TV-Empfang im Urlaub – so funktioniert es
Der TV-Empfang im Urlaub erfreut sich zunehmender Beliebtheit. So bleibt man etwa über das Weltgeschehen auf dem Laufenden, kann dank Wetterbericht die Urlaubsplanung optimieren oder mal einen Regentag überbrücken. Zur Auswahl stehen der Satellit, die Ter
Wsich an? o liegen die Stärken und Schwächen dieser Empfangswege? Für welche Einsatzgebiete bieten sie
Sat-TV unterwegs
Über Satellit sehen wir auch unterwegs die von zu Hause gewohnten Programme. Sogar Pay-TV ist möglich. Damit ist für Unterhaltung und Informationen aus der Heimat gesorgt. Programme aus dem Urlaubsland bekommen wir über die Schüssel jedoch kaum zu sehen. Denn diese sind häufig nicht nur auf anderen Orbitpositionen aufgeschaltet, sondern zusätzlich auch verschlüsselt.
Sat-Antennen finden am ehesten auf Wohnanhängern oder Wohnmobilen ihren Platz und sind fest installiert. Komfortable, aber auch teure Anlagen, richten sich automatisch auf den Wunschsatelliten aus und erfordern von ihren Besitzern kein neues ausrichten an jedem neuen Standort. Einfachere, aber in Sachen Empfangsleistungen keinesfalls schlechtere Schüsseln oder Flachantenne sind per Hand auszurichten. Was mit etwas Übung aber ebenfalls recht schnell von der Hand gehen kann. Weiter bieten sich so genannte Campingkoffer an, in denen eine kleine Antenne ab rund 35cm Durchmesser, verschiedenes Montagematerial, sowie Kabel und ein kleiner Receiver enthalten sein können, an. Sie finden auch im eigenen Kombi Platz und bieten sich sogar für den Einsatz am Ferienhaus an.
Richtig einstellen
Für erfolgreichen Sat-Empfang braucht es etwas Know-how. So sollte man ein Auge dafür entwickeln, wo Sat-Empfang möglich ist und wo nicht. Denn auch mobile Anlagen brauchen stets freie Sicht zum Satelliten. Hier entscheidet die Elevation maßgeblich. Sie gibt an, wie viele Grad der TV-Vogel über dem Horizont steht. Je weiter man sich südlich befindet, umso steiler stehen die Satelliten über unseren Köpfen. Womit entsprechend große Elevationswinkel an der Schüssel einzustellen sind. Im hohen Norden befinden sich die Satelliten nur noch wenig über dem Horizont. Was einen entsprechend kleinen Elevationswinkel nach sich zieht. Da können selbst weiter entfernte Bäume zu unüberwindbaren Hindernissen werden.
Welcher Durchmesser?
Auf Campingfahrzeugen kommen inzwischen Schüsseln von rund 60 cm bis sogar 80cm Durchmesser zum Einsatz. Sie genügen, um im Großteil Europas deutsches Fernsehen via Astra 19,2 Grad Ost zu sehen. Weiter sind Flachantennen bei Campern beliebt. Bei halbwegs gutem Wetter, sollte damit der Empfang zumindest eines Teils der deutschsprachigen Programme bis etwa zur russischen Grenze gelingen.
Der Footprint
Unter einem Footprint versteht man die Ausleuchtzone eines Satellitentransponders. Sie gibt an, in welche Regionen ein Satellit TV-Signale ausstrahlt. Auf der deutschen Orbitposition 19,2 Grad Ost sind vier Satelliten, nämlich Astra 1KR, 1L, 1M und 1N, co-positioniert. Obwohl ihre Footprints auf Europa ausgerichtet sind, unterscheiden sie sich in ihrer Ausprägung. Ihre maximale Signalstärke liefern sie von Protugal bis Rumänien und von Dänemark bis Süditalien.
Was etwa auf Astra 1KR und dem EuropaBeam des Astra 1M zutrifft. Innerhalb dieses Gebiets empfiehlt der Satellitenbetreiber 60 cm Durchmesser.
Griechenland liegt nur teilweise im Signalmaximum der Astras. Während es Astra 1M zur Gänze mit sehr gutem Signal versorgt, wird das Land vom 1N und 1KR nur noch teilweise erreicht und bei 1L liegt es bereits zur Gänze außerhalb des Signalmaximums. Ganz aussichtslos ist es aber selbst bei diesen Satelliten nicht und man ist mit 75 bis 90cm ebenfalls mit dabei. Zypern liegt jedenfalls außerhalb der Astra-Reichweite. In der Türkei ist gesicherter Empfang nur bis Istanbul gewährleistet. Im westlichen Drittel des asiatischen Teils fällt die Signalstärke rasch ab. Womit es in Ankara jedenfalls schon 120 cm große Antennen brauchen würde.
Skandinavien wird nur bedingt von unseren Astras versorgt. Hohe Signalstärken finden wir bei Astra 1L und 1M nur bis zur Linie Oslo-Stockholm. Weiter nach Norden fällt die Signalstärke kontinuierlich ab. Astra 1KR und 1L strahlen, allerdings nur noch mit wenig Power, bis fast zum Nordkapp. Für den nördlichsten mit dem Auto erreichbaren Punkt Europas empfiehlt Astra mindestens 120 cm Mindestdurchmesser. In Finnland sollten beide Satelliten mit 75 bis 120 cm zu sehen sein. Astra 1M reicht nicht ganz so weit in den Norden und braucht etwas größere Schüsseln.
Viele attraktive deutsche Programme werden über Astra 1N ausgestrahlt. Seine Signalstärke fällt an den Rändern der Ausleuchtzone rasend schnell ab. In Norwegen und Schweden wird kaum der Polarkreis und in Finnland überhaupt nur der äußerste Süden erreicht.
Empfang leichter als gedacht
Die von den Sat-Betreibern veröffentlichten Footprints sind in der Regel recht pessimistisch gehalten und berücksichtigen auch Schlechtwetterreserven. Verzichtet man auf sie, kann der Empfang auch mit kleineren Antennen gelingen. Nach diesem Prinzip funktionieren auch 35-cm-Schüsseln. Bei ihnen geht man ganz bewusst an die Grenzen des gerade noch möglichen.
Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass mit kleinen Schüsseln oder an den Rändern einer Ausleuchtzone nicht immer alle Programme empfangbar sein werden. Wichtig ist, dass der Receiver bereits vor Reiseantritt programmiert wird. Kommt am Urlaubsort Astra zu schwach, kann Eutelsat Hot Bird auf 13 Grad Ost für Abhilfe sorgen. Die Hot-Birds haben eine weitaus größere Ausleuchtzone. Was besseren Empfang in Nordskandinavien und in der Türkei bedeutet. Auf Hot Bird werden Das Erste, das ZDF und EuroNews in SD, sowie in HD der schweizer Nachrichtensender SRF Info und Arte Frankreich, das auf einem weiteren Tonunterträger auch in Deutsch sendet, ausgestrahlt. Einige deutsche Kanäle, darunter Servus TV Deutschland, werden auch über Eutelsat 9B auf 9 Grad Ost verbreitet. Dieser Satellit reicht weit bis nach Nordsibirien.
Spezialprogrammierung
Da man nicht weiß, welche Transponder am Urlaubsziel mit der vorhandenen Antenne funktionieren, empfehlen wir, alle Programme und Programmversionen abzuspeichern. Womit nach Das Erste HD, Das Erste in SD folgt. Weiter sollen alle Regionalversionen der Dritten Programme in HD und SD gespeichert werden. Weiter sind alle Regionalversionen der Privaten zu berücksichtigen. Also zum Beispiel auch RTL Deutschland, RTL Österreich und RTL Schweiz. Wenn die deutsche Version nicht läuft, tut es vielleicht die Schweizer oder Österreicher.
Digitales Antennenfernsehen
Das digitale Antennenfernsehen hat auf Reisen im Vergleich zum Satelliten gleich mehrere Vorteile. Für mobilen Sat-Empfang braucht es eine Schüssel. Selbst wenn diese nur einen Durchmesser von 35 cm hat, nimmt sie ordentlich Stauraum in Anspruch. Den hat man gewöhnlich nur, wenn man mit dem eigenen Auto, idealerweise einem Wohnmobil, unterwegs ist. Für digitales Antennenfernsehen reicht bereits ein kleiner DVB-T2-Taschenfernseher. Er hat etwa die Größe eines Taschenbuchs und lässt sich sogar im Handgepäck mitführen. Womit er sich neben Bahn- und Flugreisen, sogar für Tramper anbietet.
Das mitunter tägliche aufs Neue ausrichten einer Sat-Schüssel ist nicht jedermanns Sache. Für das Antennenfernsehen reicht bereits eine kompakte Stabantenne. Nachdem sie in Fensternähe aufgestellt wurde, ist nur noch ein Sendersuchlauf vorzunehmen und schon kann man alle ortsüblichen Programme empfangen. Die nationalen Programme vieler europäischer Länder werden über Satellit nur verschlüsselt ausgestrahlt und sind für uns nicht zugänglich. Über DVB-T/T2 werden zumindest die relevanten ortsüblichen öffentlich-rechtlichen Sender frei übertragen. Damit können wir auf ihnen den lokalen Wetterbericht sehen. Er hilft uns, unsere Aktivitäten für die nächsten Tage zu planen und so das Maximum aus unserem Urlaub herauszuholen.
Wenig Auswahl
Über DVB-T/T2 sind nur wenige Programme verfügbar. In Deutschland sind es je nach Region nur acht bis 15 Kanäle von ARD und ZDF. In Österreich gibt es über Digitalantenne überhaupt nur drei Programme, ORFeins, ORF2 und das private ATV2, zu sehen. Etwa gleich viel bekommt man auch
in vielen anderen europäischen Ländern, wie den Niederlanden, Kroatien, Norwegen oder etwa Dänemark, auf den Schirm. Der Großteil er dort ausgestrahlten Kanäle wird als Pay-TV vermarktet und ist verschlüsselt. Eine reichliche Auswahl an freien terrestrischen Programmen gibt es zum Beispiel in Großbritannien, Tschechien und Italien. Im norditalienischen Südtirol werden auch Das Erste, ZDF, Bayerisches Fernsehen, KiKa, 3sat und Arte, sowie aus Österreich ORF1 bis 3 und aus der Schweiz SRF1 und 2 ausgestrahlt.
Empfangsequipment
Digitales Antennenfernsehen wird in Europa in verschiedenen Standards ausgestrahlt. Alleine in Deutschland sind bis zum Abschluss der DVB-T2-Einführung in 2019 zwei Normen im Einsatz. Um europaweit auf Empfang zu sein, muss der Receiver neben DVB-T mit dem Komprimierungsstandard MPEG-2, auch DVB-T in MPEG-4, sowie DVB-T2 in MPEG-4 und HEVC beherrschen. Aktuelle deutsche DVB-T2-Boxen beherrschen alle diese Standards und können von Nordnorwegen bis Süditalien genutzt werden. Dasselbe trifft auch auf neue, die HEVC-Komprimierung unterstützenden DVB-T2-Sticks für das Notebook und entsprechende Pocket-TVs zu.
Nicht überall DVB-T/T2
Einen weltweit einheitlichen TV-Standard gibt es nicht. DVB-T/T2 kommt in Europa, weiten Teilen Afrikas und Asiens, sowie Australien zum Einsatz. Nordamerika und Südkorea setzen auf den ATSC-Standard und in Japan und Südamerika nutzt man ISDB-T. Für sie gibt es auch USB-Tuner zu kaufen, die nur je eine dieser Normen unterstützen. In China und Kuba wird digitales Antennenfernsehen nach dem DTMB-Verfahren verbreitet. Dafür sind uns keine USB-Tuner bekannt. Zuletzt gibt es in mehreren afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern nach wie vor auch analoges Fernsehen.
Alternative Streaming?
Braucht es überhaupt eine Sat-Schüssel oder eine DVB-T2-Box, um im Urlaub fernsehen zu können? Würde sich nicht auch das Smartphone und der Weg über das Internet anbieten? Grundsätzlich hat diese Überlegung ihre Berechtigung. Praxistauglich ist diese Lösung aber kaum. Zattoo und Co bieten ihre Dienste nur im Inland an. Befindet man sich im Ausland, erkennen das die Plattformbetreiber anhand der IP-Adresse und unterbinden das Streamen von Programmen. Zum Teil bieten die TV-Sender Live-Streams an. Auch bei ihnen wird auf die IP-Adresse geachtet. Womit man außerhalb Deutschlands gerne mal auf den schwarzen Touchscreen starrt. Ähnlich kann es auch mit Mediatheken-Inhalten ergehen. Dies trifft zwar nicht auf alle Sendungen zu, höchstwahrscheinlich aber auf die, die man gucken möchte.
Mobiles Fernsehen erfordert eine gute Internet-Anbindung. Die hat man über Mobilfunk selten dort, wo es gerade am schönsten ist. Abgesehen davon, sind die in unseren Mobilfunkverträgen enthaltenen Downloadvolumen zu berücksichtigen. Sie schrumpfen beim Fernsehen in Null Komma nichts gegen Null. Abgesehen davon ist im Ausland das Thema Roaminggebühren zu berücksichtigen. Selbst im Hotel oder dem Campingplatz darf man nicht davon ausgehen, dass das verfügbare WLAN schnell genug für gestreamte TV-Sendungen ist.