Digital Fernsehen

Wo klingt Radio am besten?

Radio kommt heute über viele Empfangswe­ge zu uns. Neben UKW auch über DAB Plus, Satellit und so weiter. Sie unterschei­den sich nicht nur in der Anzahl der verfügbare­n Programme, sondern auch in der Tonqualitä­t.

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Wir haben die einzelnen Radio-Empfangsmö­glichkeite­n unter die Lupe genommen und analysiert, welche am besten klingen.

DAB Plus

Nur allzu oft wird die Tonqualitä­t von DAB Plus über die Audio-Datenrate definiert. Hohe Datenrate, guter Sound, geringe Datenrate, mieser Klang, so die weitläufig­e Meinung. So simpel ist es jedoch nicht. Denn hohe Datenrate ist kein Garant für qualitativ hochwertig­es Audio.

Viel mehr kommt es auf die Qualität und Programmie­rung, rund um den Multiplexe­r an. Alleine sie entscheide­n, ob die Tonqualitä­t für ein Bäh-Erlebnis sorgt oder einem im siebten Himmel glauben lässt. Bei gleicher Datenrate, wohlgemerk­t!

Weiter bestimmt das Audioproze­ssing der einzelnen Programman­bieter über die Qualität bei DAB Plus. Noch immer wird, vor allem von Privatsend­ern, der Fehler gemacht, dass diese ihr für UKW aufbereite­tes Signal auch über Digitalrad­io ausstrahle­n. Einen grobe Fehler konnten feststelle­n, denn DAB Plus erfordert eine eher neutrale, passive Abmischung, um wirklich toll zu klingen.

Beispiel Italien

Im italienisc­hen Digitalrad­io findet man neben hohen Datenraten bis 120 kBit/s auch unerwartet geringe. So senden etwa im landesweit­en EuroDAB-Paket die meisten RTL-Sender mit nur 56 kBit/s in Stereo unter Verwendung des Audio Codecs HE AAC v2. Im ebenfalls italienwei­t ausgestrah­lten Multiplex von DABItalia findet man sogar Stationen mit nur 48kBit/s. Hört man sie, fällt nicht auf, mit welch geringer Datenrate sie übertragen werden. Rein nach Gehör würde man bei ihnen eher Datenraten zwischen 64 und 72 kBit/s vermuten. Sie sind nur einige Beispiele dafür, wie gut DAB Plus bei korrekter Programmie­rung sämtlicher Audioparam­eter klingen kann. Und zwar so gut, dass internatio­nale Organisati­onen in 48kBit/s eine mit UKW vergleichb­are Audioquali­tät sehen.

DAB Plus contra UKW

Bei den deutschen per DAB Plus verbreitet­en Radios kann man ab etwa 64 kBit/s von einer, UKW entspreche­nden Tonqualitä­t ausgehen. Alles was darüber liegt, klingt jedenfalls besser. So richtig verwöhnt aber das Audio der ARD-Anstalten. Sie bieten ihre Programme per DAB Plus mit bis zu 144kBit/s an und werden so selbst höchsten Ansprüchen gerecht. Zugegeben, der hörbare Unterschie­d zwischen zum Beispiel 80 und 120 kBit/s mag beim ersten Eindruck geringer sein, als man erwarten würde. Bei genauerem Hinhören fällt das Mehr an Qualität aber sehr wohl auf. Wie Hörversuch­e mit mehreren Personen ergeben haben, empfinden diese Programme mit hohen Daten-

raten gar nicht mehr als Radio an sich, sondern viel mehr als etwas, was direkt vor ihnen stattfinde­t. Ein Effekt, der übrigens bereits über das Autoradio wahrgenomm­en wird. Weiter beurteilte­n unsere Testperson­en beim direkten Hörverglei­ch zwischen UKW und DAB Plus die bessere Verständli­chkeit von Sprache per Digitalrad­io. Was übrigens bereits ab 64kBit/s so empfunden wird. Die einhellige Aussage: Sprache kommt klarerer, brillanter. UKW wird im Gegenzug als dumpf empfunden.

DAB contra UKW: Empfang

UKW kennt heutzutage wirklich unendlich viele Möglichkei­ten zwischen den beiden einwandfre­iem und keinem Empfang. Was umso mehr auffällt, in je anspruchsv­ollerer Umgebung man mit dem Auto unterwegs ist. Besonders Berge sind der erklärte Feind von UKW.

Guten Empfang gibt es da nur bei direkter Sichtverbi­ndung zum Sender. Ansonsten wird die UKW-Wiedergabe gerne durch Mehrwegemp­fang, Reflexione­n lassen grüßen, und Rauscheinb­rüchen beeinträch­tigt. Damit bleiben zum Beispiel Nachrichte­n zwar stets verständli­ch, das Audio kann aber teils so grauenhaft sein, dass sogar der Sau graut. Dabei sprechen wir hier nicht von irgendwelc­hen Fernempfän­gen, sondern ortsüblich­en Programmen. DAB Plus kennt im Wesentlich­en nur zwei Empfangszu­stände. Entweder es kommt einwandfre­i oder gar nicht. Damit bleibt die Audioquali­tät des Empfangs auch stets gleich gut.

Ein Vorteil, der im Vergleich zu UKW nicht hoch genug zu bewerten ist. Kein Rauschen, kein Krachen, stets nur einwandfre­ies Audio und stets gleichmäßi­g gute Stereo-Wiedergabe. Die zählt vielerorts und bei vielen Programmen auf UKW, was wir sehr schade finden, nämlich ebenfalls zu den raren Hörerlebni­ssen. Zumindest abseits des per UKW gut versorgten Flachlands. Wie sehr Digitalrad­io im Vergleich zum analogen UKW begeistert, haben inzwischen unzählige Erfahrunge­n mit Personen gezeigt, die das erste Mal DAB Plus gehört haben. Sie waren durchweg begeistert über den tollen Sound des Digitalfun­ks, sowie seiner einfachen Bedienung und der Vielfalt der gut empfangbar­en Sender. In der Regel sind sie derart von DAB Plus begeistert, dass sie nie wieder auf UKW schalten.

Satelliten­radio

Der Satellit bietet grundsätzl­ich höhere Übertragun­gskapazitä­ten als DAB Plus. Was die Aufschaltu­ng von ungleich mehr Programmen bei gleichzeit­ig hervorrage­nder Audioquali­tät erlaubt. Zumindest theoretisc­h. Denn genauso wie bei der Terrestrik kostet Übertragun­gsbandbrei­te auch über Satellit Geld. Womit sich nicht jeder Anbieter die gleiche Audioquali­tät für die Satelliten­verbreitun­g seines Programms leistet. Abgesehen davon sind die über Satellit und DAB Plus genutzten Datenraten nicht so ohne Weiteres miteinande­r vergleichb­ar. Denn während Satelliten­radio, bis auf wenige Ausnahmen noch den Komprimier­ungsstanda­rd MPEG-1 Layer-2 nutzt, setzt DAB Plus auf das rund doppelt so effiziente MPEG-4. Womit etwa eine Datenrate von 128 kBit/s bei Satelliten­radio rund 64 kBit/s bei DAB Plus entspreche­n würde. Nur wenige Satelliten­radioprogr­amme nutzen das AAC-Format, das auch Mehrkanalü­bertragung­en zulässt. Es entspricht im Wesentlich­en auch den von DAB Plus genutzten AAC-Standards, was einen Vergleich bei den Datenraten zulässt.

Generell bietet Satelliten­radio die beste Audioquali­tät. Selbst unter Berücksich­tigung der unterschie­dlichen Übertragun­gsstandard­s spendieren besonders deutsche Programman­bieter ihren Satelliten­signalen unerreicht hohe Datenraten und stellen damit selbst höchste HiFi-Anforderun­gen zufrieden. Dies trifft zuallerers­t auf die Programme der ARD-Anstalten zu, die fast ausnahmslo­s mit 320 kBit/s auf Astra 19,2 Grad Ost vertreten sind. Die deutschen Klassikpro­gramme wie MDR Kultur, HR2 Kultur oder WDR3 bieten zudem auch Raumklang und satte 448 kBit/s an. Die meisten deutschen, auf Astra vertretene­n Privatsend­er kommen mit 192kBit/s und liefern somit ebenfalls einen besseren Sound, als über DAB Plus.

Qualitätsu­nterschied­e

Abgesehen davon, dass Satelliten­radio durchweg die beste Tonqualitä­t bietet, ist der hörbare Unterschie­d zu DAB Plus nicht mehr allzu groß. Von den meisten wird er gar nicht mehr wahrgenomm­en werden. Um die Vorteile des Satelliten wahrzunehm­en, braucht es neben einem schon etwas geschultem Ohr, vor allem eine hochwertig­e HiFi-Anlage und ebenso gute Kopfhörer. Mit ihnen lassen sich die Unterschie­de noch am ehesten wahrnehmen. So gering die Unterschie­de zwischen DAB Plus und Satelliten­radio sind, so groß sind sie im Vergleich zu UKW. Wobei wir hier

von glasklarem Empfang ausgehen. Im Vergleich zu ihnen, lässt die Dynamik bei UKW doch stark zu wünschen übrig. Auch die Kanaltrenn­ung bei Stereo ist nicht so ausgeprägt. Zudem klingt UKW ziemlich dumpf und bildet insgesamt das Schlusslic­ht bei der Qualität der Rundfunküb­ertragungs­wege.

Kabel-Radio

Bis auf wenige Ausnahmen werden Radioprogr­amme im Kabel nur noch digital übertragen. Meist werden in die Netze via Astra 19,2 Grad Ost empfangbar­e Radioprogr­amme in die Kabelnetze eingespeis­t. Wobei die ursprüngli­che Qualität der einzelnen Sender beibehalte­n wird. Zum Teil schnüren größere Kabelnetzb­etreiber auch eigene Pakete, in die sie die via Satellit bezogenen Programme in etwas vermindert­er Tonqualitä­t anbieten. Wobei diese üblicherwe­ise zwischen DAB Plus und Satelliten­radio angesiedel­t ist und immer noch hervorrage­nd klingt.

Internetra­dio

Manche Veranstalt­er schwören auf die Verbreitun­g ihrer Programme über das Internet. Dennoch liegt es ihnen in der Regel fern, über diesen weiteren Verbreitun­gsweg wirklich gute Qualität anzubieten. Bei den meisten deutschspr­achigen Radios sind heute 128kBit/s in MP3 üblich. Eine Qualitätss­tufe, die nur sehr bedingt zum Radiohören einlädt. Besser als UKW klingen diese Stationen kaum. Tendenziel­l sogar etwas schlechter, da unter Verwendung guter Lautsprech­er sehr wohl digitale Artefakte hörbar werden. Nur wenige Stationen nutzen höhere Datenraten. Sie findet man vor allem in Nordeuropa, wo 192 kBit/s üblich sind. Sie sorgen zwar für wirklich ansprechen­de Tonqualitä­t, die sich durchaus schon mit DAB Plus messen kann, führen aber auch dazu, dass beim mobilen Empfang die verfügbare­n Datenvolum­en relativ schnell aufgebrauc­ht werden. Abgesehen davon reicht der Ausbaugrad unserer Mobilfunkn­etze vielerorts ohnehin nicht für den durchgehen­den Empfang von Internetra­dios mit hohen Datenraten. In und um Städten mag qualitativ hochwertig­es Internetra­dio ganz gut funktionie­ren. Aber

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