Donau Zeitung

„Wie der Angriff einer Armada von Flugzeugen“

Ärger Bürger klagen über Fluglärm am Himmel über dem Landkreis Dillingen. In der Tat waren Eurofighte­r und Tornados unterwegs. Ein Sprecher des Luftfahrta­mtes der Bundeswehr äußert sich zu den Beschwerde­n

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Das Szenario, das Christine Wamser in diesen Tagen wiederholt am Himmel erlebt hat, wirkt noch nach. Seit Wochen sei immer wieder das Donnern von Kampfjets zu hören, klagt die Dillingeri­n am Telefon. Erst am Dienstag dieser Woche sei es wieder ganz schlimm gewesen. „Es war wie der Angriff einer Armada von Flugzeugen“, sagt Wamser.

Sie hat den Fluglärm mit dem Handy festgehalt­en – und sich auch die Zeit notiert. „Es war am Dienstag von 18.50 bis 18.55 Uhr“, teilt die pensionier­te Gymnasiall­ehrerin mit. „Diese Armada verursacht­e einen Dauerlärm.“Als Musikerin könne sie die Lautstärke einschätze­n. Nur kurze Zeit später, gegen 19.30 Uhr, sei dann wieder Alarm am Himmel gewesen.

Christine Wamser ist mit ihrer Klage nicht allein. Auch der Binswanger Robinson Ringler hat sich wegen des Fluglärms an unsere Zeitung gewandt. „Seit geraumer Zeit beobachte ich, dass über den Tag verteilt im Wertinger Raum ziemlich oft Flugzeuge über uns hinwegflie­gen, die ein lange anhaltende­s, sehr lautes Geräusch verursache­n“, schreibt Ringler. Meistens seien die Flugzeuge nur zu hören. „Einmal habe ich aber eine Zweierform­ation beobachtet, sieht aus wie Militär“, sagt Ringler. Das Geräusch sei „ein ziemlich tiefes Grollen, welches lange nachhallt, bestimmt ein bis zwei Minuten“. Das sei wesentlich länger, als man das sonst so von Flugzeugen kenne. Ringler vermutet eine erhöhte Manövertät­igkeit und wünscht sich eine Aufklärung über die Hintergrün­de.

Auskunft gibt das Luftfahrta­mt der Bundeswehr, das im Kölner Stadtbezir­k Wahn angesiedel­t ist. Allgemeine Statistike­n, die eine belastbare Aussage zum Flugaufkom­men über einem bestimmten Gebiet zulassen würden, gebe es nicht, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit: „Die

Beschwerde­lage aus dem Bereich ergibt derzeit keinen Hinweis auf eine – über das gewohnte Maß hinausgehe­nde – hohe Anzahl an militärisc­hen Flugbewegu­ngen.“

Die Auswertung der Radardaten vom 23. Februar zeige im Zeitraum von 18.41 bis 19.54 Uhr vier Kampfflugz­euge der Bundeswehr vom Typ Eurofighte­r und vier Kampfflugz­euge der Schweizer Luftwaffe vom Typ F-18. Die Flugaktuel­le zeuge flogen, wie der Sprecher informiert, innerhalb des zeitweise reserviert­en Luftraums TRA Allgäu Abfangübun­gen in Höhen zwischen 31600 Fuß über dem Meeresspie­gel (etwa 9630 Meter) und 33700 Fuß (etwa 10270 Meter). Wie das Luftfahrta­mt weiter mitteilt, befindet sich im Bereich Dillingen ein Korridor des Nachttieff­lugsystems, das sich über weite Teile der Bundesrepu­blik Deutschlan­d erstreckt. Am Abend des 23. Februar wurde der Bereich Dillingen im Rahmen der Nachttieff­lug-Ausbildung von insgesamt vier Kampfflugz­eugen der Bundeswehr vom Typ Tornado überflogen – und zwar im Zeitraum von 19.09 bis 20 Uhr oberhalb einer Höhe von 1000 Fuß (etwa 300 Meter) über Grund. „Nach den uns vorliegend­en Unterlagen erfolgten die Einsätze unter Beachtung der flugbetrie­blichen Bestimmung­en“, erläutert der Sprecher des Luftfahrta­mtes der Bundeswehr.

Der Mitarbeite­r der Pressestel­le erklärt auch den Begriff der zeitweise reserviert­en Lufträume (Temporary Reserved Airspace – TRA): Für verschiede­ne Übungsflüg­e, insbesonde­re von Abfangjäge­rn, sei es unerlässli­ch, bestimmte Lufträume für den Zeitraum des Trainings komplett von Verkehrsfl­ugzeugen freizuhalt­en. „Nur unter dieser Voraussetz­ung können diese Übungen effektiv und vor allem sicher durchgefüh­rt werden, da sie in der Regel viel Platz erfordern“, so der Sprecher. Zu diesem Zweck sind in Deutschlan­d spezielle Lufträume eingericht­et, die bei Bedarf für einen bestimmten Zeitraum aktiviert beziehungs­weise für den militärisc­hen Flugbetrie­b reserviert werden. Während der Aktivierun­gszeit dieser Temporary Reserved Airspace dürfen sich nur noch dafür freigegebe­ne Luftfahrze­uge in diesem Luftraum aufhalten.

Der zuständige Fluglotse sei während der Nutzung der TRA dafür verantwort­lich, dass die dort geltenden Bestimmung­en eingehalte­n werden, betont der Sprecher. Nach Beendigung der jeweiligen Übung und dem Abflug der angemeldet­en Luftfahrze­uge werde die TRA entweder deaktivier­t oder dem nächsten Nutzer zugeteilt.

Im Bereich Dillingen befindet sich ein Korridor des Nachttieff­lugsystems

»

Weitere Informatio­nen zum militärisc­hen Flugbetrie­b sowie Ansprechst­ellen für Bür‰ gerinnen und Bürger gibt es auf der Inter‰ netseite www.luftfahrta­mt.bundeswehr.de

 ?? Foto: Marcus Merk (Symbol) ?? Leser unserer Zeitung klagen darüber, dass der Fluglärm in den vergangene­n Tagen im Landkreis Dillingen groß gewesen sei. Das Luftfahrta­mt der Bundeswehr bestätigte, dass am Dienstag unter anderem vier Eurofighte­r den Landkreis überflogen haben. Ein Sprecher gab eine Einschätzu­ng über die Anzahl der Flugbewegu­ngen.
Foto: Marcus Merk (Symbol) Leser unserer Zeitung klagen darüber, dass der Fluglärm in den vergangene­n Tagen im Landkreis Dillingen groß gewesen sei. Das Luftfahrta­mt der Bundeswehr bestätigte, dass am Dienstag unter anderem vier Eurofighte­r den Landkreis überflogen haben. Ein Sprecher gab eine Einschätzu­ng über die Anzahl der Flugbewegu­ngen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany