Neue Koalition beginnt mit Streit
Hartz IV Jens Spahn zieht mit Armutsäußerungen viel Kritik auf sich
Augsburg Die neue Regierung ist noch gar nicht im Amt, schon knirscht es in der Koalition: Auslöser sind Äußerungen des designierten Gesundheitsministers Jens Spahn. Der CDU-Politiker hatte im Streit um die Essener Tafel erklärt, Hartz IV sei nicht gleichbedeutend mit Armut. Niemand müsste hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe.
Opposition, Gewerkschaften und Sozialverbände kritisierten Spahns Äußerungen als arrogant und abgehoben. Die Linke forderte seinen Verzicht auf das Ministeramt. Auch innerhalb der Regierungsparteien stößt Spahn auf Unmut und Kritik.
Die SPD warf Spahn vor, Armut zu verharmlosen, obwohl der gestern offiziell unterzeichnete Koalitionsvertrag Verbesserungen vorsehe. Auch Bayerns CSU-Sozialministerin Emilia Müller warnte davor, Armutsprobleme zu unterschätzen: Man müsse „die Sorgen der Menschen ernst nehmen, die sich abge- hängt fühlen, wie Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und ältere Menschen mit geringer Rente“, sagte Müller unserer Zeitung. „Sie müssen wir noch besser unterstützen.“CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer bemängelte, wenn Menschen, die „gut verdienen, versuchen zu erklären, wie man sich mit Hartz IV fühlen sollte“.
Lesen Sie mehr über den Start der neuen Koalition auf Politik. Mit der Armutsdebatte beschäftigt sich Rudi Wais im Leitartikel.