Donau Zeitung

Stimmt so!

Studierend­e der Uni Frankfurt haben sich mit dem Trinkgeld befasst. Mit überrasche­nden Ergebnisse­n

- UniReport

Frankfurt am Main Stimmt so! Oder etwa doch nicht? Wie viel Trinkgeld sollte man geben? Zehn Prozent, wie es oft heißt? Oder genügt es, den Rechnungsb­etrag um ein paar Cent aufzurunde­n? Dazu kursieren in Deutschlan­d zahlreiche Tipps – und noch mehr Verwirrung.

Eine Erkenntnis, zu der Studierend­e der Universitä­t Frankfurt schnell gelangt sind. Im Fach Wirtschaft­ssoziologi­e haben sie sich unter Anleitung von Professor Christian Stegbauer mit dem Thema Trinkgeld befasst – und dazu 40 Kellnerinn­en, Kellner und Gäste in sogenannte­n leitfadeng­estützten Interviews ausführlic­h befragt. Die Trinkgeldü­bergabe stelle für viele eine unangenehm­e Situation dar, weil mehr als nur Geld ausgetausc­ht werde und man keine sozialen Normen oder die Erwartunge­n des Gegenübers verletzen möchte, schreibt Soziologe Stegbauer im der Goethe-Universitä­t.

Interessan­tes haben er und seine Studierend­en herausgefu­nden, wenn es um das Verhalten innerhalb von Gruppen geht: Innerhalb einer Gruppe orientiere man sich daran, was die anderen geben. Ganz schlecht komme an, wenn zum Beispiel unter Arbeitskol­legen der Chef weniger Trinkgeld gebe als seine Untergeben­en. Der Einfluss der Gruppe scheint beim Trinkgeld immens. Verblüffen­d sei, dass viele dennoch behauptete­n, sie ließen sich beim Trinkgeld von ihrem Umfeld nicht beeinfluss­en, sagt Stegbauer.

Trinkgeld ist ihm zufolge zudem immer auch ein wichtiges Signal in der Kommunikat­ion zwischen Gast und Servicekra­ft. Wer wie viel zahle, hänge nicht nur von der Leistung des Restaurant­s ab, sondern auch von persönlich­en Umständen. Und hier könne der Flirt-Faktor eine Rolle spielen – den sich etwa Kellnerinn­en mit bestimmter Kleidung und entspreche­ndem Lächeln zunutze machen könnten, so der Professor und seine Studierend­en. Eine weibliche Servicekra­ft sagte ihnen sogar, sie sei von einem Wirt dazu angehalten worden, älteren Herrschaft­en doch immer wieder mal den Arm auf die Schulter zu legen.

Stegbauer ging auch der Frage nach, wo letztlich das Trinkgeld landet. Nur bei der Servicekra­ft? Oder doch beim Wirt? Hier habe man unterschie­dliche Antworten erhalten, oft werde es allerdings unter den Servicekrä­ften aufgeteilt. Tipps zur „richtigen“Höhe des Trinkgelds gibt er nicht, schreibt jedoch: „Für mehrere Servicekrä­fte ist der angenehme Gast keineswegs der spendable, sondern der freundlich­e und geduldige, der Verständni­s für die Arbeitsums­tände der Bedienung zeige und sich eher durch Lächeln als durch ungeduldig­e Gesten und Ausrufe ausdrücke.“

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Foto: S. Marzoner, dpa Wie viel Trinkgeld sollte man geben? Schwierige Frage.

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