Kein Entrinnen
Ein Kuss von Beatrice Claire will möglichst keine Veränderung, aber dann kommt diese Frau
Claire (Catherine Frot) arbeitet als Hebamme in einem Krankenhaus am Rande von Paris. Mit Leib und Seele hat sie sich ihrem Beruf verschrieben und dennoch sieht man ihr an, dass auch ein solch erfüllender Job alleine nicht glücklich macht. Claire führt das geordnete Leben einer alleinerziehenden Mutter, die Beruf und Familie stets unter einen Hut bekommen musste. Die Wohnung in einem schmucklosen Neubaugebiet ist klein und aufgeräumt. Ihr Sohn Simon (Quentin Dolmaire) ist ausgezogen und studiert Medizin. Als er ihr eröffnet, dass er Vater wird, kann sich Claire nicht wirklich freuen, vielleicht weil sie selbst keine Veränderungen in ihrem Leben will. Aber dann kommt Beatrice (Catherine Deneuve) und vor dieser Frau gibt es kein Entrinnen. Dreißig Jahre hat die Ex-Geliebte ihres Vaters nichts von sich hören lassen. Dass der Vater, nachdem Beatrice ihn verließ, sich das Leben nahm, macht die Sache nicht leichter.
Schon in „Dancer in the Dark“blickte Catherine Deneuve dem Alter mit schauspielerischer Furchtlosigkeit ins Auge. Aber hier setzt sie noch einmal eins drauf. Ihre Beatrice ist ein wunderbar selbstsüchtiges Weibsstück, raucht, trinkt und verspielt ihr Geld in illegalen Pokerrunden. Mit Claires Vorwürfen hält sie sich nicht lange auf, schließlich habe sie einen Hirntumor und sonst niemand außer ihr. Und so beginnt ein allmählicher Annäherungsprozess der beiden Frauen, die nichts zu verbinden scheint außer einem Stück unglücklicher Vergangenheit.
Mit den beiden Catherines ist Regisseur Martin Provost ein generationsübergreifender Besetzungscoup gelungen. Am Anfang wirkt das konfrontative Setting ein wenig gewollt, aber wenn die Hauptdarstellerinnen sich erst einmal eingespielt haben, gewinnt die Angelegenheit gleichermaßen an Komik und Tiefe.
Ein Kuss von Beatrice (1 Std. 57 Min.), Drama, Frankreich/Belgien 2017 Wertung **** *