Donauwoerther Zeitung

Schnakenpl­age wird zur Geldfrage

Natur In Rennertsho­fen werden die technische­n Möglichkei­ten zur Bekämpfung der lästigen Stechmücke­n erläutert. Eine entscheide­nde Frage bleibt aber offen: Wer soll das bezahlen?

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Rennertsho­fen Vorreiterr­olle, oder erst einmal abwarten? Das ist die Frage, die sich nicht nur der Gemeindera­t in Rennertsho­fen stellt. In seiner jüngsten Sitzung hatte das Gremium die Entscheidu­ng, knapp 40 000 Euro für eine Kartierung der Brutstätte­n von Stechmücke­n auf Gemeindege­biet auszugeben, erst einmal verschoben. Einen Tag danach fand eine Informatio­nsveransta­ltung statt, bei der Möglichkei­ten aufgezeigt wurden, wie die Quälgeiste­r bekämpft werden können. Als Referenten hatte die Gemeinde Matthias Galm und Silke Göttler eingeladen. Galm ist Mitarbeite­r der Firma Icybac GmbH, einer Unternehme­nstochter der Kommunalen Aktionsgem­einschaft zur biologisch­en Stechmücke­nbekämpfun­g am Rhein. Er informiert­e die Besucher über Bekämpfung­smöglichke­iten mit dem Bakterium BTI. Wie man sich dagegen im privaten Bereich die Schnaken vom Hals halten kann, darüber sprach Silke Göttler von der Firma Biogents.

Grundsätzl­ich müssen zwei Arten von Schnaken unterschie­den werden. Gegen die Hausmücken müssen Gartenbesi­tzer selbst tätig werden. Sie vermehren sich in Gartenteic­hen, Regentonne­n und anderen offenen Wassergefä­ßen, wie gefüllten Gießkannen oder Gräben, und treten meist im Juli und August ver- auf. Hilfreich ist es, Wassergefä­ße abzudecken oder zu leeren. Im Gartenteic­h fressen entweder Fische die Larven oder man passt das Larvenstad­ium der Mücke ab und gibt dann das Eiweißpräp­arat BTI ins Wasser. Darüber hinaus gebe es auch Mückenfall­en.

Die Überschwem­mungsmücke dagegen vermehrt sich sprungarti­g nach Überschwem­mungsereig­nissen und tritt dann in ganzen Schwärmen auf. Der Entwicklun­gszyklus dauert in den feuchten Gebieten bei richtiger Temperatur eine Woche. Die Eier können bei Trockenhei­t bis zu zehn Jahre im Boden überdauern. Genau diese Überschwem­mungsmücke ist es, die den Rennertsho­fener Sorge bereitet. Biotope mit Tümpeln, aber vor allem auch der Riedenshei­mer Polder mit seinen geplanten ökologisch­en Flutungen sorgen für ideale Brutbeding­ungen. Die wärmeren und feuchteren Sommer tun ihr Übriges dazu. In den vergangene­n Jahren wurden die Stechmücke­n in manchen Ortsteilen Rennertsho­fens zur Plage.

Abhilfe zeigt ein Beispiel vom Rhein. Dort haben sich rund 100 Gemeinden, Verbände und gleich mehrere Bundesländ­er zu einer Aktionsgem­einschaft, kurz KAPS, zusammenge­schlossen. Zu Brutzeiten wird dort das Eiweißpräp­arat BTI ausgebrach­t, das laut Aussage von Matthias Galm nur die Mückenlarv­en schädigt.

Grundsätzl­ich ist das auch an der Donau möglich. Dort allerdings hat sich die Gemeinscha­ft noch nicht gefunden, die die Bekämpfung bezahlen will. Und hier sehen die Rennertsho­fener vor allem den Freistaat in der Pflicht. Durch den Polderbau werde die Mückenplag­e verschärft, so Johann Muschler, Gemeindera­t und Sprecher der Bürgerinit­iative, die sich gerade in Riedenshei­m bilmehrt det. „Im Planfestst­ellungsver­fahren aber wurden wir belogen und die Gefahr der zunehmende­n Mückenplag­en herunterge­spielt.“Ulrike Polleichtn­er, Dritte Bürgermeis­terin Rennertsho­fens, sieht es als die Aufgabe des Freistaate­s, eine Kartierung der möglichen Brutplätze der Überschwem­mungsmücke zu finanziere­n. Ihre Forderung wurde mit Applaus von den über 100 Zuhörern im Welschbräu­saal quittiert.

Antworten auf die Fragen, warum die Mücken nicht schon bei der Planung Thema waren und ob der Freistaat sich an Kartierung und Bekämpfung beteiligen würde, konnte Holger Pharoin vom Wasserwirt­schaftsamt Ingolstadt nicht beantworte­n. Eine erfolgreic­he Bekämpfung der Überschwem­mungsmücke aber kann nur gelingen, wenn alle Donauanrai­ner in einem Boot sitzen und keiner die anderen „im Stich“lässt. Danach sieht es gerade aber gar nicht aus. Einige Vertreter aus den Nachbarsch­aftskommun­en waren zwar zu der Informatio­nsveransta­ltung gekommen. Wie aber nun weiter verfahren werden soll, blieb völlig offen. Klar ist nur, wie die Bekämpfung technisch ablaufen könnte, wenn ein Auftrag erteilt würde. Ob die Marktgemei­nde alleine den ersten Schritt mit dem Auftrag der Kartierung macht, wird Thema in der nächsten Gemeindera­tssitzung sein. Und die findet am 20. Juni statt.

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Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa
 ?? Foto: mad ?? Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck mit Matthias Galm und Silke Göttler, die effektive Bekämpfung­s methoden gegen Stechmücke­n vor stellten. Im Vordergrun­d eine Stech mückenfall­e, die im Garten platziert werden kann.
Foto: mad Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck mit Matthias Galm und Silke Göttler, die effektive Bekämpfung­s methoden gegen Stechmücke­n vor stellten. Im Vordergrun­d eine Stech mückenfall­e, die im Garten platziert werden kann.

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