Stress trifft den ganzen Menschen
Gesundheit Stress ist so individuell wie jeder einzelne Mensch, aber er macht krank. Dr. Peter Winter gibt Tipps, was im Notfall helfen kann und wie man vorbeugen kann
Dr. Winter, was ist Stress eigentlich? Dr. Winter: Das Stressgeschehen wird heute als ein Zusammenspiel zwischen den Anforderungen einer Situation und der subjektiven Einschätzung dieser Anforderung durch die betroffene Person gesehen. Es gibt allerdings kein allgemeingültiges, objektives Mass dafür, was als Stress gelten kann und was nicht. Stress ist ein subjektives Empfinden. Es ist unsere Interpretation und Bewertung eines Ereignisses. Und das macht den Umgang mit Stress so kompliziert. Macht Stress wirklich krank? Dr. Winter: Stress trifft den Menschen als Ganzes, er wirkt sich auf der körperlichen, auf der psychischen wie auch auf der Verhaltensebene und im sozialen Kontext aus. Stress entfremdet Menschen voneinander. Denn Zuneigung und Liebe brauchen Zeit, Energie und Engagement. In stressigen Zeiten bleiben Gelassenheit und Toleranz auf der Strecke – pures Gift für die Beziehung. Stress wirkt sich nicht nur auf den Partner aus, sondern auch auf die Kinder, sie sind die Schwächsten in der Stresskette. Ist Stress denn objektiv messbar? Dr. Winter: Unter wissenschaftlichen Bedingungen sehr wohl. Im Alltagsgeschehen gibt der Laborwert des Stresshormons Cortisol Aufschluss darüber. Morgens sollte der unter 100 Nanogramm pro Milliliter liegen. Sonst frisst Sie der Stress auf.
Sollte man dann handeln? Dr. Winter: Unbedingt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein hoher Cortisolwert zu einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung führt und Demenz begünstigt. Er schädigt die Augen, baut Muskelgewebe ab, also auch das Herz, macht gereizt, depressiv, lässt schnell altern. Es wirkt katabol, eiweißabbauend, schwächt das Immunsystem, erschöpft.
Was kann man tun? Dr. Winter: Bewegen Sie sich, treiben Sie Sport, meiden Sie Zucker und Weißmehl, lernen Sie Entspannungsübungen, schlafen Sie ausreichend und gut, achten Sie auf Ihren Magnesiumspiegel.
Ist die Ernährung auch relevant? Dr. Winter: Mit einer angemessenen Ernährung können Sie Stress nicht nur vorbeugen, sie können in stressigen Zeiten gezielt so essen, dass Sie dem Stress entgegenwirken. Genügend trinken, Lebensmittel mit viel Magnesium essen wie Banane, grünes Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Bohnen, denn der Mineralstoff verbessert die Sauerstoffversorgung, schützt Herz und Nerven und fördert die Muskelentspannung und wirkt außerdem blutdrucksenkend. Das klingt alles so einfach, aber die Menschen sind ja trotzdem gestresst. Dr. Winter: Im Grunde muss jeder für sich innehalten und sich fragen: Will und muss ich das wirklich alles schaffen? Was brauche ich, was brauche ich nicht. Sind meine Erwartungen an mich nicht zu hoch? Ist dieser Termindruck notwendig? Stimmt meine innere Einstellung? Nur wer mit sich im Reinen ist, kann den Stress abperlen lassen. (fene)
Vortrag Der Diplom Psychologe und Psychotherapeut Dr. Peter Winter aus Donauwörth hält am Donnerstag, 2. Fe bruar, um 19 Uhr im Café Hummel in der Bahnhofstraße im Rahmen des Ge sundheitsstammtisches der Vhs den Vortrag: „Stress – ein Phänomen der heu tigen Zeit. Mensch ärgere dich nicht“. Eintritt: fünf Euro.