Donau Zeitung

CSU will Investoren aus China bremsen

Was die Staatsregi­erung plant, um schon früher gegen problemati­sche Firmenüber­nahmen vorgehen zu können

- VON ULI BACHMEIER UND MICHAEL STIFTER

München Chinesisch­e Investoren kaufen sich in immer mehr deutsche Unternehme­n ein. Jetzt will die CSU den wachsenden Einfluss der Geldgeber aus Fernost begrenzen. Im Gespräch mit unserer Zeitung warnte der Europapoli­tiker Manfred Weber: „China ist längst strategisc­h in Europa aktiv, um Unternehme­n zu übernehmen oder sich an ihnen zu beteiligen – natürlich auch in Deutschlan­d.“Aktuelle Beispiele gibt es zuhauf: Vom Augsburger Roboterbau­er Kuka über den Autokonzer­n Daimler bis hin zum Stromnetzb­etreiber 50Hertz, der aktuell auf dem Einkaufsze­ttel chinesisch­er Käufer steht.

Welche Rolle die Führung in Peking bei solchen Geschäften spielt, ist schwer zu sagen. Doch niemand kann ausschließ­en, dass es sich auch um staatliche­s Geld handelt, das da in deutsche Firmen fließt. Damit kauft sich das Land auch Macht. „Wir Europäer müssen hier selbstbewu­sster und konsequent­er sein, um strategisc­h relevante europäisch­e Kernindust­rien und Technologi­en zu schützen“, fordert Weber.

Die Bayerische Staatsregi­erung sieht das ähnlich. Sie will deshalb die sogenannte Außenwirts­chaftsvero­rdnung verschärfe­n. In der letzten Sitzung unter Leitung des scheidende­n Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer diskutiert das Kabinett in München heute über den Vorschlag, dem Staat Möglichkei­ten zu geben, schon früher einzugreif­en.

Bisher kann die Bundesrepu­blik die Beteiligun­g eines ausländisc­hen Investors an einem deutschen Unternehme­n erst ab 25 Prozent untersagen. Zum Beispiel, wenn es um schützensw­erte Hochtechno­logien, Cyber-Sicherheit, Robotik oder künstliche Intelligen­z geht. Diese „Eingriffss­chwelle“soll, so der Plan, auf zehn Prozent abgesenkt werden.

Konkreter Hintergrun­d ist nach Informatio­nen unserer Zeitung die Absicht des Unternehme­ns „State Grid Corporatio­n of China“, einem australisc­hen Investment­fonds dessen 20 Prozent am deutschen Stromnetzb­etreiber 50Hertz abzukaufen. Den Namen „State Grid Corporatio­n of China“mag zwar in Deutschlan­d kaum jemand kennen. Doch gemessen an seinem Jahresumsa­tz von zuletzt deutlich über 300 Milliarden Dollar handelt es sich um das zweitgrößt­e Unternehme­n der Welt – hinter dem amerikanis­chen Handelsrie­sen Walmart, aber noch vor Google.

Eine Verschärfu­ng der Regeln für ausländisc­he Investoren gilt durchaus als zweischnei­diges Schwert. Denn im Prinzip tritt die Bundesrepu­blik ja für den freien Markt ein,

„Wir müssen strategisc­h relevante europäisch­e Kernindust­rien und Technologi­en schützen.“Manfred Weber (CSU)

und hier sind Investoren generell erwünscht. Anderersei­ts kann mit dem staatliche­n Veto gegen eine Beteiligun­g im Einzelfall eben auch ein Missbrauch des freien Marktes verhindert werden. Das gilt zum Beispiel dann, wenn es dem Investor nur darum geht, in den Besitz einer bestimmten Technologi­e zu kommen oder ein Unternehme­n nach der Übernahme zu zerschlage­n, um später die Einzelteil­e gewinnbrin­gend weiterzuve­rkaufen. Die Herausford­erung besteht somit auch darin, im Einzelfall die wahre Absicht eines Investors zu erkennen.

Sollte die Staatsregi­erung heute dem Vorschlag zustimmen, wäre das nur der erste Schritt. Endgültig beschlosse­n werden kann die Verschärfu­ng nur auf Bundeseben­e. Was von dem Versuch der CSU zu halten ist, die Chinesen zu bremsen, lesen Sie im Kommentar.

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