Geräte brauchen zu viel Strom
Die angegebenen Werte entsprechen oft nicht der Realität
Berlin Haushaltsgeräte ziehen im täglichen Gebrauch laut Studien oft mehr Strom, als die Hersteller angeben. Verbraucherschützer fordern deshalb: Der Stromverbrauch muss realistischer ermittelt werden. Nicht für alle Geräte seien die von der EU vorgegebenen Berechnungsgrundlagen „besonders nah an der Realität“dran, sagte Johanna Kardel vom Verbraucherzentrale Bundesverband. „Hersteller halten sich an Regeln, aber die Regeln sind die falschen.“
Dass die Vorgaben der EU nicht sehr verbrauchernah sind, sei nichts Neues. Die Tests sind darauf ausgelegt, vergleichbar und in jedem Labor wiederholbar zu sein. In Deutschland werden Produkte, die auf den Markt gebracht werden, stichprobenartig getestet – dabei wird auch der Verbrauch unter die Lupe genommen, erläutert Kardel. Aber: Die Tests laufen nach den wenig realitätsnahen EU-Vorgaben.
In einer Untersuchung mehrerer europäischer Umweltschutzorganisationen hieß es: „Standardisierte Produktmessungstests spiegeln nicht immer Alltagsbedingungen wieder.“Zum Teil seien sie außerdem veraltet. So werde etwa für den Test des Verbrauchs von TV-Geräten für das Energielabel noch immer auch ein zehn Jahre alter Videoclip eingesetzt. Neben Fernsehern wurden Spülmaschinen sowie Kühlund Gefrierschränke untersucht. In der Untersuchung wurden Tests angewendet, die realen Nutzungsbedingungen und der heutigen Technik gerechter werden sollen. So ergaben sich mitunter wesentlich höhere Stromverbrauchswerte.
Dass manipuliert werde, weist die Elektronikbranche zurück. „Die Hersteller von Elektro-Haushaltsgeräten schönen den Stromverbrauch ihrer Produkte nicht“, sagte ein Sprecher vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Die Energielabel hätten sich bewährt, seien aussagekräftig und gäben wichtige Orientierung.
Verbraucherschützerin Kardel zufolge tut sich bereits etwas: Eine vom EU-Parlament gebilligte Neuregelung sieht vor, Vorgaben zu erarbeiten, nach denen der Stromverbrauch von Geräten so gemessen wird, dass er Verbrauchergewohnheiten näherkommt. Außerdem soll Herstellern verboten werden, den Verbrauch unter Testbedingungen künstlich zu drücken. Da seien sich Politik, Verbraucherschützer und die meisten Hersteller einig.