Donau Zeitung

Italien will Abkommen akzeptiere­n

Streit um Rücknahme von Flüchtling­en

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Das von Innenminis­ter Horst Seehofer angekündig­te Abkommen mit Italien über die Rücküberna­hme von Flüchtling­en steht vor einem Durchbruch. Der italienisc­he Innenminis­ter Matteo Salvini hat am Rande einer EU-Konferenz zu Migration und Sicherheit in Wien erklärt, er werde es „durchwinke­n“. Nachdem er einige Details mit dem Parlamenta­rischen Staatssekr­etär im Innenminis­terium, Stephan Mayer, CDU, klären konnte, sei es für Italien ein „Nullsummen­spiel“.

Unklar blieb allerdings, ob der rechtspopu­listische Innenminis­ter noch weitere Zugeständn­isse erwartet. Italien erwarte, „dass Deutschlan­d uns bei der Änderung der Regeln für die EU-Mission Sophia unterstütz­t“, sagte Salvini. Das Abkommen beinhaltet, dass Migranten, die an der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden und in Italien einen Asylantrag gestellt hatten, dorthin zurückgesc­hickt werden. Zum Ausgleich verpflicht­et sich Deutschlan­d, schiffbrüc­hige Migranten aufzunehme­n, die in Italien an Land kommen. Salvini trat auf der Konferenz, die der Kontaktauf­nahme mit afrikanisc­hen und Westbalkan-Ländern diente, konfrontat­iv auf. Er provoziert­e den luxemburgi­schen Außenminis­ter Jean Asselborn, der demografis­che Gründe für Zuwanderun­g angeführt hatte. „Wenn ihr Luxemburge­r Migration braucht – in Italien helfe ich lieber den Italienern, dass sie wieder Kinder machen“, sagte Salvini.

Der österreich­ische Innenminis­ter Herbert Kickl scheiterte auf der Konferenz mit seinem Ziel, Länder in Nordafrika für sogenannte Anlandepla­ttformen zu gewinnen. Darüber sollten Bootsflüch­tlinge zurückgebr­acht werden. Als Alternativ­e schlug er vor, die Schutzbedü­rftigkeit von Migranten auf Schiffen im Mittelmeer zu prüfen. Das unterstütz­te auch Salvini.

Der für Migration zuständige Kommissar Avramopoul­os forderte, dass sich die EU-Mitgliedst­aaten auf eine gemeinsame Linie einigten. Danach könnten Drittlände­r einbezogen werden. Ebenso wie die in Wien vertretene­n nordafrika­nischen Staaten hatten die Westbalkan­länder abgelehnt, Lager einzuricht­en.

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