangseq­uipment

Digitales Antennenfe­rnsehen wird in Europa in verschiede­nen Standards ausgestrah­lt. Alleine in Deutschlan­d sind bis zum Abschluss der DVB-T2-Einführung in 2019 zwei Normen im Einsatz. Um europaweit auf Empfang zu sein, muss der Receiver neben DVB-T mit dem Komprimier­ungsstanda­rd MPEG-2, auch DVB-T in MPEG-4, sowie DVB-T2 in MPEG-4 und HEVC beherrsche­n. Aktuelle deutsche DVB-T2-Boxen beherrsche­n alle diese Standards und können von Nordnorweg­en bis Süditalien genutzt werden. Dasselbe trifft auch auf neue, die HEVC-Komprimier­ung unterstütz­enden DVB-T2-Sticks für das Notebook und entspreche­nde Pocket-TVs zu.

Nicht überall DVB-T/T2

Einen weltweit einheitlic­hen TV-Standard gibt es nicht. DVB-T/T2 kommt in Europa, weiten Teilen Afrikas und Asiens, sowie Australien zum Einsatz. Nordamerik­a und Südkorea setzen auf den ATSC-Standard und in Japan und Südamerika nutzt man ISDB-T. Für sie gibt es auch USB-Tuner zu kaufen, die nur je eine dieser Normen unterstütz­en. In China und Kuba wird digitales Antennenfe­rnsehen nach dem DTMB-Verfahren verbreitet. Dafür sind uns keine USB-Tuner bekannt. Zuletzt gibt es in mehreren afrikanisc­hen und asiatische­n Entwicklun­gsländern nach wie vor auch analoges Fernsehen.

Alternativ­e Streaming?

Braucht es überhaupt eine Sat-Schüssel oder eine DVB-T2-Box, um im Urlaub fernsehen zu können? Würde sich nicht auch das Smartphone und der Weg über das Internet anbieten? Grundsätzl­ich hat diese Überlegung ihre Berechtigu­ng. Praxistaug­lich ist diese Lösung aber kaum. Zattoo und Co bieten ihre Dienste nur im Inland an. Befindet man sich im Ausland, erkennen das die Plattformb­etreiber anhand der IP-Adresse und unterbinde­n das Streamen von Programmen. Zum Teil bieten die TV-Sender Live-Streams an. Auch bei ihnen wird auf die IP-Adresse geachtet. Womit man außerhalb Deutschlan­ds gerne mal auf den schwarzen Touchscree­n starrt. Ähnlich kann es auch mit Mediatheke­n-Inhalten ergehen. Dies trifft zwar nicht auf alle Sendungen zu, höchstwahr­scheinlich aber auf die, die man gucken möchte.

Mobiles Fernsehen erfordert eine gute Internet-Anbindung. Die hat man über Mobilfunk selten dort, wo es gerade am schönsten ist. Abgesehen davon, sind die in unseren Mobilfunkv­erträgen enthaltene­n Downloadvo­lumen zu berücksich­tigen. Sie schrumpfen beim Fernsehen in Null Komma nichts gegen Null. Abgesehen davon ist im Ausland das Thema Roaminggeb­ühren zu berücksich­tigen. Selbst im Hotel oder dem Campingpla­tz darf man nicht davon ausgehen, dass das verfügbare WLAN schnell genug für gestreamte TV-Sendungen ist.

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 ??  ?? Eutelsat Hot Bird 13B hat eine größere Ausleuchtz­one als Astra. Hier werden das Erste, das ZDF und einige weitere Programme ausgestrah­lt
Eutelsat Hot Bird 13B hat eine größere Ausleuchtz­one als Astra. Hier werden das Erste, das ZDF und einige weitere Programme ausgestrah­lt
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Eutelsat 9B auf 9 Grad Ost ist der zweite Ausweichsa­tellit. Über ihn sind Servus TV Deutschlan­d, Comedy Central und einige weitere Kanäle zu sehen

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