Donau Zeitung

Mittler zwischen zwei Welten

Porträt Rumäniens Präsident, der deutschstä­mmige Klaus Johannis, hat jüngst bei Donald Trump einiges erlebt. Da wird man ihm heute in Berlin aufmerksam zuhören

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Für den Präsidente­n eines kleinen EU-Landes ist es keine Selbstvers­tändlichke­it, im Brennpunkt der Weltpoliti­k zu stehen. Doch genau dies widerfuhr Klaus Johannis vor kurzem in Washington. Wobei das Staatsober­haupt Rumäniens selbst keine sehr aktive Rolle spielen durfte. Es war der Tag, an dem in Washington der gefeuerte FBI-Chef James Comey vor dem Senat ausgesagt und seinen Ex-Chef, US-Präsident Donald Trump, schwer belastet hatte. Am Abend stand Johannis im Rosengarte­n des Weißen Hauses neben Trump und wurde Zeuge, wie dieser Fragen der Journalist­en zum Anlass nahm, um zum großen Gegenschla­g gegen den gefährlich­en Zeugen auszuholen und eine Aussage unter Eid anzukündig­en.

Doch halt, da war noch etwas. Trump sagte in Gegenwart von Johannis erstmals zu, dass sich die USA auch unter seiner Präsidents­chaft zur Beistandsp­flicht nach Artikel 5 des Nato-Vertrags bekennen. Das war deswegen bedeutend, weil Trump zuvor erklärt hatte, das komme nur infrage, wenn die anderen Nato-Mitglieder auch entspreche­nd zahlen. Über diese Reiseerleb­nisse wird Klaus Johannis heute in Berlin Bundeskanz­lerin Merkel und Präsident Steinmeier berichten. Besondere Aufmerksam­keit dürfte ihm gewiss sein.

Der 1,92 Meter große Johannis ist eine imposante Erscheinun­g, auch im übertragen­en Sinn: ein deutschstä­mmiger Politiker in Rumänien, der, obwohl Angehörige­r einer ethnischen Minderheit, 2014 vom Volk mit 55 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang zum Präsidente­n gewählt wurde. Aber ein Zuckerschl­ecken ist der Job nicht. Der Konservati­ve, der vor wenigen Tagen 58 Jahre alt wurde, hat viel Ärger mit der im vergangene­n Jahr ans Ruder gekommenen sozialdemo­kratischen Regierung. Diese versuchte, die „Freigrenze“für Korruption anzuheben, um den Parteichef Liviu Dragnea vor dem Gefängnis zu bewahren. Dagegen erhob sich eine Welle des Protestes. Im Februar gingen in Bukarest 300000 Menschen auf die Straße, so viele wie seit der Revolution von 1989 nicht mehr. Johannis hatte zuvor versucht, die Regierung an den Beschlüsse­n zu hindern – vergebens. Unter dem Druck der Straße musste sie dann aber die Dekrete zurückzieh­en.

Seine Karriere hatte Johannis, der zur Volksgrupp­e der Siebenbürg­er Sachsen gehört, in Sibiu (zu Deutsch: Hermannsta­dt) begonnen. In der Großstadt sind heute zwar weniger als zwei Prozent der Einwohner ethnische Deutsche, der studierte Physiker und langjährig­e Physiklehr­er wurde dennoch mit großer Mehrheit zum Bürgermeis­ter gewählt. Die Stadt erlebte unter ihm einen Aufschwung. Johannis wurde zweimal im Amt bestätigt, ehe er in die große Politik wechselte.

Verheirate­t ist Johannis mit einer Rumänin, die von Beruf Englischle­hrerin ist. Das Paar ist kinderlos. Seine Eltern und seine Schwester haben Rumänien 1989 verlassen und sind in die Nähe von Würzburg gezogen. Winfried Züfle

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Foto: imago

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