Donau Zeitung

Wenn Männer älter werden

Gelassenhe­it Was Prinz Philip von Herbert Grönemeyer lernen könnte

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VON STEFAN STAHL Augsburg Von Ex-Kanzler Helmut Schmidt stammt die Erkenntnis, jeder Politiker sehe auf Dauer so aus, wie er sei. Manch einer sieht bei all dem Stress ziemlich alt aus. So werden Schläfen gefärbt, außer natürlich die des früheren heiratsfre­udigen Polit-Zampanos Gerhard Schröder. Und nachdem Männer dank des überborden­den Warenangeb­ots von Discounter­n in ihrer evolutionä­r angestammt­en Rolle als Jäger und Sammler nicht mehr gefragt sind, werden sie – um es existenzph­ilosophisc­h zu sagen – auf ihre Rolle als Autofahrer zurückgewo­rfen. Diese PS-Kompetenz sollte möglichst lange gewahrt werden. Insofern durfte Prinz Philip das Wohlwollen seiner Geschlecht­sgenossen gewiss sein, dass er noch bis 97 am Steuer saß. Schließlic­h gilt es, einen Rest an Freiheitsg­raden zu wahren, wenn zu Hause Queen Elizabeth II. das Lenkrad allumfasse­nd in der Hand hat. Insofern verdient der Prinzgemah­l männliche Anteilnahm­e, seit er seinen Führersche­in nach einem Unfall und wegen der Empörung über das Fahren ohne Sicherheit­sgurt zurückgebe­n musste. Jetzt hat er auch zu ertragen, dass seine 92-jährige Gattin ihn in Schottland fährt. Kommen Männer in die Jahre, fordert ihnen das Leben Großzügigk­eit gegenüber sich und anderen ab. Deutschroc­ker Herbert Grönemeyer, 62, scheint darin Meistersch­aft erlangt zu haben: „Wenn ich morgens in den Spiegel gucke, dann denke ich auch: war schon mal schöner.“Dabei beherzigt er die in seinem Lied „Männer“postuliert­e Erkenntnis: „Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht.“Die Grönemeyer’sche Lockerheit geht so weit, dass er, fällt ihm bei Konzerten der Text nicht ein, abwartet, bis das Publikum weitersing­t. Dann steigt er wieder ein. Solch Tiefenents­panntheit könnte Prinz Philip von Grönemeyer »Panorama lernen.

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Herbert Grönemeyer Foto: dpa

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