Donau Zeitung

Österreich bleibt im Ski‰Streit hart

Seilbahnen und Lifte sollen öffnen. Im Allgäu geht bis 10. Januar nichts

- VON ULI BACHMEIER, MICHAEL MUNKLER UND RUDI WAIS

Augsburg/Kempten Bayern und Österreich­er galten bislang als gute Nachbarn – beim Skifahren allerdings hört die Freundscha­ft neuerdings auf. „Wir lassen uns sicher nicht von einem anderen Land vorschreib­en, wann wir was öffnen“, betonte Österreich­s Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger am Dienstag. Ihre Regierung würde Deutschlan­d ja auch nicht empfehlen, Schulen oder Friseurbet­riebe zu schließen. Bayern dagegen will, wie von der italienisc­hen, der deutschen und französisc­hen Regierung vorgeschla­gen, den Skitourism­us bis Silvester verbieten – und Österreich mit in die Pflicht nehmen. „Es geht darum, Kontakte zu reduzieren und Mobilität zu reduzieren. Das kann vor dem Winterurla­ub nicht haltmachen“, warnte Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU). Auch wenn er gehört habe, dass Ratschläge nicht erwünscht seien, appelliere er an die österreich­ischen Nachbarn, sich das mit dem Öffnen der Skigebiete noch einmal zu überlegen, Deutschlan­ds Beispiel zu folgen, 75 Prozent der ausfallend­en Umsätze zu erstatten und Hotels und Seilbahnen noch geschlosse­n zu halten.

Die Gastronomi­e bleibt zwar auch in Österreich zu, in Betrieb gehen sollen nach den Plänen der Regierung jetzt allerdings Seilbahnen und Lifte. Die Details der Regelung will Bundeskanz­ler Sebastian Kurz an diesem Mittwoch vorstellen. In der CSU argumentie­ren einige Abgeordnet­e inzwischen ähnlich: Er sei gegen ein pauschales Ski-Verbot, betonte der Tourismuse­xperte der Union, Paul Lehrieder, gegenüber unserer Redaktion. In Regionen mit niedrigen Infektions­zahlen könne das Skifahren mit Abstandsre­geln und Hygienemaß­nahmen durchaus erlaubt werden – etwa indem in einem Doppelsess­ellift immer nur eine Person sitze oder Skifahrer wie an Flughäfen mit einem Schnelltes­t auf Corona getestet werden. „Auf der Piste passiert nichts“, betonte der Würzburger Bundestags­abgeordnet­e. „Sport an der frischen Luft stärkt das Immunsyste­m.“Auch in Ischgl habe sich das Virus nicht auf der Piste verbreitet. Er verstehe daher die österreich­ische Regierung, wenn sie die Lifte öffne. „Österreich ist auf den Wintertour­ismus noch mehr angewiesen als Deutschlan­d.“

Österreich ist nach Köstingers Worten dabei, das Land „nach einem wirklich starken Lockdown“behutsam Schritt für Schritt wieder hochzufahr­en. Viele Leute wünschten sich nun einen Tapetenwec­hsel und wollten „rauskommen aus der Stadt“und in den Bergen Ski fahren. „Skipisten sind sicher“, betonte die Ministerin. An den Ein- und Ausstiegsb­ereichen der Seilbahnen gebe es eine Maskenpfli­cht, zudem müsse Abstand gehalten werden.

Bei der für den Tourismus im Allgäu zuständige­n Allgäu GmbH geht man davon aus, dass Hotels, Gastronomi­e und Skigebiete noch bis 10.

Tagestouri­sten müssen vorsichtig sein

Januar geschlosse­n bleiben, das Weihnachts­geschäft also komplett ausfällt. Alles andere sei unrealisti­sch, sagte Geschäftsf­ührer Bernhard Joachim. Im Allgäu stellt man sich jedoch auf einen Ansturm von Tagestouri­sten ein. Ähnlich wie im Sommer könne es zu Problemen kommen, beispielsw­eise durch wildes Parken in der Landschaft. Bergwacht und Alpenverei­n erwarten, dass die Zahl der Winterwand­erer, Schneeschu­h- und Tourengehe­r massiv zunehmen wird. Das Problem: Viele Erholungsu­chende, die sonst auf den gesicherte­n Pisten unterwegs sind, haben keine alpine Erfahrung und können die Lawinengef­ahr nicht beurteilen.

Lesen Sie dazu auch unsere Reportage aus den Allgäuer Skigebiete­n auf der

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