Konjunktur-Riegel für Jamaika
Manchmal wirkt die bunte Jamaika-Selbsterfahrungsgruppe ratlos und verzagt. Immer wieder steht Gesprächstherapie auf der Tagesordnung. Da müssen der Jürgen, der Cem, die Katrin, der Alexander, der Horst, die Angela, der Peter, der Wolfgang und der Christian sich mal locker machen. Eben Trittin, Özdemir, Göring-Eckardt, Dobrindt, Seehofer, Merkel, Altmaier, Kubicki und Lindner versuchen, statt früher gegenund abfällig übereinander mal miteinander zu sprechen. Der gruppendynamische Prozess in der deutschen Polit-WG stockt immer wieder gefährlich, auch wenn der CDU-Jens (Spahn mit Nachnamen) über den Jürgen, also den Trittin, sagt, er sei „eine echt coole Socke“.
Dennoch fehlt noch der kraftvolle Durchbruch des Sich-Zusammenraufens nach dem endlosen WG-Palaver. Noch liegen die Polit-Socken chaotisch auf dem Boden. Doch seit Dienstag liefert die deutsche Wirtschaft den Koalitionären in spe Power-Riegel mit XXLKraft. Die Endlos-Diskutierer müssten nur zugreifen. Denn die Konjunktur hat die Kraft der drei Herzen: In den ersten drei Quartalen dieses Jahres läuft es besser, als Optimisten vorhergesagt haben.
Deutschland ist ein Boom-Land. Und was das Beste für Politiker ist: Das könnte zumindest die nächsten ein, zwei Jahre so bleiben. Es gibt also – und darin besteht der eigentliche Nährwert des ökonomischen Jamaika-Riegels – ausreichend finanzielle Steuer-Spielräume. Damit kann man der jeweiligen Wählerklientel – ob SUV-Fahrer oder E-Mobilist – Gutes tun. So lässt sich der Soli absenken, Mütter streichen weitere Geschenke ein, Familien werden auch bedacht und das Klima kommt nicht zu kurz. Derart kraftvoll war die konjunkturelle Politiker-Nahrung lange nicht mehr. Also dann einfach zubeißen!