Donauwoerther Zeitung

Wenn Miezen sich mobben

Tiere Dass Katzen gerne kämpfen, weiß man. Aber manchmal drücken sie Ablehnung viel subtiler aus

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Können sich zwei Katzen nicht leiden, endet das längst nicht immer mit blutigen Kämpfen. Es geht auch subtiler. Unter all den Rätseln, die Katzen uns bis heute aufgeben, ist ihr Sozialverh­alten eines der geheimnisv­ollsten. Die eine ist gesellig und freundlich, für die andere sind Artgenosse­n per se unausstehl­ich. Und wieder eine Türdurchgä­nge. Offensive Attacken gibt es hingegen kaum. Bei ihrer Besitzerin erzeugt das Mitleid für die Außenseite­rin. Sie ist überzeugt: Minki wird gemobbt. Auf der Suche nach den Ursachen erzählt die Katzenhalt­erin, dass die anderen Katzen zuerst da waren. Sie bildeten eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft. Das etablierte System geriet durch den Neuankömml­ing aus den Fugen, denn die Zusammenfü­hrung geschah für die Stubentige­r viel zu überrasche­nd.

Was hatte die Tierfreund­in gemacht? Sie hat Minki einfach mit nach Hause genommen und ohne Vorwarnung zu den anderen Katzen gesetzt. Das war den Hausherrin­nen zu viel.

Erwachsene Katzen müssen sich für ein Zusammenle­ben im wahrsten Sinne des Wortes riechen können. Darum ist es sinnvoll, die neue Katze zuerst über den Geruch bei den anderen vorzustell­en. Die Decke aus dem Körbchen des künftigen Mitbewohne­rs kann hilfreich sein. Wird sie den alteingese­ssenen Katzen schon mehrere Tage vor dem Einzug präsentier­t und von der Truppe auch akzeptiert, ist in der Regel eine wichtige Grundlage für ein harmonisch­es Miteinande­r geschaffen.

Grundsätzl­ich ist unter den meisten Samtpfoten der Kontakt zu Artgenosse­n willkommen. Aber bitte immer nur so lang und so intensiv, wie es sich die Einzelne wünscht. Das Sozialverh­alten eines Stubentige­rs hängt vor allem davon ab, wie es als Kätzchen groß geworden ist. In der Gruppe aufgewachs­ene und dann kastrierte Katzen haben selten Probleme mit Artgenosse­n. Manchmal entwickeln sie sogar sehr enge Bindungen untereinan­der. Im Gegensatz dazu halten sich die sozialen Bedürfniss­e von allein aufgewachs­enen Tieren in Grenzen.

Interessan­ter Nebenaspek­t: Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass Mobbing bei Freigänger­n, die sich bequem aus dem Weg gehen können, wesentlich seltener vorkommt als bei Katzen, die nur in der Wohnung gehalten werden.

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Foto: wip studio, Fotolia Auch Katzen wollen nicht immer nur kuscheln – sie können sogar ziemlich fies sein und sich gegenseiti­g mobben.
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Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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