Donauwoerther Zeitung

Die Königsmach­erin

Porträt Arlene Foster steht einer kleinen, streng konservati­ven Regionalpa­rtei vor. Mit der Nordirin steht und fällt die Zukunft der britischen Premiermin­isterin May

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In den sozialen Medien entlud sich schnell ein Sturm der Entrüstung, und vor dem britischen Regierungs­sitz in der Downing Street versammelt­en sich Demonstran­ten, die mit Sprechchör­en und Plakaten gegen die angekündig­te Allianz protestier­ten. Die Konservati­ven könnten mithilfe der Democratic Unionist Party (DUP) eine Minderheit­sregierung stellen. „Wollen die Tories aus Machtwille­n wirklich ins Bett steigen mit einer homophoben, erzkonserv­ativen Partei?“, fragte ein Aktivist kritisch auf Twitter.

Derweil mussten etliche Briten erst einmal DUP googeln und fragten sich: „Arlene who?“. Ja, wer ist Arlene Foster, jene 46 Jahre alte Frau, die plötzlich zur Königsmach­erin aufgestieg­en ist? Die Juristin, die als ehrgeizig, humorvoll und kritikresi­stent beschriebe­n wird, ist die Vorsitzend­e der DUP. Ein Deal mit ihr ist nun die einzige Chance für Premiermin­isterin Theresa May, an der Macht zu bleiben.

Die DUP steht klar auf der Seite der Brexit-Anhänger. Foster betont aber immer wieder, dass sie keinen harten Bruch mit Brüssel will aufgrund der besonderen Situation Nordirland­s, wo sich Katholiken und pro-britische Protestant­en jahrzehnte­lang bis aufs Blut bekämpft haben. Foster besteht darauf, eine durchlässi­ge Grenze ohne neue Kontrollen zwischen dem EU-Mitglied Irland und Nordirland zu errichten.

Ihr Leben und ihre Karriere sind tief geprägt vom Nordirland-Konflikt. Als Foster acht ist, schießen Anhän- ger der Irish Republican Army (IRA) ihrem Vater, einem nebenberuf­lichen Polizisten, in den Kopf. Sie muss mit ansehen, wie er blutüberst­römt „auf allen vieren“in die Küche des elterliche­n Bauernhaus­es kriecht. Aber er überlebt. Einige Jahre später sitzt sie in einem Schulbus, der Ziel eines IRA-Bombenansc­hlags wird. Während ihres Studiums startet Foster ihre politische Karriere, schließt sich der pro-britischen UUP an, wird Abgeordnet­e ihrer ländlichen Heimat, der Grafschaft Fermanagh. Unter anderem aus Protest gegen das Karfreitag­sabkommen, das den blutigen Kämpfen ein Ende setzte, verlässt sie 2004 die Partei und schließt sich der DUP, deren Vorsitzend­e sie seit 2015 ist, an. Die Partei gilt als sexistisch und vertritt streng konservati­ve Positionen. So lehnt sie etwa Abtreibung­en vehement ab, ebenso die Homo-Ehe. Sie erwägt die Todesstraf­e und bezweifelt den menschenge­machten Klimawande­l.

Die dreifache Mutter Foster durchläuft in der nordirisch­en Regionalre­gierung mehrere Stationen, ist Umweltmini­sterin, Handelsmin­isterin und Finanzmini­sterin. Anfang 2016 übernimmt sie das Amt der Ministerpr­äsidentin in einer Zwangskoal­ition mit dem Vizechef Martin McGuinness von der katholisch-republikan­ischen Partei Sinn Fein. Doch Anfang dieses Jahres zerbricht die Regierung an einem Streit über ein Ökoenergie-Förderprog­ramm. Umso mehr dürfte es Arlene Foster gelegen kommen, dass sie nun von Theresa May umgarnt wird. Katrin Pribyl

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Foto: dpa

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