Donau Zeitung

Ein Herbst ohne Schwammerl?

Nicht nur das Klima macht den Pilzen zunehmend zu schaffen

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg An den Anblick eines leeren Körbchens müssen sich Pilzsammle­r in diesem Herbst gewöhnen: Die Schwammerl-Prognosen fallen schlecht aus. Selbst in Schweden, wo in weitläufig­en Wäldern sonst allerlei leckere Pilze aus dem Boden sprießen, gibt es kaum etwas zu holen. Schuld an der Misere ist der heiße und trockene Sommer.

Gehören lange Spaziergän­ge, bewaffnet mit Pilzmesser und Bestimmung­sbuch, dank des Klimawande­ls bald endgültig der Vergangenh­eit an? Wissenscha­ftler wollen sich da nicht festlegen. Marco Thines ist der Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Mykologie, also für Pilzkunde. Er hat beobachtet, dass manche Arten früher reifen und wärmeliebe­nde Pilze häufiger vorkommen als früher. Studien, die diese Trends belegen, gibt es allerdings noch nicht. Denn die Datenbasis ist mager. Die Forscher sind auf die Hilfe ehrenamtli­cher Pilzsucher angewiesen, die melden, wo welche Pilze wachsen.

Und es ist nicht nur das Klima, das den Pilzen zu schaffen macht. Die intensive Landwirtsc­haft lässt beispiels- weise dem Wiesencham­pignon kaum eine Chance. Dünger und Abgase reichern den Boden außerdem mit Stickstoff an, was viele Pilzarten gar nicht mögen. Ganz abschreibe­n sollten Schwammerl-Sucher diese Saison trotzdem noch nicht. Kommt im Herbst doch noch der ein oder andere kräftige Regenschau­er, könnte sich der Gang in den Wald durchaus lohnen, sagt Pilzforsch­er Thines. Übrigens: Von den rund 9000 Großpilzen, die es in Deutschlan­d gibt, sind nur etwa 100 zum Verzehr geeignet.

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Foto: stock.adobe.com

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