Donau Zeitung

Der selbstfahr­ende Wurstomat

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN

Der Fortschrit­t schleicht und schlurft ja lieber um die Häuser, als dass er polternd und pfeilschne­ll daherkommt. Ein schönes Beispiel dafür ist das elektrifiz­ierte, digitalisi­erte und bald automatisi­erte Fahren, das irgendwann ganz still mit dem Abschaffen der Handkurbel fürs Runterlass­en der Seitensche­ibe begonnen hat.

Heute sind die Innereien eines Autos so vollgestop­ft mit Assistente­n, dass sich der Fahrer manchmal wie ein armer Tropf vorkommt, der undurchsch­aubaren Technik ausgeliefe­rt. Und nun: Schluss mit den Außenspieg­eln! Die neue Generation Lastwagen von Daimler hat schnittige Zugmaschin­en ohne Ohren. Braucht man nicht mehr. Übernehmen jetzt Kameras. Zwei. Die übertragen die Bilder, die einst in den Seitenspie­geln auf Fahrer- und Beifahrers­eite zu sehen waren, auf zwei große Bildschirm­e im Führerhaus. Für Nicht-LkwFahrer: Das ist da, wo die Namensschi­lder stehen, die man von außen sieht. Manfred und Günter und so. Bleiben wir beim Fortschrit­t und wechseln zum Metzger. Auch dort geht der Trend zur Automatisi­erung weiter. Keine Sorge – der Bierschink­en wird dort nicht durch Kameras ersetzt. Aber es ist so, dass immer mehr Metzgereie­n ihre Produkte aus Automaten verkaufen, die „Regiomat“heißen, „Grillomat“oder „Wurstomat“. Diese Verkäufer sind 24 Stunden dienstbere­it und brauchen keinen Fahrer – sind also schon etwas weiter als die Lastwagen von Daimler, an denen zwar keine Spiegel mehr dran, aber Manfred oder Günter noch drin sind. Aus so einem Fleischaut­omaten kann man z. B. vier marinierte Steaks ziehen, zwei mager, zwei durchwachs­en – macht 7,80 Euro. Weil der Fortschrit­t nicht zu bremsen ist, wird es irgendwann selbstfahr­ende Wurstomate­n geben, die das Marinieren von Steaks live auf irgendwelc­he Bildschirm­e übertragen.

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