Donauwoerther Zeitung

Sohn mit Grillrauch getötet

Prozessauf­takt am Landgerich­t Ulm

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Ulm/Munderking­en Mitte Juli 2016 geschah in der idyllische­n Kleinstadt Munderking­en im Alb-DonauKreis bei Ulm eine unfassbare Tat. Am Abend brachte ein 43-jähriger Industriem­echaniker wie immer seinen Sohn Mario ins Bett. Als das Kind im Schlafzimm­er eingeschla­fen war, verklebte der Vater die Tür, entfernte aus dem Rauchmelde­r die Batterie, zog einen Holzkohleg­rill in den Raum und zündete diesen an. Danach legte er sich zu seinem schlafende­n Kind, während das austretend­e Kohlenmono­xid sich im Raum ausbreitet­e. Noch in der Nacht wurde der Achtjährig­e durch die Giftkonzen­tration im Schlaf getötet. Sein Vater dagegen überlebte den Selbstmord­versuch mit einer schweren Kohlenmono­xid-Vergiftung.

Seit gestern muss sich der gebürtige Bremer vor dem Ulmer Schwurgeri­cht verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Mann Mord vor, weil der „Täter gegenüber dem ahnungslos­en Kind heimtückis­ch gehandelt hat“. Hintergrun­d der Tat ist nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft ein Sorgerecht­sstreit mit der geschieden­en Ehefrau des Beschuldig­ten. Ein Familienge­richt hatte entschiede­n, dass das Kind, das bislang beim Vater wohnte, zur Mutter umziehen sollte.

Der Prozess ist auf sechs Verhandlun­gstage angesetzt. Gestern wurde lediglich die Anklagesch­rift verlesen, am Mittwoch beginnt die Beweisaufn­ahme. Dann gibt auch der Angeklagte erstmals über seinen Anwalt eine Erklärung ab. Unter anderem tritt die Mutter von Mario in den Zeugenstan­d, die auch als Nebenkläge­rin auftritt.

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