Schnakenplage wird zur Geldfrage
Natur In Rennertshofen werden die technischen Möglichkeiten zur Bekämpfung der lästigen Stechmücken erläutert. Eine entscheidende Frage bleibt aber offen: Wer soll das bezahlen?
Rennertshofen Vorreiterrolle, oder erst einmal abwarten? Das ist die Frage, die sich nicht nur der Gemeinderat in Rennertshofen stellt. In seiner jüngsten Sitzung hatte das Gremium die Entscheidung, knapp 40 000 Euro für eine Kartierung der Brutstätten von Stechmücken auf Gemeindegebiet auszugeben, erst einmal verschoben. Einen Tag danach fand eine Informationsveranstaltung statt, bei der Möglichkeiten aufgezeigt wurden, wie die Quälgeister bekämpft werden können. Als Referenten hatte die Gemeinde Matthias Galm und Silke Göttler eingeladen. Galm ist Mitarbeiter der Firma Icybac GmbH, einer Unternehmenstochter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur biologischen Stechmückenbekämpfung am Rhein. Er informierte die Besucher über Bekämpfungsmöglichkeiten mit dem Bakterium BTI. Wie man sich dagegen im privaten Bereich die Schnaken vom Hals halten kann, darüber sprach Silke Göttler von der Firma Biogents.
Grundsätzlich müssen zwei Arten von Schnaken unterschieden werden. Gegen die Hausmücken müssen Gartenbesitzer selbst tätig werden. Sie vermehren sich in Gartenteichen, Regentonnen und anderen offenen Wassergefäßen, wie gefüllten Gießkannen oder Gräben, und treten meist im Juli und August ver- auf. Hilfreich ist es, Wassergefäße abzudecken oder zu leeren. Im Gartenteich fressen entweder Fische die Larven oder man passt das Larvenstadium der Mücke ab und gibt dann das Eiweißpräparat BTI ins Wasser. Darüber hinaus gebe es auch Mückenfallen.
Die Überschwemmungsmücke dagegen vermehrt sich sprungartig nach Überschwemmungsereignissen und tritt dann in ganzen Schwärmen auf. Der Entwicklungszyklus dauert in den feuchten Gebieten bei richtiger Temperatur eine Woche. Die Eier können bei Trockenheit bis zu zehn Jahre im Boden überdauern. Genau diese Überschwemmungsmücke ist es, die den Rennertshofener Sorge bereitet. Biotope mit Tümpeln, aber vor allem auch der Riedensheimer Polder mit seinen geplanten ökologischen Flutungen sorgen für ideale Brutbedingungen. Die wärmeren und feuchteren Sommer tun ihr Übriges dazu. In den vergangenen Jahren wurden die Stechmücken in manchen Ortsteilen Rennertshofens zur Plage.
Abhilfe zeigt ein Beispiel vom Rhein. Dort haben sich rund 100 Gemeinden, Verbände und gleich mehrere Bundesländer zu einer Aktionsgemeinschaft, kurz KAPS, zusammengeschlossen. Zu Brutzeiten wird dort das Eiweißpräparat BTI ausgebracht, das laut Aussage von Matthias Galm nur die Mückenlarven schädigt.
Grundsätzlich ist das auch an der Donau möglich. Dort allerdings hat sich die Gemeinschaft noch nicht gefunden, die die Bekämpfung bezahlen will. Und hier sehen die Rennertshofener vor allem den Freistaat in der Pflicht. Durch den Polderbau werde die Mückenplage verschärft, so Johann Muschler, Gemeinderat und Sprecher der Bürgerinitiative, die sich gerade in Riedensheim bilmehrt det. „Im Planfeststellungsverfahren aber wurden wir belogen und die Gefahr der zunehmenden Mückenplagen heruntergespielt.“Ulrike Polleichtner, Dritte Bürgermeisterin Rennertshofens, sieht es als die Aufgabe des Freistaates, eine Kartierung der möglichen Brutplätze der Überschwemmungsmücke zu finanzieren. Ihre Forderung wurde mit Applaus von den über 100 Zuhörern im Welschbräusaal quittiert.
Antworten auf die Fragen, warum die Mücken nicht schon bei der Planung Thema waren und ob der Freistaat sich an Kartierung und Bekämpfung beteiligen würde, konnte Holger Pharoin vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt nicht beantworten. Eine erfolgreiche Bekämpfung der Überschwemmungsmücke aber kann nur gelingen, wenn alle Donauanrainer in einem Boot sitzen und keiner die anderen „im Stich“lässt. Danach sieht es gerade aber gar nicht aus. Einige Vertreter aus den Nachbarschaftskommunen waren zwar zu der Informationsveranstaltung gekommen. Wie aber nun weiter verfahren werden soll, blieb völlig offen. Klar ist nur, wie die Bekämpfung technisch ablaufen könnte, wenn ein Auftrag erteilt würde. Ob die Marktgemeinde alleine den ersten Schritt mit dem Auftrag der Kartierung macht, wird Thema in der nächsten Gemeinderatssitzung sein. Und die findet am 20. Juni statt.