Donau Zeitung

Regierung drückt Klimaschut­zgesetz durch

CSU und Freie Wähler ernten heftigen Widerstand, geben aber nicht nach

- VON ULI BACHMEIER

München Das heftig umstritten­e bayerische Klimaschut­zgesetz ist beschlosse­ne Sache. Mit 64 zu 54 Stimmen setzten sich die Regierungs­parteien CSU und Freie Wähler am Donnerstag­nachmittag im Landtag durch. Die Opposition stimmte geschlosse­n dagegen. Grünen und SPD geht das Gesetz nicht weit genug. Die FDP nennt es einen „Papiertige­r“. Die AfD wiederum hält es für „unnötig“.

Das Gesetz sieht vor, dass die CO2-Emissionen bis 2030 auf unter fünf Tonnen pro Kopf und Jahr sinken sollen. Bereits bis 2030 sollen die Staatsverw­altung und bis 2050 der gesamte Freistaat komplett klimaneutr­al werden. Um die Ziele zu erreichen, verzichtet das Gesetz aber bewusst auf Verbote. CSU und Freie Wähler wollen die Ziele einzig mit einer Vielzahl von freiwillig­en Anreizen erreichen.

Experten, Umweltverb­ände und Vertreter der Opposition­sparteien hatten die Pläne der Regierung in den vergangene­n Monaten immer wieder kritisiert. Kürzlich erklärten etwa bei einer Expertenan­hörung im Landtag die geladenen Fachleute mehrheitli­ch, dass es dem Gesetz an konkreten Zielen und Vorgaben zur Einsparung klimaschäd­licher Emissionen und einem unabhängig­en Monitoring fehle.

Scharfe Kritik kam insbesonde­re von Naturschüt­zern. „Angesichts der dramatisch­en Konsequenz­en der Klimakrise für Bayerns Zukunft ist das Klimaschut­zgesetz enttäusche­nd und verantwort­ungslos“, sagte der Landesvors­itzende des Bund Naturschut­z, Richard Mergner. Beim Klimaschut­z seien nur die vollmundig­en Ankündigun­gen von Söder und der Landtagsme­hrheit von CSU und Freien Wählern „Champions League“. In der Realität spielten sie allenfalls in der Kreisliga. „Im zurücklieg­enden Jahr wurde jedwede Verbesseru­ng des so wichtigen Gesetzes abgelehnt.“

Im Landtag war die SPD bereits am Morgen mit dem Versuch gescheiter­t, mittels eines Antrags zur Geschäftso­rdnung das Gesetz im letzten Moment von der Tagesordnu­ng zu nehmen. Der SPD-Umweltpoli­tiker Florian von Brunn warf CSU und Freien Wählern vor, „alle berechtigt­e Kritik und alle Änderungsv­orschläge vom Tisch gewischt“ zu haben. Martin Stümpfig (Grüne) sagte: „Dieser Gesetzentw­urf muss zurückgezo­gen werden, denn was da drinsteht, ist einfach komplett wirkungslo­s.“

Die Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer von CSU und Freien Wählern, Tobias Reiß und Fabian Mehring, verwiesen darauf, dass das Gesetz nun bereits seit knapp einem Jahr in aller Ausführlic­hkeit diskutiert worden sei. Der Versuch, es im letzten Moment von der Tagesordnu­ng zu nehmen, sei „schäbig“, sagte Mehring.

In der abschließe­nden Debatte am Nachmittag verteidigt­e Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) den Kurs der Staatsregi­erung. „Mit dem ersten bayerische­n Klimaschut­zgesetz steigen wir ein in ein neues Zeitalter des Klimaschut­zes“, sagte er. Das Gesetz sei ein großer Wurf und ein „MitmachPro­jekt“. Klimaschut­z werde nicht durch ein Gesetz im Aktenschra­nk vollzogen, sondern müsse gelebt werden. Entscheide­nd für den Erfolg sei die Umsetzung des 96 Punkte umfassende­n Maßnahmenk­atalogs, der etwa eine massive Aufforstun­g oder den Schutz von Mooren umfasst.

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Foto: Hildenbran­d, dpa Das bayerische Klimaschut­zgesetz sieht vor, dass die CO2‰Emissionen im Freistaat bis 2030 auf unter fünf Tonnen pro Kopf und Jahr sinken sollen.

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