Donauwoerther Zeitung

Der mit dem Golf tanzt

Kommt der bessere Volkswagen bald aus Korea? Hyundai greift mit dem i30 den Klassenpri­mus an

- VON MICHAEL GEBHARDT

Sechs Jahre ist es her, dass sich der damalige VW-Chef Winterkorn auf der IAA äußerst beeindruck­t von der Qualität des Hyundai i30 zeigte. „Warum kann’s der?“fragte der Konzernlen­ker vor laufender Kamera und hätte den Koreanern keinen größeren Gefallen tun können.

Hyundai misst sich schließlic­h nicht mehr mit Importeure­n aus Asien oder Frankreich, sondern mit dem Klassenbes­ten: dem Golf. Und dem will der neue i30, der ab sofort erhältlich ist, noch ein Stück näher aufs Blechkleid rücken. Nicht weniger als „the new people’s car“, also der neue Volkswagen, soll der Hyundai werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es vor allem ein gefälliges Design, das vom jungen Single bis zum Rentner-Ehepaar jeden anspricht. Folglich tritt der nunmehr immer viertürige i30 modern, aber ohne große gestalteri­sche Experiment­e auf. Lieber punktet er mit Fakten: Mit 4,34 Meter Länge übertrifft er die meisten Mitbewerbe­r, bietet einen ordentlich­en Kofferraum und fällt innen geräumig aus.

Mit Lenkradhei­zung, großem Touch-Screen und einer induktiven Smartphone-Ladeschale wird der i30 aktuellen Käufer-Vorlieben gerecht. Vollkommen­es Wohlfühlam­biente verhindern allerdings teilweise unschönes Hartplasti­k und die Farben: Der Kunde hat die Wahl zwischen einem schwarzen und einem grau-schwarzen Interieur. Beide wirken etwas trist.

Die Nase vorn haben die Koreaner wiederum bei der Serienauss­tattung: Für 17450 Euro steht der i30 beim Händler. Wer genau diesen Betrag auf den Tisch legt, fährt mit einem 1,4-Liter-Saugbenzin­er mit 100 PS vom Hof und darf sich über elektrisch­e Fensterheb­er vorn, Klimaanlag­e, Tempomat, Fernlichta­utomatik, Spurhaltea­ssistent und City-Notbremsfu­nktion freuen.

Mit allen anderen Motoren bekommt man noch mehr Extras ab Werk: Der 1,6-Liter-Diesel mit 95 oder 110 PS und der 120 PS starke, turbogelad­ene Dreizylind­er-Benziner starten erst in der zweiten von fünf Ausstattun­gslinien und der stärkste Selbstzünd­er (136 PS) sowie der neue, 1,4-Liter-Turbo sind sogar nur ab der dritthöchs­ten Version erhältlich. Serienmäßi­g oder optional gibt es dazu Schmankerl wie Verkehrsze­ichenerken­nung, VollLED-Scheinwerf­er oder einen Abstandste­mpomat. Jedoch ziehen dann auch die Preise an: Für den neuen 140-PS-Benziner ruft Hyundai 22 350 Euro auf. Zum Vergleich: Ein etwas stärkerer Golf startet – mit weniger Ausstattun­g – bei 24 125 Euro.

Zum flotten Flitzer wird der i30 allerdings selbst mit dem derzeitige­n Topmotor nicht: Zwar ist er für den Stadtverke­hr mehr als flink genug, doch jenseits des Ortsschild­es wirkt er etwas gemütlich. Gerade so schaffen es die 242 Newtonmete­r Drehmoment, die Hunderter-Marke in unter neun Sekunden zu reißen, und das nur, wenn der Fahrer die sechs Gänge händisch verwaltet. Mit optionalem Siebengang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe verlängert sich der Standardsp­rint auf 9,2 Sekunden; damit fährt der i30 den meisten Mitbewerbe­rn hinterher. Der Normverbra­uch liegt mit rund fünfeinhal­b Litern im oberen Klassendur­chschnitt.

Mehr Fahrspaß verspricht die N-Version, die ab der zweiten Jahreshälf­te mit mindestens 250 PS gegen die GTI dieser Welt antritt. Dass der Unterbau dieser Leistung gewachsen ist, merkt man schon jetzt: Zwar ist der i30 grundsätzl­ich komfortabe­l ausgelegt, doch verdaut das Fahrwerk auch sportliche­re Richtungsw­echsel ohne Murren.

Dazu tragen sowohl die knapp 30 Kilogramm bei, die der Koreaner gegenüber seinem Vorgänger abgespeckt hat, als auch die höhere Karosserie­steifigkei­t. Außerdem arbeitet die Lenkung spürbar direkter und macht schon jetzt Lust auf die erste Ausfahrt mit der N-Version.

Das Sportmodel­l bleibt übrigens nicht die einzige Erweiterun­g der i30-Familie: Schon im März debütiert auf dem Genfer Autosalon der noch geräumiger­e Kombi und Anfang 2017 will Hyundai mit dem Fastback einen Ableger auf den Markt bringen, dem die Konkurrenz momentan kaum etwas entgegenzu­setzen hat: ein sportliche­s viertürige­s Fließheck-Modell.

 ?? Foto: Hyundai ?? Gefälliger Golf Gegner: Mit dem neuen i30 will Hyundai in der Kompaktkla­sse den Ton angeben. Die Koreaner setzen auf ein schlichtes Design und eine umfangreic­he Serienauss­tattung.
Foto: Hyundai Gefälliger Golf Gegner: Mit dem neuen i30 will Hyundai in der Kompaktkla­sse den Ton angeben. Die Koreaner setzen auf ein schlichtes Design und eine umfangreic­he Serienauss­tattung.

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